Sun Diego äußert sich zu den Antisemitismus-Vorwürfen gegen Kollegah und Farid Bang

Noch immer schlägt die Debatte um Antisemitismus im deutschen Rap hohe Wellen. Die Welt nahm dies zum Anlass, um mit jemandem zu sprechen, der auf enorm viel Battlerap-Erfahrung zurückschauen kann und sich klar zum jüdischen Glauben bekennt. Sun Diego aka SpongeBozz, der vor ein paar Monaten seine Biografie "Yellow Bar Mitzvah – die sieben Pforten vom Moloch zum Ruhm" über seinen Werdegang als jüdischer Rapper auf den Markt brachte, stand für ein ausführliches Gespräch zur Verfügung. Das war der Zeitung sogar die Titelseite wert:

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In dem Artikel wird Sun Diego natürlich auf die viel diskutierte Auschwitz-Line von Farid Bang aus der Bonus EP von "JBG 3" angesprochen. Seine Antwort fällt folgendermaßen aus:

"Mit der Auschwitz-Line zieht Farid Bang einen geschmacklosen Vergleich. Aber er vertritt keine antisemtische Haltung. Trotzdem hätte ich als Jude diese Zeile niemals gerappt."

Damit reiht sich Sun Diego in die Deutung vieler ein. Über die Notwendigkeit so einer Line kann und sollte man diskutieren, aber am antisemitischen Gedankengut des Banger Musik-Oberhaupts darf gezweifelt werden. Stein des Anstoßes für die Diskussion war unter anderem eine WDR-Doku, deren Kerngedanken wir hier zusammengefasst haben:

Rap und Antisemitismus - Was wir aus der WDR-Doku mitnehmen können

In der Doku "Die dunkle Seite des deutschen Rap" analysiert der WDR Antisemitismus in der deutschen Rapszene. Rapper, Manager, Journalisten und Wissenschaftler kommen zu Wort. Haftbefehl, Kollegah und PA Sports werden kritisiert. Die Kritik an der Doku stimmt: Der Titel unterstellt, Rap habe ein Antisemitismusproblem. Ein größeres als der Rest der Gesellschaft.

Gleichzeitig zur WDR-Doku überprüfte der ECHO die Nominierung Farids und Kollegahs aufgrund der Auschwitz-Line. Die Bild-Zeitung mischte sich ein und vor allem Kollegah kam in der Auseinandersetzung nicht gut weg. Er sieht sich seitdem vermehrt mit den Vorwürfen der Verwendung von antisemitischen Inhalten und Symboliken konfrontiert. Als langjähriger Weggefährte und ehemaliger Freund gibt Sun Diego zu diesem Thema seine Sicht der Dinge wieder:

"Wenn man so lange mit jemandem befreundet war, dann weiß man, wie er tickt. Und man weiß, dass sich das öffentliche Bild nicht unbedingt mit dem Bild der Privatperson deckt."

Sun Diego ordnet auch Kollegah nicht als Antisemiten ein und verweist auf den Unterschied zwischen Battlerapper und der Person hinter diesem Image. Die Diskussion wird wohl dennoch weitergehen, gerade weil Kollegah in die Offensive geht und eine andere Form der Berichterstattung einfordert. Was generell in der Debatte schief läuft, haben Toxik und Aria hier besprochen:

Das gesamte Interview mit Sun Diego befindet sich hinter einer Paywall auf Welt.de.

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