Talib Kweli and his Beautiful Struggle
Mit normalem Standard-Hiphop hat Talib Kweli nichts zu tun. Er hebt sich von der Masse ab, sowohl durch seine tiefsinnigen Texte, als auch durch sein außerordentliches Können. Im Rahmen seiner Tour, ergab sich die Möglichkeit zu einem persönlichen Gespräch mit dem Mann, der spätestens seit der "Reflection Eternal"-LP eine lebende Legende ist. Für ihn sitzt man sogar gerne in der Hilton-Lobby, deren Lärmpegel mit Baustellen und Test-Alarmen einem Flughafen alle Ehre machen würde. Ein ruhigeres Plätzchen wurde dann doch noch gefunden und wir konnten etwas über seine Einstellung zur amerikanischen Politik, seine Meinung über die deutschen Hiphop-Fans und über sein neues Album erfahren.

Momentan bist du mit den Beastie Boys auf Tour. Wie kam es zu dieser Kombination?

Ich wusste, dass sie auf Tour gehen wollten, da sie auch ein neues Album veröffentlicht hatten. Tatsächlich gibt es aber keinen besonderen Grund, warum ich mit ihnen auf Tour gegangen bin. Es war etwas, das wir geplant hatten und das Management hat es dann organisiert.

Was hälst du von ihrer Musik?

Die Beastie Boys sind großartig. Ich meine, sie sind eine legendäre Gruppe. Sie haben eine großartige Fangemeinde und ich kann eine Menge von ihnen lernen, indem ich ihnen einfach nur zugucke.

Du hast jetzt schon mehrere Konzerte in Deutschland gespielt. Wie findest du das deutsche Publikum? Gibt es einen Unterschied zu einem amerikanischen Publikum?

Das Publikum in Deutschland ist schon sehr unterschiedlich. Berlin ist eine Großstadt und dort gibt es auch ein Großstadt-Publikum, in kleinen Städten gibt es ja oft nicht soviele Konzerte und manchmal sind deshalb die Reaktionen der Fans dort besser. Ganz ehrlich, die Show, die ich letzte Nacht gespielt habe, war eine der besten Shows, die ich jemals gemacht habe (Anm.d.Red.: Darmstadt). Die Reaktionen des Publikums waren einfach unglaublich! Die Show in Berlin mit den Beastie Boys war härter, aber dennoch eine sehr gute.

Du warst in Deutschland auf dem Splash Festival. Kanntest du es schon vorher und wusstest du, dass es so ein großes Event ist? War es dein erster und dein größter Auftritt in Deutschland?

Ich wusste nicht, dass es ein so großes Festival ist und ich wusste im Vorfeld auch nicht so richtig was mich da erwarten würde, aber dort gab es ebenfalls unglaubliche Reaktionen des Publikums. Ich hatte dort eine großartige Zeit. Es war auch mein erstes und mein bisher größtes Konzert in Deutschland.

Eine etwas persönlichere Frage: Es gibt viele Rapper, die um sich eine Art Image aufbauen. Was ist mit dir? Gibt es einen Unterschied zwischen dem Rapper Talib Kweli und dem Vater, Ehemann und Familienmenschen?

Da gibt es sicher einen Unterschied, obwohl ich nicht verheiratet bin. Meine Persönlichkeit auf der Bühne, ist nicht meine Persönlichkeit, wenn ich zuhause bin. Aber ich benutze natürlich viele persönliche Eindrücke und Erlebnisse, um sie dann als Künstler umzusetzen, wie es die meisten tun. Manchmal gibt es da Berührungen, da ich meinen richtigen Namen benutze aber im Großen und Ganzen sind das zwei verschiedene Dinge.

Ich habe manchmal den Eindruck, dass Europäer sich eher auf die Lyrics konzentrieren, während Amerikaner im Allgemeinen die Musik eher oberflächlich betrachten. Andererseits wirst du von den Europäern eher als 'conscious rapper' betrachtet, obwohl du auch noch andere Seiten hast und zeigst. Denkst du, dass diese Einschätzung richtig ist? Ist es für dich als Künstler ein Problem?

Ich denke, das ist eben eine Verallgemeinerung und ist deshalb nicht ganz richtig. Meiner Meinung nach wird jede importierte Kultur viel härter und kritischer betrachtet, als die des eigenen Landes. Nehmen wir mal Techno Musik, die aus Europa nach Amerika kam. Obwohl ich mich da nicht so auskenne, denke ich, das Techno in Amerika kritischer betrachtet wurde, weil es nichts aus dem eigenen Underground war und man nicht damit aufgewachsen ist. Denkst du, dass es komplizierter für Musiker aus Europa ist in Amerika Fuss zu fassen? Ist es dagegen einfacher für dich in Europa zu arbeiten?

Ich habe keine Probleme in Amerika zu arbeiten, aber ich habe das Gefühl, dass wenn ich in Amerika keine Platten mehr verkaufen und keine Shows mehr spielen könnte, ich nach Europa kommen könnte und hier ein Publikum finden würde. In Amerika werden wir manchmal verzogen, da wir in einer Gesellschaft leben, die es ermutigt, isoliert vom Rest der Welt zu leben. "You are thinking that america is the only place". Es ist gut, wenn Künstler anderswo ein Publikum finden. Es gibt einige Hiphop Artists, die ihre Familie unterstützen können und von dem was sie lieben leben können, indem sie nach Europa, Asien, Afrika und Südamerika gehen und dort ein Publikum finden.

Masta Ace hat z.B. gesagt, dass er in den letzten fünf Jahren nur dadurch überlebt hat, weil er Amerika verlassen hat und ständig durch die Welt getourt ist.

Weißt du, ich habe einen Labeldeal, was mal mehr, mal weniger ein Segen ist, und so habe ich das Glück, die Möglichkeiten zu haben in Amerika Shows zu spielen. Rapper wie Masta Ace, die etwas ähnliches nicht haben, sind eben darauf angewiesen überall hin zu reisen. Wer weiß es denn, vielleicht wird sich mein nächstes Album nicht verkaufen und dann muss ich ein Publikum finden, wo auch immer es sein wird. Wenn das passiert, dann muss das aber nicht zwingend etwas schlechtes sein, solange ich von dem leben kann, was ich liebe.

Dann kommen wir jetzt zu deiner aktuellen Platte "The Beautiful Struggle". Du hast Zeilen wie 'The fucking democrats are acting like republicans' an denen man sieht, dass du mit der politischen Situation in Amerika nicht einverstanden bist. Was hälst du von der Wiederwahl von Bush und dem Wahlsystem in Amerika? Gibt es Alternativen?

Ich denke, eine Alternative ist nicht blind die Fehler unseres politischen Systems zu übersehen und dazu ermutigt zu werden sich an der Politik zu beteiligen. Wir sollten nicht blind gegenüber der Korruption und den Dingen sein, die einfach furchtbar falsch sind. Unser Wahlsystem ist einfach schlecht. Der Grund, warum jemand wie Bush eine Wahl gewinnen kann, liegt darin, dass unser System nicht auf den Wünschen und Bedürfnissen der Leute basiert, sondern es basiert auf den Medien und auf der Wahrnehmung der Leute. Die Republikaner sind einfach genial darin die Fehler unseres politischen Systems zu ihrem Vorteil zu nutzen. Die Demokraten wissen einfach nicht wie sie darauf reagieren sollen. Bushs Wiederwahl zeichnet ein gutes Bild von den Gefühlen der Amerikaner. Solange wir unsere Illusion von Freiheit und genug materielle Güter haben, interessiert es uns nicht was im Rest der Welt passiert. George Bush versteht es sich zu präsentieren. Er sagt einfach: 'Hey, ich bin nicht der cleverste Typ der Welt und auch nicht der beste für das Amt des Präsidenten, aber ich werde Euch in den nächsten Jahren Sicherheit geben.' Das sind keine guten Führungsqualitäten, aber dafür haben die Leute sich eben entschieden.

Ich habe manchmal den Eindruck, dass die Demokraten den Republikanern es etwas zu leicht machen und sich nicht kritisch genug gegenüber der Administration von Bush verhalten.

Die Republikaner können einfach gut mit den Medien umgehen. Sie haben sie als 'zu liberal' kritisiert und sie gleichzeitig übernommen. Sie haben das Wort 'liberal', welches für ein Leben in Freiheit und Gleichheit steht, zum schlimmsten Wort in der amerikanischen Politik gemacht. Wenn sie etwas als 'liberal' bezeichnen, dann bekommt es keine Stimmen mehr. Sie sind gut darin. Wenn ich das Spiel mitmachen müsste, dann würde ich die Regeln lernen und sie für mich einsetzen. Die Demokraten haben noch nicht gemerkt, dass sie ein Spiel spielen. Einige haben gute Absichten und Ideale, aber sie haben sich nicht die Realität in unserem Land angeguckt und deshalb wirken sie so schwach. Ihre Strategie ist es, sich gegenüber der Öffentlichkeit zu beschweren, anstatt anzufangen für die Ideale wirklich einzustehen. Denkst du, dass es komplizierter für Musiker aus Europa ist in Amerika Fuss zu fassen? Ist es dagegen einfacher für dich in Europa zu arbeiten?

Ich habe keine Probleme in Amerika zu arbeiten, aber ich habe das Gefühl, dass wenn ich in Amerika keine Platten mehr verkaufen und keine Shows mehr spielen könnte, ich nach Europa kommen könnte und hier ein Publikum finden würde. In Amerika werden wir manchmal verzogen, da wir in einer Gesellschaft leben, die es ermutigt, isoliert vom Rest der Welt zu leben. "You are thinking that america is the only place". Es ist gut, wenn Künstler anderswo ein Publikum finden. Es gibt einige Hiphop Artists, die ihre Familie unterstützen können und von dem was sie lieben leben können, indem sie nach Europa, Asien, Afrika und Südamerika gehen und dort ein Publikum finden.

Masta Ace hat z.B. gesagt, dass er in den letzten fünf Jahren nur dadurch überlebt hat, weil er Amerika verlassen hat und ständig durch die Welt getourt ist.

Weißt du, ich habe einen Labeldeal, was mal mehr, mal weniger ein Segen ist, und so habe ich das Glück, die Möglichkeiten zu haben in Amerika Shows zu spielen. Rapper wie Masta Ace, die etwas ähnliches nicht haben, sind eben darauf angewiesen überall hin zu reisen. Wer weiß es denn, vielleicht wird sich mein nächstes Album nicht verkaufen und dann muss ich ein Publikum finden, wo auch immer es sein wird. Wenn das passiert, dann muss das aber nicht zwingend etwas schlechtes sein, solange ich von dem leben kann, was ich liebe.

Dann kommen wir jetzt zu deiner aktuellen Platte "The Beautiful Struggle". Du hast Zeilen wie 'The fucking democrats are acting like republicans' an denen man sieht, dass du mit der politischen Situation in Amerika nicht einverstanden bist. Was hälst du von der Wiederwahl von Bush und dem Wahlsystem in Amerika? Gibt es Alternativen?

Ich denke, eine Alternative ist nicht blind die Fehler unseres politischen Systems zu übersehen und dazu ermutigt zu werden sich an der Politik zu beteiligen. Wir sollten nicht blind gegenüber der Korruption und den Dingen sein, die einfach furchtbar falsch sind. Unser Wahlsystem ist einfach schlecht. Der Grund, warum jemand wie Bush eine Wahl gewinnen kann, liegt darin, dass unser System nicht auf den Wünschen und Bedürfnissen der Leute basiert, sondern es basiert auf den Medien und auf der Wahrnehmung der Leute. Die Republikaner sind einfach genial darin die Fehler unseres politischen Systems zu ihrem Vorteil zu nutzen. Die Demokraten wissen einfach nicht wie sie darauf reagieren sollen. Bushs Wiederwahl zeichnet ein gutes Bild von den Gefühlen der Amerikaner. Solange wir unsere Illusion von Freiheit und genug materielle Güter haben, interessiert es uns nicht was im Rest der Welt passiert. George Bush versteht es sich zu präsentieren. Er sagt einfach: 'Hey, ich bin nicht der cleverste Typ der Welt und auch nicht der beste für das Amt des Präsidenten, aber ich werde Euch in den nächsten Jahren Sicherheit geben.' Das sind keine guten Führungsqualitäten, aber dafür haben die Leute sich eben entschieden.

Ich habe manchmal den Eindruck, dass die Demokraten den Republikanern es etwas zu leicht machen und sich nicht kritisch genug gegenüber der Administration von Bush verhalten.

Die Republikaner können einfach gut mit den Medien umgehen. Sie haben sie als 'zu liberal' kritisiert und sie gleichzeitig übernommen. Sie haben das Wort 'liberal', welches für ein Leben in Freiheit und Gleichheit steht, zum schlimmsten Wort in der amerikanischen Politik gemacht. Wenn sie etwas als 'liberal' bezeichnen, dann bekommt es keine Stimmen mehr. Sie sind gut darin. Wenn ich das Spiel mitmachen müsste, dann würde ich die Regeln lernen und sie für mich einsetzen. Die Demokraten haben noch nicht gemerkt, dass sie ein Spiel spielen. Einige haben gute Absichten und Ideale, aber sie haben sich nicht die Realität in unserem Land angeguckt und deshalb wirken sie so schwach. Ihre Strategie ist es, sich gegenüber der Öffentlichkeit zu beschweren, anstatt anzufangen für die Ideale wirklich einzustehen. Auf deinem Album findet man Personen wie Kanye West, der schon Tracks auf deinem vorherigen Album "Quality" produziert hat, und Hi-Tek, mit dem du die gesamte "Reflection Eternal"-LP gemacht hast. Wie ist deine Beziehung zu diesen Personen?

Es gibt Leute, mit denen ich zusammen arbeite, weil ich sehr großen Respekt vor ihrer Musik habe, und dann gibt es Leute, die für mich einfach sehr gute Freunde sind und quasi zur Familie gehören, wie Hi-Tek und Kanye West es definitiv tun.

Denkst du, dass der große Erfolg von Kanye West es für dich einfacher gemacht hat, Leute in Amerika zu erreichen, da eure Musikstile ja durchaus ähnlich sind?

Kein Zweifel, mit Sicherheit. Kanyes Erfolg ist auch mein Erfolg, weil er einfach zur Familie gehört.

Mit Common war ein weiterer Gast auf deinem Album, mit dem du schon öfter zusammengearbeitet hast und der wie ein Freund von dir wirkt. Wird man dich auf seinem neuen Album "Basement Evolution" finden?


Wenn er mich fragt.

Ein Gerücht war mal im Umlauf, dass du zusammen mit Kanye und Common eine Art 'Supergroup' geplant hast. Ist das wahr?


Nein, es ist nichts geplant. Ich weiß, dass Common, der momentan mit seinem Album beschäftigt ist, und Kanye, sobald seine Labelsituation geklärt ist, etwas zusammen machen wollen.

Gibt es schon konkrete Zukunftspläne?

Ich werde tun, was ich jetzt tue und besser dabei werden. Ich werde irgendwann mit Hit-Tek ein weiteres "Reflection Eternal"-Album aufnehmen und mit Mos Def ein weiteres "Black Star"-Projekt in Angriff nehmen. Ich werde alle meine musikalischen Möglichkeiten ausschöpfen.

Hast du noch ein paar letzte Worte für deine deutschen Fans?

Ich war noch nicht oft in Deutschland, aber ich sehe wie groß der Hiphop-Markt und die Szene ist und ich bekomme hier viel Unterstützung. Ich schätze wirklich die Liebe, die mir hier entgegen gebracht wird, denn ich bin nicht hier, um viel zu verdienen. Die Liebe und die Unterstützung der Menschen ist mein Ansporn und deshalb bedeutet mir diese Liebe sehr viel, wenn ich hier herkomme.

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