Toni L - Die Rückkehr des Paten
Das diesjährige Splash war mehr als nur ein Festival. Was keiner weiß im verborgenen - in dunklen Räumen fand auch ein "Familientreffen" statt. Der Heidelberger Pate traf sich mit dem HipHop.de Paten um über weitere Aktionen der Deutschen HipHop-Mafia zu beraten. Eigentlich dürfen Protokolle dieser Art nicht in die Öffentlichkeit aber wir machen dieses Mal eine Ausnahme...

Warum hat es eigentlich so lange mit deinem ersten Soloalbum gedauert? Was hast du die ganze Zeit über getrieben?


Wir sind eine Familie und machen die Dinge immer gemeinsam. Kreativität messe ich auch nicht in Zeit. Ich sage mir nicht ich brauche drei Monate für ein Album, sechs Monate oder ein Jahr, sondern es passiert und irgendwann ist es eben dann fertig. Wenn ich es in Zeit fassen würde, könnte ich dir gar nicht sagen wie lange ich gebraucht habe.
Weil in dem Moment wo du aufnimmst und Texte schreibst und eben in der Vision lebst bis das Album fertig ist, in dieser Phase denkst du nicht in der Zeit. Du denkst an Zeit, wenn du in nem Job bist und weißt, dass du um fünf draussen bist und mit deinen Kollegen was trinken gehen kannst.

In der Zeit seit „Der Pate“ habe ich sehr viel getan: Ich habe eine Crew gegründet „La Connessione“ ich war viel in Italien, Belgien aber auch in Amerika und habe dort Workshops gegeben. Ansonsten war ich an Torchs Seite um sein Album „Blauer Samt“ mitzupushen. Und nun ist es genauso, dass Torch neben mir steht und mir Rückendeckung beim „Funkjoker“ gibt – wie gesagt ein Familiending eben.

Wie siehst du denn die italienische Szene? Kannst du uns da ein wenig darüber erzählen?

Die italienische Szene ist eine sehr echte Szene. Da die Medienlandschaft in Italien sehr kommerziell ausgerichtet ist, hat es die Szene dort aber vergleichsweise sehr viel schwerer als in Deutschland um hohe Verkaufszahlen zu erreichen. In Deutschland ist es da einfach etwas bequemer. In Italien gibt es auf jeden Fall eine große Breaker- und Writerszene, krasse DJs –also wirklich die kaputtesten und verrücktesten DJs – sowie geniale Rapper es ist dort sehr viel Potential vorhanden und es passiert auch sehr viel. Das bekommt man leider nicht so viel mit in Deutschland.

Lass uns mal über die italienische „Politszene“ reden. Wie beurteilst du die italienische Regierung und hältst du eine Person wie Berlusconi, die in Italien die Macht in sich vereint, nicht für gefährlich v.a. im Bezug zum Rechtsruck in Europa?

Ja natürlich! Das ist obergefährlich. Es gibt wenige in Italien die mit dieser Situation zufrieden oder glücklich sind. Es gibt auch genügend Leute die dagegen kämpfen. Genauso hier in Deutschland stehen die Wahlen an und auch hier besteht die Gefahr, dass man eine Regierung bekommt, die auch ziemlich rechtslastig sein könnte. Da muss man immer aufpassen und schauen, dass man die Verantwortung trägt um seinen Teil dazu beizutragen um dagegen anzukämpfen.

Okay nun lass uns aber mal über dich sprechen. Ich habe bei deinem Splash-Auftritt dieses Jahr mit gewisser Überraschung gesehen, dass du selber zur Gitarre gegriffen hast. Außerdem warst du mit Liveband am Start. Seit wann spielst du denn Gitarre und v.a. wie kamst du auf die Idee eine Liveband auf die Bühne zu nehmen?

Zur Liveband: Mein Album ist sehr funklastig. Im Text der Single „Der Funkjoker“ werden 52 Funkbands aufgezählt was den Hintergrund hat, dass mich Funk und auch Soul schon sehr früh in Kindesjahren geprägt hat. Und diese Bands spielten damals eben alle mit Livebands, weil der Funk eben aus der Livemusik kommt. Ich habe als junger Kerl auch Gitarre gespielt und habe damals versucht diese ganzen Funkstücke selber nachzuspielen. Das war mein Ding damals. Und heute habe ich die Gitarre eben wieder für mich wieder entdeckt und habe auf dem Album auch teilweise selber Stücke mit der Gitarre eingespielt. Und da ergibt dann eins das andere und da nehme ich dann meine „Funky Axt“ auch mit auf die Bühne um den Leuten zu zeigen, dass Toni L auch noch so was mit drauf hat.

Wer war denn für die Beats auf dem Album verantwortlich?

Also den größten Teil hat Boulevard Bou gemacht. Zwei Tracks kommen von Torch, einer von Ebony Prince einer von RickSki und einen habe ich selber gemacht.

In Sachen Gäste hast du ja auch allerhand Leute eingeladen - aber eigentlich stammen die alle aus deinem Umfeld oder nicht?

Mit Souterrain Squad, CNN Crew aus Belgien und Gente Guasta haben wir ja die Crew „La Connessione“ und die sind alle mit drauf. Das heißt Gente Guasta, Rival von CNN und Defi J von Souterrain Squad sind drauf. Killa Kela wird zu hören sein. Natürlich fehlen auch Torch und Bou nicht. Eigentlich alle Leute meiner Familie

Es geht mir eben darum, dass alle diejenigen, die mich neu kennen lernen sehen, wo ich herkomme und meine Familie mitpräsentiert bekommen. Da war es mir eben sehr wichtig, dass wenn Toni L ein neues Album macht, dass die Leute eben auch diese Menschen mitpräsentiert bekommt.

Spielt da auch ein Stück weit der europäische Gedanke mit rein, dass es dir wichtig ist v.a. europäische Leute zu repräsentieren?

Also nicht wichtig in dem Sinne, dass ich jetzt etwas Europäisches machen müsste. HipHop kennt für mich von je her keine Grenzen und ist etwas internationales. Ich lasse mich von den gezogenen Grenzen der Staaten nicht beeinflussen und bewege mich auch gerne über die Grenzen hinweg und tausche mich dort gerne aus. Ich schaue einfach gerne über den deutschen Tellerrand hinaus um neue Dinge entstehen zu lassen und zu kreieren.

Für uns ist es inzwischen so, dass wir uns in diesen Spots auch recht wohlfühlen. Wir fühlen uns da einfach zu Hause und bewegen uns dort mit der gleichen Selbstverständlichkeit wie in Heidelberg. Und die Leute von dort sind auch bei uns in Heidelberg zu Hause – es ist einfach eine Familie.

Was erwartet und denn textlich vom Funkjoker? Mein erster Eindruck war, dass neben Partystücken auch nachdenklichere Sachen am Start sind.

Du bekommst auf jeden Fall Toni L-Styles gekickt. Du kriegst aber auch Inhalte transportiert wie z.B. auf „Sind wir Gäste“, das inhaltlich in der Tradition von „Fremd im Eigenen Land“, „Dummerweise“ oder „Operation Artikel 3“liegt. Du bekommst aber auch das Meer – die „Tiefe des Meeres“ die in jedem Menschen steckt. Und du bekommst mit dem B-Boy-Track einen funky Track der extra für die Breaker da draussen gemacht wurde. Ansonsten gibt es natürlich auch eine Menge Abgeh-Tracks, die nur nach vorne gehen um dir eine gute Zeit zu bescheren.

Im Grunde genommen ist alles zusammengesehen die Aufteilung meiner Realität. Das heißt, wenn ich sage „Sind wir Gäste“ und politischen Anspruch habe, dann habe ich den prozentual auch mit meiner Kunst eingearbeitet wie ein Track, mit dem ich auf die Bühne gehe um die Leute zu rocken. Es wird einfach die Tradition des Toni L. auf ein nächstes Level fortgeführt.

Wird es eigentlich eine AC Reunion geben?

Zu AC kann ich sagen, dass wir uns nie getrennt haben. So gesehen war „Linguist“ eben nur in den letzten sechs Jahren nur in der Weltgeschichte verschollen und ist nun wieder aufgetaucht. Von da her muss man schauen, dass man erst einmal eine musikalische Beziehung zueinander entwickeln um wieder zusammenarbeiten zu können. Das entscheidet die Zeit.

Ein neues Album ist ja nie ausgeschlossen, weil wir immer für Überraschungen gut sind. In Heidelberg tickt die Zeit anders und deshalb muss man sich hier nicht auf einen Zeitraum fixieren.

Was geht denn sonst noch so in eurem Umfeld?

Wir haben natürlich diese 50 Mcs Geschichten gemacht und haben in näherer Zeit noch viele Ideen und Projekte vor. Aber ich kann da leider keine Konkrete nennen, weil wir da einfach flexibel bleiben wollen. Da steckt aber auch sehr viel Potential drin, das noch „ausgeschlachtet“ werden sollte und sicherlich auch wird.

360 Grad Records hat ja seine eigene Philosophie - was bekommen wir denn in Zukunft aus eurem Hause zu hören?

Es ist so, dass 360 Grad kein Label ist, dass sich mit anderen Labels messen möchte in der Form, dass wir so und so viel Releases im Jahr droppen müssen. Sondern es ist die Basis für unsere Kreativität, für unser Schaffen das wir unser Zeug eben im Familienkreis unabhängig machen können. Und teilweise geschieht es eben, dass man andere Leute einlädt um auch andere Dinge zu machen. Wir haben ja damals z.B. auch die Stylewarzmaxi mit „Heiss wie Feuer / Kalt wie Eis“ gemacht. Wir machen auch sehr viele verrückte Sachen die wir eben nicht immer gleich an die große Glocke hängen sondern es ist eine Geschichte, die für die Basics stattfindet, damit man immer unabhängig vom Trend ein Heim haben auf dem wir unser Zeugs machen können.

Ich mein man redet zwar nicht von Geld, aber ihr müsst doch trotzdem von irgendwas leben. Reicht denn die Musik allein um eure Mieten zu bezahlen?

Doch! Wir sind doch Großverdiener! Ich trete hier auf dem Splash auf und gebe für HipHop.de Interviews – ich hoffe das ist alles Cash (Zeigt auf meinen Rucksack). Von daher haben wir da keine Probleme. Finanziell geht es uns gut und wir können von der Musik ganz gut leben. Wir haben uns da etwas aufgebaut womit wir zufrieden sind. Ich brauch auch keine fünf Ferraris mir reichen da zwei deswegen geht es uns ganz gut.

Am 09.09. kommt das Album "Der Funkjoker"...was kommt sonst noch?


Ich bin mit Stylewarz und D-Flame auf Tour vom 18.09. bis zum 03.10.. Ansonsten wollte ich noch selbst einmal auf Tour gehen, aber das ist noch nicht sicher. Es wird noch einiges kommen. Wir haben so viel Ideen und deshalb lasst euch überraschen. Am 09.09. sollte sich jeder mal den Funkjoker reinziehen.

Wir danken für das Gespräch!
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