Pure Football (PS3)
EA schickt mit seiner FIFA -Serie regelmäßig Fussballsimulationen auf den virtuellen Rasen. Konami punktet mit der PES -Serie und irgendwie findet jedes Lager das andere suboptimal bis scheiße. Wie gut, dass der neueste Kick von Ubisoft kommt, pünktlich zur WM erschienen ist und weder mit dem einen noch mit dem anderen Kick konkurrieren möchte. Spielspaß steht im Vordergrund – unkomplizierte Partien und bitte kein allzu großer Realismus. Kann Ubisoft s Funbolzerei allerdings gegen EA s offiziell lizenzierte WM-Version ankommen oder scheidet Pure Football bereits in der Vorrunde aus?

Wie man der Einleitung bereits entnehmen kann, handelt es sich bei Pure Football um einen klassischen Arcade-Kick. Fünf gegen Fünf ist die Devise – nichts von wegen 11 Freunde müsst ihr sein. Es geht "puristisch" zu. Insgesamt stehen bei Pure Football 20 Mannschaften und über 200 lizensierte Nationalspieler zur Verfügung. Dass man vom Cover ausgerechnet von Lu-Lu-Lu Lukas Podolski "begrüßt" wird, muss wohl in weiser Voraussicht geschehen sein. Schließlich war Podolski in der Liga alles andere als erfolgreich. Wichtig ebenfalls, dass bei einem fünf gegen fünf-Kick ein Referee unnötig, ja sogar überflüssig ist. Spätestens hier wird klar: Pure Football legt es auf aggressiven und zügigen Ballsport an. Während es allerdings bei FIFA Street 3 vollkommen egal war ob man den Gegner die Waden abholzt oder nicht, geht Pure Football hier schlauer vor. Nach einem Foul wird eine Foulanzeige aufgefüllt. Ist diese Anzeige nach drei Fouls voll gibt es, unabhängig von der Position der letzten Fouls, einen Elfmeter.

Vornehmlich spielen wir den Karrieremodus, dem Herzen von Pure Football . Neben neun Schauplätzen warten bekannte aktuelle Nationalmannschaften inklusive original lizenzierten Spielern  oder aber Legendenteams mit z.B. herausragenden Spielern der deutschen Mannschaft wie Völler, Rummenigge etc..  Gewöhnungsbedürftig an der Karriere ist der Umstand, dass nicht allein der Sieg zählt. Vielmehr muss man gewisse Bedingungen in der Art von "Siege mit X Toren Unterschied" erfüllen. Erfüllt man die Vorgaben steigt man in der Rangliste auf und erhält Pure-Punkte. Diese Punkte dienen dazu, den eigenen Fußballer auszubauen. Darüber hinaus hat man die Möglichkeit in der Karriere dem gegnerischen Team die besten Spieler auszuspannen. Hierfür müssen erneut bestimmte Voraussetzungen erfüllt werden. Mit etwas Übung baut man sein Team so zu einer schlagkräftigen Truppe aus und hat auch auf den drei Ersatzbankplätzen Erstkaräter sitzen. Die Ersatzbank ist allerdings etwas witzlos. Immerhin gibt es in den Partien keine Verletzungen und auch die Ermüdung ist bis zum nächsten Einsatz passé. Ergo spielt man dauerhaft mit der besten möglichen Kombination durch.

Wer keinen Bock auf normale Partien hat, der wählt sich ins WWW ein und spielt hier gegen die Welt oder spielt auf dem heimischen Sofa gegen Kollegen. Bei letzterem kann man zwar keine weiteren Extras und Accessories freischalten, dafür hat man das Vergnügen seinen Gegner direkt verhöhnen zu können. Ein Minuspunkt: Der Onlinemodus hakt dermaßen regelmäßig, dass man aufgrund verzockter Spielsituation nur zu gerne ins Pad beißen möchte.  
 
Hinsichtlich der technischen Umsetzung der Partien haben wir ambivalente Gefühle. So gehen kurze Pässe meist flink von der Hand, mittels rechtem Stick sind kleinere Tricks möglich und auch in Sachen Flanken und Torschüssen kann die Spielmechanik überzeugen. So muss man den entsprechenden Button im richtigen (=grünen) Moment loslassen und schon wird es vermutlich eng für den Keeper. Lässt man sogar im sogenannten "Pure-Bereich" los, füllt sich die "Pure-Anzeige" und der Schuss wird noch gefährlicher. Letzten Endes erfordert es richtiges Timing, an welches man sich erst gewöhnen muss und eine volle Pure-Anzeige wird mit einem kraftvollen und platzierten Schuss belohnt, sofern man gerade vor dem Tor steht. Zu oft verpufft dieser Pure-Effekt allerdings, weil man diese Power aufgrund der Spielsituation nicht nutzen kann. Doch nicht nur die Pure-Energie verpufft zu oft, auch die KI sorgt all zu oft für Verwunderung. So greift die eigene Verteidigung auch gerne mal zur Blutgrätsche – trotz nahezu gefüllter Foulanzeige. "Danke für den Elfmeter Jungs!" Auf der anderen Seite scheint euch aber die gegnerische Verteidigung zu oft nicht als Gefahr zu betrachten und ignoriert euch. Hier kann man dann gemütlich die richtige Spielsituation abwarten und abziehen. Einen weiteren Abzug gibt es für das relativ unhandliche Passsystem. Um einen erfolgreichen Pass zu spielen muss man den entsprechenden Mitspieler, der durch einen Pfeil angezeigt wird, zum leuchten bringen, indem man diesen auswählt. Im actionbetonten Gameplay viel zu umständlich und nimmt oft die Brisanz aus einer Spielszene, da der Pass ungenau oder in eine gänzlich falsche Richtung gespielt wird. Von gelungen Doppelpassstaffetten ganz zu schweigen. Leider spielt sich Pure Football oft einen Tick zu träge. Das passt nicht zur Arcadekickerei.

Optisch dagegen hat man sich dazu entschieden die Charaktere in einem Comicstil zu präsentieren. Das passt zum Game – außerdem erkennt man trotz des Comicstils die realen Vorbilder sehr gut. Auf dem Rasen präsentiert sich Pure Football ebenfalls stimmig, aber sicherlich nicht überragend. Aufgrund der Kameraperspektive sieht man viele Details lediglich in den Wiederholungen und auch die Schauplätze selbst wirken oft etwas steril. Trotz der zurückhaltenden Grafikpracht kann das Game die Bildrate nicht stabil halten, was wahrhaft enttäuschend ist.

Bewertung:
3 von 6

Fazit:
Der Zeitpunkt passt. Die Hiphop.de Redaktion ist im Fussballfieber und der Titel wird wohlwollend aufgenommen. Leider scheint mir persönlich der Titel noch nicht ausgereift genug. An zu vielen Stellen hat man das Gefühl, als hätten die Entwickler Kompromisse eingehen müssen. Dass ein Spiel auf actionreiche Begegnungen ausgelegt ist und die Steuerung diese regelmäßig ausbremst ist ein großer Fauxpax. Vom sperrigen Onlinemodus ganz zu schweigen. Punkten kann hier vor allem der Mehrspielermodus. Dieser ist unterhaltsam und dank lautem Gejohle auf der Couch auch für eine Halbzeitpause geeignet.

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