Whoo Kid - Whoo is Whoo
Mixtapes haben 50 Cent groß gemacht. Fiftys Guerrilla-Taktik hat zeitgleich das Mixtape Game wieder in ungeahnte Dimensionen gepusht. Kurz vor dem Auftritt der G-Unit in Oberhausen, trafen wir uns mit dem DJ hinter den Tapes. Im Essener Sheraton Hotel konnten wir uns über fast zwei Stunden seiner Zeit und eine Tonne Insider Infos freuen. Whoo Kid sprach mit uns über Eminems Rücktritt, G-Unit Germany, wie er Game zur G-Unit holte, wie er Snoop rettete, warum Jadakiss cool, aber verdammt dumm ist, warum letzteres auch für Green Lantern gilt, wie man ein erfolgreicher DJ wird, Mobb Deep, Mase, Donald Trump, The Alchemist - und nicht zuletzt: 50 Cent. Whoooooo Kiiid!

Was denkst du unterscheidet dich von anderen Mixtape DJs?


Ich unterscheide mich von anderen durch die Art der Promotion die ich mache. Außerdem breake ich neue Artists und liefer' den Leuten immer wieder neue Tracks, das unterscheidet mich von DJs die immer wieder die aktuellen Hits wiederholen. Mich rufen viele neue Rapper an, die wollen dass ich ihre Songs spiele. Ich arbeite mir den Arsch ab um immer wieder neue Freestyles zu haben. Wenn du eine CD von mir kaufst, bekommst du immer Sachen die es woanders nicht gibt. Außerdem bringe ich immer neue Hosts an den Start. Ich hole Hollywood Stars, Sport Stars und so weiter. Ich bin den anderen schon dadurch zehn Meilen voraus. Was dann dafür sorgt, dass ich ihnen hundert Meilen voraus bin, ist, dass ich 50 Cent habe, der dann mal eben zwanzig Freestyles in einer Woche für mich macht. Wann auch immer du irgendwo einen neuen Fifty-Song oder -Freestyle hörst, weißt du, "Whoo Kid wird bald mit einer ganzen CD rauskommen". Die anderen DJs arbeiten quasi für mich - wenn sie etwas von Fifty bekommen, warten die Leute nur darauf, meine neuen Sachen zu hören.

Was hat dich in diese Position gebracht?

Ich war immer einer der besten Mixtape DJs. Ich hab mein Ding gemacht, ich hab' schon früh Songs gestohlen. Die Leute begannen mich "Whoo Kid" zu nennen, weil sie sich fragten wer dieses Kid ist. Ich hatte Songs von Jay-Z, Nas, et cetera. Ich hatte Sachen bevor sie rauskamen. Dadurch habe ich 'ne Menge Chaos verursacht und mir einen Namen gemacht. Ich hab' damit aufgehört, weil die Rapper mich killen wollten. Jetzt mache ich meine Promo mit legalen Methoden, für die mich niemand umbringen will. Jetzt muss ich vor Rappern wegrennen, weil sie wollen das ich ihre Platten spiele.

Du hast Songs in die Billboards gebracht ohne die Rechte an Ihnen zu besitzen. Wie geht das? Wie kommt man damit durch?


Einige Leute waren darüber auf jeden Fall nicht begeistert. Puffy zum Beispiel, als ich unveröffentlichtes Material von Biggie rausgebracht habe, dass er nicht einmal kannte. Ich hab' die Aufnahmen damals einfach durch Beziehungen bekommen. Mich haben schon öfter Leute gejagt, wegen solchen Geschichten. Ich versteck mich dann hinter Fifty. Als bekannt wurde das ich an 'nem 2Pac-Song mit Fifty arbeite ["The Realest Killaz", Anm.d.Verf.], hat Afeni Shakur damit gedroht mich auf Tausende Dollar zu verklagen. Wer zur Hölle soll mich davon abhalten, etwas rauszubringen, dass dermaßen hot ist? Ich hab's natürlich trotzdem rausgebracht. Es lief sowieso schon überall, weil die Leute es bei meiner Show mitgeschnitten und gebootlegt haben.
Mir den Stress für gute Songs zu geben ist mein Beitrag für die Allgemeinheit und für Fifty.

Gehen viele Songs bei der G-Unit auf deine Arbeit zurück?

Was heißt viele?! Snoops Part auf "P.I.M.P." war zum Beispiel ursprünglich ein Freestyle. Fifty fand ihn so gut, dass wir den Verse auf's Album genommen haben. Das hat Snoop zurück gebracht. Versteh' mich nicht falsch, Snoop war immer ein verdammt cooler Kerl, aber er wirkte als Rapper irgendwie verloren. Er hatte nichts relevantes laufen zu diesem Zeitpunkt. Es war Zufall, dass er bei mir diesen Freestyle auf dem Beat aufgenommen hat und am Ende mit dem Song zurück in den Charts war. Eigentlich war der Remix für mein Mixtape, am Ende kam er dann auf's Album. Erst danach kamen Pharrel und "Drop it like's it hot", jetzt ist er zurück. Wie auch immer, Snoop ist mein Homie. Wenn er mich heute sieht ist es vorbei- "Lil' cuz, Lil' cuz,...Haitian Nephew". Als ich ein Kind war, war es mein größter Wunsch "Snoop Dogg" zu sein. Jetzt arbeiten wir zusammen und sind tight miteinander, dass kann einem schon den Kopf ficken.

Du hast mal gesagt, du hättest mit dem Auflegen angefangen weil man da nicht mehr machen muss als Musik zu spielen und Scheiße zu labern...

Das is' was ich tue, yeah...

...wenn ich mir die Storys anhöre die du erzählst, hab' ich das Gefühl, dass es heute für einen DJ hauptsächlich darauf ankommt, clever zu sein und zur richtigen Zeit mit den richtigen Dingen am Start zu sein.

Ja, ich kam in's Game indem ich einfach hart meinen Namen promotet habe. Das ist erst mal das wichtigste. Guck' dir jemanden wie DJ Premier an, der ist durch seine Beats eine Legende. Wenn sein Name auf dem Flyer steht, kommen die Leute - fertig. Jedes weiße Vorortkind kennt den Namen. Er ist so bekannt das jeder ihn mal auscheckt. Ich hab' damals einfach gemerkt, wie wichtig dieser Faktor ist. Deshalb kam ich mit meinem Shout "Whoooooo Kiid". Ich wollte nicht den gleichen Scheiß bringen, wie es die anderen tun "Yo, yo, yo. Ok, ok, ok..." und so. Was ich hab' kann keiner kopieren. Die Gunshots sind auch so'n Ding.

Vorhin hast du erzählt wie du zu deinem Namen kamst. Ich habe da eine andere Geschichte gehört...


Ja, die ursprüngliche Story war noch anders. Jedes mal, wenn meine Mum im Badezimmer übel kacken war und mein Vater später in den Raum kam, ist er so abgegangen. "Whoooweeeh!" - weißt du? Die andern in der Highschool sind deshalb jedes mal so abgegangen wenn sie mich gesehen haben. "Yo, that's the Whoo Kid...". Es war Zufall, dass mein Name so dazu passte, wenn Leute sich fragten "Who is this kid that stole my song?". Die Leute sollten mich heute "Whoo Man" nennen - ich bin alt inzwischen [Whoo Kid lacht; Anm. d. Verf.]. Ich sollte langsam aufhören mit dem Ganzen.

Im Ernst?

Ja Mann, ich werde in zwei Jahren aufhören. Mein kleiner Bruder wird dann übernehmen, "Whoo2" [an dieser Stelle kam sich der Autor erst mal verarscht vor; Anm. d. Verf.]. Das "Whoo Kid"-Ding wird weiter laufen. Ich hab da außerdem so einen Makaveli-Plan: ich hab' ungefähr dreihundert Drops aufgenommen. Wenn ich beim rumhängen mit Fifty irgendwann erschossen werde, werden die Leute denken, ich wäre immer noch am Leben. "Whoo Kid is still alive" und solche Dinger [Whoo Kid lacht; Anm. d. Verf.]. Weißt du, jeder könnte sonst meine Drops nehmen und damit Tapes verkaufen. Das "WhooooKiiid" und so. Es gab mal einen Typ in Mexiko, der sich für mich ausgegeben hat und damit Tapes verkaufte. Ich kann den Typ ja nicht finden, ich werde nicht für den Vogel nach Mexiko fliegen. Ich konnte das echt nicht glauben, als ich das gehört hab'!

Du hast deine Karriere ja auch mit klauen angefangen...

Ja, das Ding was Kayslay macht - so hab' ich's auch gemacht. Ich kannte einige Rapper in Queens, ich komme aus dem selben Viertel wie Kayslay. Die Leute haben ihn bei uns nicht gemocht, weil er mit den Rappern aus Queens nicht down war. Ich hatte gute Beziehungen mit LL Cool J, Nore, Nas, Mobb Deep und den ganzen Leuten. Wenn ich zum Beispiel wusste, dass Nas Beef mit Cormega hatte, oder Noyd einen Typen hasst, bin ich zu den Leuten hin gegangen und habe sie darauf angesprochen. Wenn ich einen Song hatte, habe ich die andere Seite angerufen und ihnen gesagt, "Ey, der Typ hat dich hier echt auf's Übelste gedisst...". Inzwischen gehe ich nicht mehr so ab. Ich glaube nicht, dass Beef Records etwas bringen, um zu verkaufen. Bei einem Battle hat man immer einen Gewinner oder zwei Verlierer. Meistens bekommt man zwei Verlierer, weil sich beide Seiten solange verarschen, dass kein Mensch mehr etwas davon hören will. Guck dir zum Beispiel Beanie Sigel und Jadakiss an. Die batteln sich seit zehn Jahren und bringen wöchentlich neue Freestyles raus. Ich bin mir sicher, sie sehen sich und reden normal miteinander. Die Leute merken irgendwann, dass das Bullshit ist. Ich will damit nichts mehr zu tun haben. Das ist wie eine Soap, weißt du. Wie bei Fifty und Game. Fifty geht da gar nicht so ab wie Jada. Er macht eine Platte und fertig. Er kaut das ganze nicht tausendmal durch. Jada hat vielleicht eine große Fresse, weil er nach wie vor gute Platten macht, aber sei doch mal ehrlich: du kannst nicht gegen einen Typen gehen, der zehn Millionen Platten verkauft hat. Da kannst du nicht gewinnen.

Also kann es in diesem Fall nur einen Gewinner geben und das ist Fifty?

Ja. Er hat zehn Millionen Platten verkauft, er hat mehr Ressourcen, die politische Power - wir touren um die ganze Welt. Wir waren an Plätzen, die diese Rapper niemals sehen werden. Wir treten vor Königen auf, wir waren in Dubai und ich habe für die verrückten Araber aufgelegt, solche Sachen. Jada kann Fifty dissen, aber er hat nicht die Herzen der Leute. Beef ist höchstens interessant wenn es so was wie Jay-Z gegen Nas ist. Der Scheiß war relevant. Das war unglaublich, zwei Rapper - die Geschichte gemacht haben - batteln zu sehen. Ich mag Jadakiss aber er reitet auf dieser Sache zu heftig rum. Guck' wie Lloyd Banks das mit "Warrior" gemacht hat. Der macht ein oder zwei Freestyles, dann kommt der Song - Boom! Fertig.

Ich habe mal gelesen, das Green Lantern euer Camp verlassen hat, weil er sich eingeschränkt gefühlt hätte, da er durch Fiftys Beef nicht mehr mit anderen Leuten wie Jadakiss arbeiten konnte. Ist so was für dich kein Problem?


DAS hat er gesagt [Whoo Kid lacht; Anm. d. Verf.]?

Ich hab das nicht von ihm gehört, ich hab's gelesen...

Er hat gute Beziehungen zu Dipset und Cam'Ron - Jadakiss was his Boy. Aber Jada hat ihn jetzt in eine Menge Probleme gebracht
[Gerüchten Zufolge, soll Green Lantern Jadakiss Informationen über geplante G-Unit Schachzüge zugespielt haben, was dann zum Rauswurf des "5 Star Generals" führte. Anm. d. Verf.]. Für mich gibt's da keine Probleme, ich arbeite auch mit Leuten außerhalb unserer Familie, ich breake eine Menge neuer Artists. Ich habe Down South gestartet, ich habe da angefangen neue Artists zu jagen. Jeder war damals hinter Nas her und so. Ich wollte dass meine CDs im Süden gebootlegt werden. Deshalb habe ich mir Freestyles von Cash Money und so weiter geholt. Ich hol' mir zum Beispiel was von neuen Leuten, dann was von Fifty und was von Juvenile, dann hast du am Ende ein Killer-Tape. Ich habe mir den Arsch aufgerissen um C-Murder und so weiter zu bekommen. Weißt du, wenn ich Snoop Dogg wollte, bin ich zu seinem Haus in L.A. geflogen, habe die Freestyles aufgenommen und bin wieder zurück. Andere sitzen in New York und warten das mal ein paar Rapper vorbei kommen.

Machst du das heute immer noch? In der Position in der du jetzt bist, jagst du da immer noch die Artists?

Ja, ich fliege überall hin. Für Young Jeezy, Chamillionaire. Wenn ich weiss, dass Chamillionaire hunderttausend CDs independent verkaufen kann, lohnt sich das auch für meine CD. Noch mal zu Jadakiss: ich habe ihn gemocht, aber der Beef geht jetzt schon so lange, da fängt man an anders über den Kerl zu denken. Ich dachte er wäre smart und cool, aber so smart kann er nicht sein, denn er disst uns immer noch ohne Grund. Ich war ein Fan von ihm, aber das ist einfach dumm. Weisst du, ich habe auch The Game zu uns gebracht und daraus wurde nichts als Chaos. Ich habe Fifty schon früh von The Game erzählt, aber er hatte viel um die Ohren. Ich habe dann einfach angefangen ihn auf meine Tapes zu packen. Erst dann hat Fifty ihn gesignt. Nachdem ich die ganze Arbeit gemacht hatte. Am Ende waren da einfach zwei Typen die Stress hatten, es lief nicht gut. Ich respektiere The Game noch, aber er geht zu weit. "G U-Not" und solche verrückten Sachen. Du musst schon wissen mit wem du's da zu tun hast. Anderes Beispiel: Jadakiss veröffentlicht Songs in denen er Eminem disst. Oder auch Styles, Styles P disst Eminem. Soll ich da noch Platten mit Jadakiss machen? Come on, das ist meine Familie. 80% der Kohle die ich mache, kommt von Eminem. Vielleicht 20% mache ich mit meinen Side-Businesses, aber das meiste kommt von Em. Warum soll ich mit Leuten arbeiten, die meinen Boss dissen? Er ist dumm, so was überhaupt zu sagen. Lantern ist ein Jadakiss-Fan. Es ist nicht schlimm, ein DJ und ein Fan zu sein, aber, come on, er ist ein großer DJ, da kann er nicht mehr so abgehen. Stell dir vor ich treffe Jadakiss und [Whoo Kid pitcht seine Stimme auf groupieesque Höhen, Anm. d. Verf.] "Oh my god, Jadakiss, oh shit..." - ich bin ein respektierter DJ, weißt du was ich mein'?! Wenn ich und Jadakiss uns treffen, können wir uns unterhalten, wir reden wie Homeboys. Er kann mich erreichen wenn er will. Keine Ahnung was mit Lantern los war. Er hat echt seinen Job riskiert. Wenn ich zum Beispiel höre, dass jemand Obie Trice gedisst hat, rufe ich ihn an und frage, was verdammt noch mal los ist. Der Typ würde wahrscheinlich nichts mehr mit mir zu tun haben wollen, weil er weiß, zu wem ich gehöre. Ich würde nie eine Platte spielen, auf der Obie Trice gedisst wird, weil das uns alle betrifft. Wenn Shady gedisst wird, werden wir gedisst, wenn jemand sagt "Shady ist wack", sagt er, wir sind wack. Es gibt so viele andere Rapper da draußen, warum soll ich Jadakiss hinterher rennen? Green Lantern ist das Risiko eingegangen und guck wie er jetzt da steht. Er legt jetzt auf ein paar Barbecue-Parties auf oder so. Wie kann man so eine Position verlieren? Ich wurde ungefähr sechs mal gefeuert, von Radio Stationen, auf Tour, whatever. Ich war in Situationen, wo man mir gesagt hat "Verpiss dich!", weil ich irgendwas versaut hatte. Aber Green Lantern hat sich in eine Situation gebracht, wo er auch wirklich bescheuert aussah, auch für die Öffentlichkeit. Er war in einer so guten Position. Du musst ihn mal noch mal interviewen - but make sure he wears the "asshole head". You know, make sure he has a head that says "asshole". Ich bin froh, dass Alchemist der DJ ist. Ich und Alchemist sind wie Brüder.

Du kommst aus Queens und sagst du warst dort immer down mit den verschiedensten Rappern, von daher sollte es auch cool für dich sein Mobb Deep jetzt bei der G-Unit zu haben.

Yeah, ich kenne Mobb Deep seit Jahren. That's like family, too. Ich kenne sie noch aus den Projects. Sie sind jetzt - kein' Plan, vielleicht 5 Fuß [ca. 1,50m; Anm. d. Verf.]?! Ich kannte sie schon als sie noch drei Fuß groß waren [Whoo Kid lacht; Anm. d. Verf.].
Ich kenne sie seit Jahren und es ist angenehm sie jetzt im Team zu haben. Sie ergänzen die G-Unit gut und sind Teil der Expansion. Wir können nicht einfach noch jahrelang mit den gleichen Leuten und dem gleichen Sound weitermachen. Wir brauchen neue Leute im Team wie Mobb Deep. Das macht unseren Sound abwechslungsreicher. Wir sind jetzt in einer Situation, in der wir das Game noch locker zwei, drei Jahre kontrollieren können, bevor wir auch nur einen Gang zurück schalten müssen. Es gibt einfach soviel scheiß Musik da draußen. Es gibt sogar Gerüchte das Lil Jon[ vielleicht bald zur G-Unit kommen wird. Überleg' mal, wenn das passiert. Das wäre verrückt. Das Game ist wie Monopoly, du musst expandieren [Kurz nach dem Interview gaben Lil Jon und 50 Cent bekannt, das G-Unit und Lil Jon's BME Records in Zukunft eng kooperieren werden (News); Anm. d. Verf.].

Glaubst du, die Leute werden Mase vollkommen akzeptieren? In deiner Show rufen viele an, die damit ein Problem haben, dass er jetzt bei G-Unit ist...

Ja, die sagen Sachen wie "Der Typ ist Priester" und so weiter. Er hat sich in eine Position gebracht, in der ihm sein Leben vielleicht nicht gefallen hat. Niemand sagt, dass man, wenn man einmal Priester war, immer einer bleiben muss. Er hat wahrscheinlich immer an Gott geglaubt und ist zu einem bestimmten Zeitpunkt einfach noch viel religiöser geworden. Ich kenne nicht die ganze Geschichte, aber offensichtlich hat ihm sein Leben so nicht mehr gefallen wie es damals war. Sein Label [Bad Boy Records; Anm. d. Verf.] hat ihn damals davon abgehalten, so zu sein wie er sein wollte. Er wollte Murder Mase sein, weißt du, "Children of the Corn" [Mase' alte Crew mit Cam'Ron und Big L; Anm. d. Verf.] und so weiter. Das Label wollte kommerzielle Platten von ihm. Sie haben ihn zurück gehalten. Mase hatte die heftigsten Punchlines vorher. Als er dann Priester war, weißt du, das ist wie wenn Michael Jordan aufhört Basketball zu spielen. Er wollte nicht da sein, wo er dann war. Nichts gegen Priester, aber wer will schon ein Priester sein? Da wär ich doch lieber "Mase"! Es war verrückt, dass er jemals Priester geworden ist. Warum wurde "Murder Mase" Priester? Das sollten sich die Leute fragen! Das ist, als würde 50 Cent Priester werden - es macht keinen Sinn. Mase will einfach seine Skills zeigen, er will beweisen, was er kann.

Du hast öfter erwähnt, das du viele neue Artists breakst und zum Beispiel auch Game zur G-Unit gebracht hast. Ist das eine deiner wichtigsten Aufgaben im Team, neue Artists zu finden?


Mehr oder weniger. Wir testen neue Artists mit meinen Tapes, wir testen, wie das Publikum auf sie reagiert. Wenn es klappt, bringen wir sie in eine Situation, in der Fifty alles rund um den Artist kontrolliert. Game war eine Art Joint Venture mit Dr.Dre und anderen. Wenn ich neue Artists finde, gucke ich wo sie herkommen, mit wem sie Connections haben und dann auf ihre Rap Skills. Dann packe ich die Beats dazu. Ich nehme nicht irgendjemanden. Du musst eine Crew haben, eine Geschichte. Wenn die Leute deine Platte kaufen sollen, musst du ihnen einen Grund dafür geben. Du musst zeigen können, dass du das bist, was du erzählst.

Andere Frage: wie hast du Donald Trump in deine Show auf Sirius bekommen?

Ooh, seine Kinder lieben unsere Musik. Gut das die Kinder nicht mitgekommen sind, wir hatten jede Menge Alkohol und Marihuana im Studio. Ich dachte er würde nicht kommen. Wir hatten an dem Tag Lil' Cease von Junior Mafia da, der hat noch locker fünfzehn Leute mitgebracht. Wir waren alle besoffen und plötzlich kommt einer der Securitys rein und sagt "Yo, Donald Trump steht draußen". Wir waren erst mal geschockt und haben überlegt, wie wir den ganzen Rauch rauskriegen. Es war aber sowieso zu spät, er war schon auf dem Weg zum Studio. Wir hatten auch Stripperinnen da, die halbnackt während der Live Show im Studio saßen. Den Typen war's deshalb auch egal, ich hab' sie einfach mit den Girls in einen anderen Raum geschickt. Wir hatten aber immer noch an die fünfzehn Leute im Studio. Ich hab' noch überlegt, wie ich die ganzen N***as rauskriege, da geht plötzlich die Tür auf und wir stehen Donald Trump gegenüber. Es war totenstill für eine Minute, wir haben uns einfach nur angestarrt. Es war, als hätte er uns gerade beim klauen erwischt. Das war fuckin' Donald Trump! I was like "Okay, sooo...we're live on air..." - ich hab' meine Ansage gemacht. Man sah das er sich nicht wirklich wohlfühlte. Als ich dann anfing ein paar G-Unit-Songs zu spielen, kamen wir langsam in's Gespräch. "Ah, yeah, 'Just a lil' bit", das ist der schönste eigentlich. Der läuft auch andauernd...", so in der Art. Dann haben wir über Politik gesprochen, er hat erzählt wie er die Leute hasst die das World Trade Center plattgemacht haben und was er mit Osama Bin Laden machen würde. Er hat hart angefangen zu fluchen. Beim nächsten Song begann er dann sogar zu tanzen. Eine Strähne löste sich aus seinem Scheitel, er hat versucht das wieder zu richten und ein Kollege empfahl ihm, Spucke drauf zu packen. Wir hatten echt Spaß. Fifty hat vom "Get rich or die tryin'"-Film Set in der Show angerufen, als er gehört hat wen wir zu Gast haben. Insgesamt war Donald Trump bestimmt eine Stunde bei uns. Er hat richtig bei uns abgehangen, wir haben ihn ja nicht mal dafür bezahlt. Der Mann ist Milliardär, der war wirklich Gold wert für uns. Es war echt verrückt den Typen bei einem Haufen Schwarzer rumhängen und tanzen zu sehen. So sieht unsere Show aus. Wir hatten auch schon Porno Stars da, eine hat sich auch ausgezogen. Kanye West und Common waren letztens da. Viele Schauspieler kommen gerne, weil sie Rap hören, aber in den meisten Shows da kaum drüber sprechen könnten. Bei uns können sie fluchen, was auch immer sie wollen. Jeder in L.A. hört uns. Als Paris Hilton bei uns war, rief Kelly Osbourne an und meinte live on Air zu ihr, sie solle aufhören Scheiße über sie zu erzählen. So läuft das, wir holen berühmte Leute, alles was Leute neugierig macht. Eine Story zu Donald Trump hab' ich noch.

Okay...

Er hat ja diese TV-Show ["The Apprentice"; Anm. d. Verf.], in der er Leute feuert und so weiter. Er hat mich und Tony Yayo dahin eingeladen. Wir sollten bei einer Auktion mitmachen. Das war eine Aufgabe der Kandidaten: sie sollten bei einer Auktion gegen bekannte Leute steigern. Es ging um einen Sugar Ray Leonard-Boxhandschuh. Tony wollte angeben und hat gut mitgemacht. Er kam gleich mit tausend Dollar, danach ging's ziemlich schell weiter, der Raum war voll mit Milliardären. Irgendwann bietet der dumme Arsch zehntausend Dollar - und keiner sagt mehr was. Jetzt hat er einen zehntausend Dollar Boxhandschuh. Trump hat sich kaputt gelacht.

Was glaubst du, wie weit ihr das ganze G-Unit Ding noch bringen könnt? Fifty träumt ja davon eines Tages ein wirkliches Major Label zu haben und unabhängig auf höchstem Level mitzuspielen.


Er signt eine Menge neuer Leute und baut die Marke "G-Unit" immer weiter auf. In ein paar Jahren kann er der Präsident eines großen Labels mit den verschiedensten Rap Artists sein und hundert, zweihundert Millionen im Jahr umsetzen. Jetzt macht er so fünfzig Millionen. Wenn sein Film ["Get rich or die tryin'"; Anm. d. Verf.] rauskommt, wird das für dieses Jahr noch mehr. In der Position in der er ist kann er alles machen. Und er ist ein cleverer Mann.

Wie lange kennst du Fifty jetzt schon?

Seit sieben Jahren. Vielleicht sogar länger. Ich kannte ihn schon als er noch kein Rapper war, als er noch in meiner Nachbarschaft unterwegs war und Leute gejagt und verkloppt hat. Ich hatte Angst vor ihm.

Aber dich hat er nie verkloppt?

Nein, I avoided his punches. Er hat mir schon früh die Möglichkeit gegeben seine Konzerte mitzuschneiden und Mixtapes zu verkaufen. Heute sind seine Konzerte wie meine Mixtapes - mit den Gunshots und so. Wir waren immer connected. Deshalb wirst du's auch nich erleben das ich einfach gefeuert werde. Das ist so ähnlich wie bei Yayo. The original family will never be seperated. Wir waren alle Loser, die versucht haben Musik zu machen. Wir waren in sämtlichen abgefuckten Clubs Amerikas. Schießereien, Schlägereien - wir haben tausend mal gekämpft, wir sind durch den Dreck gegangen um dahin zu kommen wo wir heute sind. Niemand kann sagen wir wären aus dem Nichts gekommen. Ich habe überall aufgelegt in Amerika. Heute lege ich nur noch für einen Haufen Geld auf. Die Leute bezahlen für meinen Namen. Ich habe hart für diesen Namen gearbeitet. Mein erster Host auf einer CD war übrigens Busta Rhymes. "Put your Hands were my eyes can see" war ein großer Hit damals. Danach kamen sie alle: Aaliyah, DMX, jeder der wichtig war. Wenn du hier ein DJ bist: geh' nach Amerika und finde Leute die das für dich tun. Oder bezahle "Dirty Guys", die Musik für dich klauen.

Du willst dich in Zukunft dann eher auf deine Side-Businesses konzentrieren?

Dieses Jahr werde ich mit meinen Companys Gas geben. Ich mache DVDs, Radio, Fernsehen, Street Marketing, alles.

Und du willst auch in anderen Ländern als den Staaten arbeiten?

Ja, ich versuche Türen zu öffnen. Wenn man drüber nachdenkt: in jeder Stadt in Amerika gibt es China Town, Little Italy, russische Communities, deutsche Communities und überall hören die Kids Rap. Sie haben nur meistens niemanden zu dem sie aufschauen können. Ich spiele in meiner Radio Show eine Menge Tracks in anderen Sprachen. Und die Leute mögen es. Ich bin Franzose und Haitianer, ich habe andere Kulturen in mir. Andere können das nicht bringen in ihrer Show deutsche oder französische Rapper zu spielen, ich kann das. Ich habe in anderen Ländern Erfahrungen gesammelt. Ich habe Rapper getroffen und so. Mir fehlt nur noch jemand der mir sagt wer heiß ist und wer nicht.

Könntest du dir vorstellen jemanden aus Europa in der G-Unit zu haben?


Ja! Wir hoffen bald G-Unit Europe zu gründen. G-Unit Japan, whatever. Alles ist möglich. Man muss nur einen Song haben, der die Türen öffnet. Ich hatte einen sehr coolen japanischen Rapper, mit einem sehr nicen Flow. Ich hab ihn auf eine CD mit Jay-Z gepackt, die es exklusiv in Japan gab. Das "Red Album". Es gab Leute in Iowa und Tennessee die den Scheiß geil fanden, auch wenn sie kein Wort verstanden haben. Es kommt da auch immer stark auf den Beat an. So öffnet man Türen. Zu Jin habe ich gesagt, er soll auf Chinesisch rappen. Wir hatten einen bekannten japanischen Rapper mit der er einen Song machen sollte und ich habe ihm gesagt "Kein Englisch". Es muss Chinesisch und Japanisch sein. Das ist dann etwas, was man noch nie gehört hat, etwas das zwei Kulturen zusammen bringt und Türen öffnet. Die Japaner standen total drauf. Die studieren meine CDs richtig, gucken wie Whoo Kid das macht und das mischt. Ich habe mir als Host einen Schauspieler geholt der in einem bekannten Yakuza Film mitgespielt hat, der da so ein Klassiker ist, wie "Goodfellas" oder "Der Pate" bei uns. Genauso würde ich mir hier in Deutschland zum Beispiel einen bekannten Schauspieler aus einem Gangster Film holen. Dann hast du den bekannten Dude mit dem die Leute sich identifizieren können, die ganzen deutschen Rapper und Leute wie Fifty oder Nas mit denen ich das dann mischen würde. Das Prinzip funktioniert überall, man muss natürlich dafür sorgen, den Leuten in jedem Land das zu geben, womit sie was anfangen können. Leute in Amerika können nicht viel mit Rap auf deutsch anfangen, die wollen etwas anderes. Bei Leuten in Deutschland ist es cool, dass sie Hip Hop lieben und die amerikanischen Sachen hören. Aber es ist natürlich unvorteilhaft, dass die Artists aus den Staaten hier hin kommen, Geld machen und gehen, es aber keine Möglichkeit für deutsche Acts gibt in den Staaten Geld zu machen. Man muss eben diese Türen kreieren.

Kennst du Rapper aus Deutschland?


Ich kenne einen ganzen Haufen aber ich habe keine Ahnung von deutschem Hip Hop. Ich muss mir mal Zeit nehmen mich damit zu beschäftigen. Ich konzentriere mich zuerst auf Japan und spanische Sachen. Noch davor steht UK an. Ich habe da schon eine Crew die in London alles killt, mit der sich vielleicht auch Leute in den Staaten identifizieren können. Früher dachten die Leute bei uns immer, in England gäbe es nur Dancehall-angehauchte Sachen. Ich will Leuten helfen rauszukommen und für meine Arbeit dann natürlich auch den verdienten Respekt bekommen.

Das werden dann also die Sachen sein mit denen du dich nach deiner DJ Karriere beschäftigen wirst?

Ja, definitiv. Das werde ich weiter machen. Das DJ Team wird für mich arbeiten. Ich werde an alle relevanten Plätze reisen und rechèrchieren wer da der richtige DJ für uns ist und was wo gut ankommt.

Wo wir grade über Leute reden die mehr oder weniger raus aus dem Game wollen: glaubst du Eminem wird aufhören? Während des Sommers gab es da einige Gerüchte und Dementis.


Oh, hell no! Er ist zu gut und vielseitig um aufzuhören. No way Eminem is quittin'. Man sollte so einen Bullshit nicht glauben. Hat Jay-Z aufgehört? Diese Typen sind einfach zu gut. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Eminem aufhört Songs aufzunehmen. Für mich ist Eminem der illeste Rapper ever. Aufhören - no way. That's like Mase becomming a priest - es macht keinen Sinn. Eminem ist wie Gott, the great white hope. An alle weissen Rapper: don't let him quit! Wenn er aufhören will holt euch eine Knarre und zwingt ihn weiter zu machen.

Sind schon CDs von deinem Bruder draußen?

Er macht jetzt Sachen auf Shady 45, DJ Man Dog. Wenn der Wandel dann vorbei ist wird er Whoo2 sein. Ich werde bald eine CD mit ihm machen. Ich habe noch einen kleineren Bruder, den werde ich vielleicht nach Europa schicken um sich hier um die Sachen zu kümmern. Ihr werdet noch viel von mir hören, auch was das produzieren angeht. Bei mir läuft noch einiges.

Okay, vielen dank für das Interview!

Kein Problem, gerne. Noch eine Tasse Kaffee und dann gehts ab zum Konzert.


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