Sprayer wegen Mordversuchs festgenommen
In Berlin sitzt ein siebzehnjähriger mutmaßlicher Sprayer in Untersuchungshaft, der Mitte Juni einen Rentner mit einem Schraubendreher niedergestochen haben soll. Wie Die Welt berichtet, hatte der 57-jährige einen Freund des Jugendlichen festgehalten, nachdem er diesen im S-Bahnhof Steglitzbeim betaggen eines Wagons gesehen hatte. Der siebzehnjährige stach zu, die beiden konnten vorerst fliehen. Die Polizei startete daraufhin eine groß angelegte Suche nach dem Täter. Da einer der beiden Sprayer laut Aussage des Opfers mit Nico angesprochen wurde, durchforstete die Gemeinsame Ermittlungsgruppe Graffiti (GiB) der Berliner Polizei und der Bundespolizei (ehemals Bundesgrenzschutz) ihre Kartei, in der Namen, Tags und Pieces bekannter Sprayer registriert sind. Eine Woche nach der Tat konnte der Täter so geschnappt werden. Während der Rückreise aus einem Kroatien Urlaub wurde er noch im Reisebus verhaftet. Der Jugendliche sitzt zur Zeit in Untersuchungshaft und wird laut Welt wahrscheinlich wegen Mordversuchs angeklagt werden. Die GiB verfügt über 37 Mitarbeiter und bearbeitet jährlich 6000, von 10 000 Berliner Graffiti-Anzeigen. Mit einer Aufklärungsquote von 60 Prozent. Laut Kriminaloberrat Mario Hein gibt es in Berlin "eine immer höhere Bereitschaft der Szene, sich zu wehren", auch wenn die Zahl der "gewalttätigen Übergriffen durch die Szene" faktisch nicht steigt: "Wir haben seit Jahren immer gleich viele Fälle [...] - nämlich zwei im Monat." Die beschriebene "Brutalisierung der Sprayer Szene" kann soweit also nur am Empfinden des Inspektionsleiters Hein und einigen Anekdoten ("Kürzlich bedrohten Sprühdosenfreaks an der Sundgauer Straße in Zehlendorf Polizisten mit Eisenstangen"-Zitat Welt ) festgemacht werden. Ein absoluter Einzelfall ist diese Gewalttat aber natürlich nicht, egal ob die Gewaltbereitschaft nun steigt oder auf dem selben Level bleibt. Nicht nur in Berlin kommt und kam es schon immer vereinzelt zu gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen Sprayern und Polizei, sowie zwischen Sprayern untereinander. Populärstes Beispiel der jüngsten Vergangenheit war wohl die Messerattacke auf den Langen ( Too Strong ) und einen weiteren jungen Mann im Dortmunder Westfalenpark, während des letztjährigen Juicy Beats Festivals. Auch hier soll die Gewalt aus einem Streit über Pieces entstanden sein. Der Täter sitzt heute wegen schwerer Körperverletzung in Haft. Dass die Gewalt in allen erwähnten Fällen niemandem weiterhalf, sollte eigentlich klar sein. Sie zerstört das Leben des Opfers und des Täters und führt im Zweifelsfall zu noch härterem Vorgehen der Polizei, sowie der weiteren Kriminalisierung von Graffiti Artists. Laut Welt hatte der nun in Berlin verhaftete, mutmaßliche Sprayer bislang keine Vorstrafen, 20 Prozent der in Berlin verhafteten Sprayer sind laut der Zeitung bereits durch Raubtaten oder Körperverletzungen aufgefallen. Ansonsten passte er allerdings perfekt in das Raster, mit dem die GiB in Berlin Sprayer aus der Bevölkerung siebt: "95 Prozent der Tatverdächtigen sind deutsche, 96 Prozent männlich und vier von fünfen 14 bis 21 Jahre alt" [Kriminaloberrat Hein). In themenverwandten News des 7. August berichtet die Zeitung von verstärkten Schulungen und Archivierungs-Maßnahmen des GiB in Vorbereitung auf die Fußball WM ("Zur Fußball-WM 2006 rechnen wir mit vielen Sprayern aus aller Welt, die hier um Ruhm und Ehre sprühen wollen"[Hein]) und einer Umstellung der Anti-Graffiti Taktik der Berliner S-Bahn GmbH . Diese kündigte ihre Verträge zu spezialisierten Reinigungsfirmen und will das Entfernen der Tags nun selbst in die Hand nehmen. An dem Vorsatz, jedes Graffiti innerhalb von 24 Stunden entfernen zu wollen, wird aber festgehalten. Der Berliner S-Bahn entstehen durch Graffiti nach eigenen Angaben jährlich Schäden in Höhe von mehr als vier Millionen Euro. Quelle: www.welt.de (txk)

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