Vater & Frau: Kool Savas enthüllt, wieso ihm die Proteste im Iran nahegehen
Kool Savas in urbanem Umfeld

Vor einem Jahr starteten im Iran nach dem Tod der 22-jährigen Mahsa Amini landesweite Proteste gegen das dort herrschende Mullah-Regime. Im Zuge dessen wurden zahlreiche regimekritische Rapper wie Toomaj Salehi festgenommen und gefoltert. Auch hierzulande ist der Support für die Protestierenden im Iran sehr groß: Vor allem Kool Savas hat sich schon mehrere Male für die Freilassung von Toomaj Salehi und Co. ausgesprochen. In dem WDR-Podcast "Iran im Herzen" hat KKS darüber gesprochen, warum ihn das Schicksal der iranischen Protestbewegung persönlich so nahegeht.

Kool Savas spricht über den iranischen Teil seiner Familie und seinen Vater

Zum einen sei Kool Savas familiär sehr mit dem Iran verbunden. Seitdem er mit seiner iranischen Ehefrau verheiratet ist, habe er tiefe Einblicke in die iranische Kultur erhalten und verbrachte auch schon zwei Wochen in dem Land. Durch seine Frau und den gemeinsamen Sohn fühle sich Savas jetzt zu einem gewissen Maß als "Teil der iranischen Community in Berlin", weswegen ihn dann natürlich auch der Zustand des Landes sehr mitnimmt.

Auch das Schicksal des iranischen Rappers Toomaj Salehi geht Kool Savas speziell wegen seiner eigenen Familiengeschichte sehr nahe. Denn seine Eltern waren beide ebenfalls politisch engagiert und sehr systemkritisch. Zu der Zeit war KKS sechs Jahre alt und lebte mit seiner deutschen Mutter und seinem türkischen Vater in der Türkei. Sein Vater habe damals eine Druckerei betrieben, in welcher er auch insgeheim linke Zeitschriften abdruckte - bis ihn einer seiner Mitarbeiter bei den Behörden verraten hat. Savas und seine deutsche Mutter schafften es zurück nach Deutschland zu flüchten, sein Vater musste jedoch wegen seiner politischen Gesinnung fünf Jahre in einem türkischen Gefängnis verbringen. Ähnlich wie Toomaj Salehi, der vor Kurzem wegen seiner regimekritischen Texte von den iranischen Behörden verhaftet, gefoltert und schließlich zu sechs Jahren Haft verurteilt wurde. Davor hat Kool Savas riesengroßen Respekt:

"Ich hab meinen Vater immer gefragt, wie er die ganzen Jahre im Gefängnis, die Monate unter Folter, überstanden hat. Bei ihm war es so [...], woran er glaubt, da steht er auch 100 Prozent hinter. Sein eigenes Leben bereit sein zu riskieren oder auch zur Not zu verlieren, da musst du von der Sache zu 100 Prozent überzeugt sein. [...] Ich könnte das nicht, ich bewundere das."

Die ganze Podcast-Folge könnt ihr euch hier ansehen.

Die Rolle von Rap und Musik in der iranischen Revolution

Auf die Frage, ob Musik und Rap einen hohen Stellenwert in der iranischen Revolution hat, kann Kool Savas nur mit "Ja" beantworten. Speziell die Ballade "Baraye" von Shervin Hajipour sei ja schließlich um die ganze Welt gegangen und wurde unter anderem von der britischen Band Coldplay gecovert. Für Savas könne Musik stärker als jedes andere Medium Empathie erzeugen und Dinge vermitteln, die man sonst länger recherchieren müsste.

Warum "Baraye" so eine tragende Strahlkraft hatte, erklärt die Schauspielerin und Sängerin Jasmin Shakeri, die ebenfalls Gast im Podcast ist, so:

"Wenn du einfach die Bedürfnisse der Menschen zusammenfasst und als Lyric rausbringst, dann ist es so, als hättest du in drei Minuten all das, wofür es sich zu kämpfen lohnt, zusammengefasst und veröffentlicht. Da kommt halt keine politische Rede gegen an."

Mehr über die Rolle von Hiphop und Rap in der iranischen Protestbewegung könnt ihr hier lesen:

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