Wolfenstein (PS3)
Ach waren das noch Zeiten, als man sich auf wahrhaft antiken Rechnern durch Naziburgen gekämpft hat. Die sind lange vorbei, Rechner heute schneller, Grafik opulenter und Wolfenstein nicht mehr auf dem Index, zumindest was den neuesten Auftritt von William B.J. Blazkowicz betrifft. Denn der Oldschoolshooter aus dem Hause id ist nach einer dem Gefühl nach nie endend wollender Entwicklungszeit zurück. Es verschlägt B.J. nach Isenstadt wo er dem Geheimnis eines Thule-Amuletts hinterher jagt und nebenbei die Nazis aus dem verschlafenen Städtchen vertreibt. Nazis? Natürlich nicht in der deutschen Version, denn hier heißen die Nazi-Scherzen Wölfe und sämtliche NS-Insignien wurden durch ein Wolfensteinlogo ersetzt. Dem spielerischen tut das keinen Abbruch, wobei wir Deutschen zusätzlich mit einem verminderten Grad an Gewaltdarstellung leben müssen. Da ich allerdings an herumfliegenden Leichenteilen so oder so wenig Gefallen finde, stört das den Tester nicht weiter. Die Wölfe aka Nazis versuchen sich die Macht der schwarzen Sonne unter den Nagel zu reißen und experimentieren um Isenstadt herum mit allerlei okkulten Teufelszeug herum. Ist das Gameplay zu Beginn noch gänzlich linear, öffnet sich Isenstadt nach der zweiten Mission in einer Ausgrabungsstätte und B.J. kann das Städtchen ganz in Open World Manier frei durchstreifen. Allerdings gibt es hauptsächlich drei Anlaufstationen: den Kreisauer Kreis, die mystischen Forscher vom Goldenen Morgen und den Schwarzmarkt. Auf letzterem deckt sich B.J. mit Upgrades für seine Waffen und seinen Schleier ein. Schleier? Nein, B.J. trägt keine Burka, vielmehr trägt B.J. ebenfalls ein Thule-Amulett welches ihm unterschiedliche Spezialfähigkeiten verleiht. Zum einen wäre da der "normale" Schleier, unter dem sich B.J. schneller bewegt und Schwachstellen von Gegner zu sehen bekommt. Des Weiteren vermag er die Zeit zu verlangsamen (was vor allem bei den happigen Bossgegnern von großem Nutzen ist), einen Schild vor sich zu errichten oder mit der letzten Spezialfähigkeit die Schilde der Gegner zu durchschlagen. Letzteres ist regelmäßig vonnöten, da auch die Gegner Zauberschilde vor sich errichten. Wohl dem, der diese zu durchdringen vermag. Der Einsatz der Thule-Magie verbraucht allerdings Energie und diese füllt sich nur langsam wieder auf, weshalb der Einsatz überlegt sein möchte.
   Darüber hinaus haben die Entwickler an Sammlernaturen gedacht. In ganz Isenstadt sind Dokumente, besondere Bücher und Gold versteckt. Während erstere Hintergrundinformationen liefern, gibt es für letztere den Schwarzmarkt mit seinen Möglichkeiten der Waffenupgrades. Die Bücher erweitern Dein Wissen um die geheimnisvolle Schleiermacht und ebnen den Weg zu weiteren Upgrades. Leider kosten alle Upgrades zusammen mehr, als es Gold im Spiel zu sammeln gibt, weswegen auch beim Schwarzmarkthändler wohl überlegt sein will, wofür man sein Geld ausgibt. Vor allem die Schleierupgrades sind teuer, aber auch sehr nützlich. Apropos Waffenupgrades. Die Waffen könnten abwechslungsreicher kaum sein. Von einer Standard-MP, über Maschinengewehr bis hin zu abgedrehten Thulemagiewaffen ist alles dabei. Da sollte so schnell nicht langweilig werden.

Leider merkt man Wolfenstein seine recht lange Entwicklungszeit an und so kann der Shooter spielerisch nicht gänzlich mit neuen Shootern mithalten. So sind es vor allem die Standardgegner, die sich durch mangelnde Intelligenz auszeichnen. Schießen, vorrücken, verschanzen – fertig. Das ist das Bewegungsmuster in den meisten Fällen. Demnach fällt es auch recht leicht sich die Standardgegner vom Leib zu halten. Die Bosse dagegen sind wie bereits erwähnt richtig knackig. Davon abgesehen, gibt es technisch aber wenig zu meckern. Trotz der alten id Tech 4-Engine (Doom 3) sind sowohl Umgebungen als auch Gegner sehr detailliert designt. Besonders hervorzuheben ist der Sound. Zum einen überzeugt die orchestrale Musik durchgängig, zum anderen ist die deutsche Synchro exzellent gesprochen. Da kann man sich auch mal mit einem NPC kurz unterhalten, ohne dass man verzweifelt wegdrücken möchte. Last but not least gehört zu einem Shooter natürlich auch ein Mehrspielermodus. Hier warten die neben den üblichen Teamdeathmatch (Wölfe gegen Widerstand) auch Missionen in den man bestimmte Ziele (wie z.B. bestimmte Geräte zerstören) erreichen muss. Dummerweise sind die Server von Wolfenstein extrem langsam. Trotz meines DSL-Anschlusses war es mir nicht vergönnt ein Spiel zu hosten, weil meine Bandbreite zu gering sei – ein Problem, welches mehrere Spieler beklagen. Hat man dann ein Spiel gefunden, ruckelt es – nach extrem langer Ladezeit - mitunter kräftig. Das Hauptproblem beim Onlinematch ist es, ein Spiel zu finden, das sauber läuft. Hat man dies geschafft, steht dem Spielspaß nichts mehr im Wege.

Bewertung:
4 von 6

Fazit:
Gerne hätte ich hier 4,5 oder 5 gegeben, allerdings war mir der Onlinek(r)ampf zu störend. Gerade beim Onlinezocken, will ich einen Raum hosten können oder einem Spiel beitreten und das ohne Probleme. Leider nicht bei Wolfenstein. In der Offlinekampagne dagegen gab es nichts zu meckern. Super Synchro, gute Grafik und Action satt. Dass der Shooter dabei etwas altbacken rumkommt, hat mich nicht weiter gestört, denn dafür gab es mein persönliches Retrogefühl inklusive. Shooter- und Wolfenstein fans greifen zu.

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