Wiz Khalifa im Hiphop.de Interview
So jung Wiz Khalifa auch ist, so lang ist doch seine Rap-Geschichte. Als er 2005 sein erstes Mixtape Prince Of The City releast, ist Wiz gerade mal 17 Jahre alt. Ein Jahr später folgt über Rostrum Records sein Debütalbum Show And Prove . Was dann folgt, ist die Blaupause einer klassischen Verheizung durch die Major-Maschinerie. Warner Bros. Music erkennt das Talent des Pennälers aus Pittsburgh und nimmt ihn unter seine Fittiche. Nach zwei Mixtapes erscheint 2009 mit Say Yeah die erste große Single. Der Song samplet die holländische Ravehymne Better Off Alone von Alice Deejay , ist ein Brett vor dem Herrn und geht vollkommen zurecht durch die Decke. Alles ist bereit für Wiz ’ Debütalbum First Flight – doch irgendwie will alles nicht so recht fluppen. Nach endlosen Verschiebungsfehden verlässt Wiz das Label. Kaum verwunderlich, dass sein zweites Album auf den Titel Deal Or No Deal hört. Wiz hängt jetzt mit Curren$y und Konsorten rum. Statt Trancegeboller und Charts stehen plötzlich Stoner-Lyrics und die Vernichtung jeder Menge Blunts auf dem Programm.
Ob und was das nun für ein Imagewechsel war – da sollen andere drüber entscheiden. Fest steht jedenfalls: Wiz hat mehr Spaß am Rappen als je zuvor und mit Snoop Dogg einen Unterstützer gefunden, der wie der Daumen auf das Kickloch passt. Hatten wir schon erwähnt, dass die beiden bald ein gemeinsames Buddy-Movie drehen? Nein. Ist auch noch in der Mache. Was schon fertig ist, ist Wiz ’ drittes Album Rolling Papers . Mit dem tourte der 24-jährige Mitte Mai durch Europa. Hiphop.de traf Young Khalifa zum Gespräch.   Ich habe so gut wie noch nie einen US-Rapper gesehen, der bei seinem Auftritt auf europäischem Boden – vielleicht auch generell – soviel Spaß hatte.
Danke dir, ich hatte wirklich eine gute Zeit. Aber was machen die anderen Rapper denn dann auf der Bühne? Naja, sie scheinen sehr gelangweilt. Sie lachen nicht viel, interagieren nicht mit dem Publikum und spielen allerhöchstens 45 Minuten. Eher 30.
Das könnte mir nicht passieren. Ich versuche jedes Mal die beste Show abzuliefern, die mir möglich ist. Mit richtig viel Energie - denn so fühle ich mich selbst, während ich hier durch Europa toure. Gibt es für dich persönlich denn einen Unterschied zwischen den Auftritten hier und in den USA?
Nein, eigentlich nicht. Ich habe über die letzten Jahre eine universelle Fanbase entwickelt, weißt du? Wir, also ich und meine Fans, haben die selben Sichtweisen. Uns machen die selben Dinge Spaß. Und selbst die Leute, die mich nicht kennen, kommen nicht mehr an mir vorbei und kriegen von meinen Fans genug Informationen, wenn es um die Show geht. Es ist wie eine kleine Familie. Als ich gestern Abend vor dem C-Club stand, in dem du aufgetreten bist, waren da eine Menge Look-A-Likes von dir. Sie hatten Chucks an, schwarz-gelbe Accessoires, Fensterglasbrillen. Einer hatte sogar den schwarz-blonden Afro! Wie fühlt sich so etwas für dich an?
Ich liebe das. Für so etwas mache ich das Ganze doch. Genau so ein Fan war und bin ich von anderen Künstlern doch auch. Sieh es mal so: ich habe den Look von diesen Leuten für diese Zeit in ihrem Leben geprägt. Sie tragen jetzt die Cargo-Shorts von Camel oder graue Sweatshirts und sind ein Teil von dieser ganzen Taylor Gang -Sache. Und egal ob sie sich dazu entscheiden, irgendwann mal anders rumzurennen oder nicht – ich bin immer ein Teil von ihrem Leben und sie werden sich an die Zeit, in der sie wegen Wiz Khalifa so rumgelaufen sind, erinnern.   Gab es eigentlich einen Punkt an dem du dich dazu entschlossen hast, genau diese Schuhe anzuziehen und sie zu einer Art Trademark zu machen?
(überlegt) Das hat sich im Laufe der Zeit so ergeben. Ich war immer sehr stolz darauf, ein Individuum zu sein und auch zu bleiben. Als ich anfing Chuck ’s zu tragen, war das in Pittsburgh schon ein Problem. Man trug dort halt einfach Air Force oder Timbs – aber ich kaufte mir nun mal die Schuhe, auf die ich Bock hatte. It was all about me, being me. Ich habe gelesen, dass du mal in Deutschland gewohnt hast.
Nein, ich habe nicht hier gelebt, aber ich bin des öfteren auf der Durchreise in Deutschland gewesen. Meine Eltern waren bei der Air Force und da sie in England stationiert waren, lebten wir lange Zeit dort. Da war ich aber noch sehr klein und habe nicht viel mitbekommen. Wie ist das für dich, wenn du jetzt durch Europa tourst und Interviews gibst? Auf solche Situationen wird man ja nicht vorbereitet, oder? Muss man das erst lernen: selbstbewusst zu sein, Interviews geben und vor hunderten oder tausenden von Menschen spielen?
(hustet lange) Ich war schon immer sehr selbstbewusst und hatte auch eine Ahnung davon, wie ich mich am besten in der Öffentlichkeit präsentiere. Und je länger du den ganzen Kram machst, desto selbstbewusster wirst du. Das lernt man im Laufe der Zeit und basiert alles auf Erfahrungen. Als 17jähriger wusste ich zwar, wo ich hinwollte, hatte aber keine Ahnung wie das ablaufen sollte. Mit 23 kann ich auf die letzten sechs Jahre zurückblicken und erkenne, wie das alles abgelaufen ist. Das macht es jetzt vielleicht einfacher – oder lässt es zumindest einfacher aussehen. Hattest du eigentlich schon immer vor, ein berühmter Rapper zu werden?
Definitiv – ich wusste nur nicht, wie man das am besten anstellt. Ich wußte nur, dass jeder der es geschafft hatte, eine Geschichte zu erzählen hatte, die mitunter recht lang sein könnte. Diese Geschichte hat sich auch bei mir entwickelt. Ich war auf einem Major, bin dort wieder abgehauen und habe es dann alleine versucht und mir einen ganz eigenen Marketing-Plan überlegt. Gab es eigentlich irgendwann mal den Moment, wo du hinschmeißen wolltest? 
Nein, das war für mich nie eine Option. Selbst als ich Warner verlassen habe, fühlte ich mich nicht wie auf dem absteigenden Ast. Es ging und geht immer weiter – und so lange das der Fall ist, fühle ich mich gut und werde weitermachen. It’s like a real you-can-do-anything-attitude. Letzte Frage: geht es dir eigentlich auf die Nerven, wenn die Journalisten dich ständig nach deinen Tattoos fragen?
(lacht) Ohja, selbst der Typ vor dir hat danach gefragt. (lacht wieder, und zwar dieses typische „ Tzahahahahaha “- Wiz-Khalifa -Lachen bitte!) Okay, ich würde trotzdem gerne wissen, was die Geschichte hinter dem Ninja-Turtle auf deinem Schienbein ist
Oh, das ist eine gute Frage. Die Leute fragen mich nie nach der Bedeutung, sondern immer nur, welches denn jetzt mein liebstes Tattoo ist oder wie viele ich eigentlich habe. Den Turtle habe ich, weil ich als kleiner Junge immer einer von den Teenage Mutant Hero Turtles sein wollte. Ich war so großer Fan von Donnatello und davon überzeugt, dass ich er war. Meine Mutter durfte mich sogar nur mit Donnatello ansprechen! (lacht)  

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