Prodigy - Return of the Mac
Streetraps Albert Johnson aka Prodigy erlebt zurzeit seinen zweiten Frühling. Neben den G-Unit Releases zusammen mit der zweiten Mobb Deep Hälfte Havoc, arbeitet er in Zukunft Solo über Koch Records. Erstes Ergebnis: "The Return Of The Mac". Doch zuvor holen wir etwas weiter aus:

2000 wurde das letzte erfolgreiche Release veröffentlicht. Wenn auch "Infamy" die ersten Anzeichen der neuen Ausrichtung Mobb Deep's andeutete, war das Album dank der Singles "Burn" (mit Prodigy's Cousin Big Noyd), Getaway und Hey Luv (mit 112) recht erfolgreich. Danach wurde es plötzlich still um die Crew aus Queensbridge. Ihr Lebenszeichen 2003 über das Indie-Label Landspeed im Stile eines großen Mixtape's "Free Agents - The Murda Mixtape" (inkl. DVD) floppte trotz rauhem Sound. Noch im selben Jahr unterschrieb Mobb Deep überraschenderweise einen Millionenvertrag bei Jive. Hier erschien dann auch 2004 das vorletzte Album "Americaz Nightmare". So kunterbunt präsentierte sich nie ein Mobb Deep-Album. Viele verschiedene Produzenten (Lil' Jon, Kanye West, Red Spyda etc.) und kommerzielle Gäste (Lil' Jon, Nate Dogg etc.). Für viele Fans war es ein Schlag ins Gesicht. Kein typischer Havoc-Sound, der grad mal ein Drittel der Scheibe produzierte, keine QB-Gäste a la Infamous Mobb, Big Noyd, Cormega etc. Die Quittung? Nach miserablen Verkaufszahlen wurde Mobb Deep von Jive gedroppt. Doch zuvor kam der Cut mit ihrem langjährigen Manager, der mit verantwortlich für die besten Mobb-Jahre war, Littles. Dieser war bereits mit dem Jive-Deal seiner Schützlinge mehr als unglücklich, womit die Zusammenarbeit mit einem Beef (speziell mit Prodigy) endete. Doch sie standen nicht lange mit leeren Händen da.

In einer Zeit, als G-Unit Auffangbecken für scheiternde Legenden wurde (M.O.P., Ma$e etc.), landeten sie 2005 bei Curtis Jackson, der offensichtlich mit einem dicken Angebot um die Ecke kam. Mobb Deep spuckte große Sprüche in Bezug auf dieses Signing und war voll im Gange, sich als ein Teil der Gorilla-Vereinigung zu präsentieren, während auch die letzten hart gesottenen Fans den beiden den Rücken kehrten. Der Titel ihres G-Unit-Erstwerklings "Blood Money" könnte vermuten lassen, dass sie das in Kauf nahmen. Jedenfalls spiegelte es sich bei den Verkaufszahlen wieder. "Blood Money", ein Name der für die größten New Yorker-Hymnen steht, blieb weit hinter den Erwartungen und wurde zugleich von vielen Kritikern auseinander genommen. Einzig positiv zu vermerken war die raptechnische Entwicklung von Havoc. C. Jackson selber nutze das Release zugunsten seiner Street-Credibility, indem er sich gleich auf Prodigy sechs der 16 Tracks verewigte. Hier war von der versprochenen künstlerischen Unabhängigkeit Mobb Deep's nicht viel zu merken.

Das ist nun wieder fast ein Jahr her und wieder war es still geworden um "Infamous". Genauso wie um die Mash Out Posse, die eigenständig zwei Independent-Veröffentlichungen in die Wege leiten musste, um nicht ganz in Vergessenheit zu geraten. Mobb Deep mischte sich bis dato auch nicht in den Beef ihres CEO's mit Dipset ein, wobei Cam'ron sich bei einem Radiotelefonat über die Verkaufszahlen von "Blood Money" belustigte. Ob das so bleibt, ist abzuwarten, denn auch Mobb hat einige Beefgeschichten vorzuweisen (Tupac, Jay-Z, Keith Murray, Littles etc.). Auf der anderen Seite hält sich auch die restliche Infamous-Family (Big Noyd, Infamous Mobb, Bars-N-Hooks etc.) überraschend still, was die Moves ihrer Frontmänner angeht.

Oktober 2006 setzte Mobb Deep eine Tour durch Deutschland an, die aber mit der nächsten negativen Nachricht verbunden war. Die Tour wurde abgesagt, weil Prodigy wegen seiner Krankheit (Sichelzellen Anämie), an der er bekannterweise seit längerer Zeit leidet, eingewiesen wurde. Die Tour wurde zunächst auf April 2007 verschoben.

Allerdings meldet sich P bereits im neuen Jahr mit einem geplanten Mixtape im Gepäck zurück. Aufgrund des positiven Feedbacks der Community auf die ersten drei Singleauskopplungen (Stuck On You, Mac to Handle & New York Shit) samt Video, nahm das komplett von Alchemist produzierte Projekt immer mehr Formen eines Albums an. Die Richtung ist eindeutig: Rauher NY-Sound mit satten Lyrics und Bildern aus den Projects. Back to the roots? Versöhnung mit den Fans? Auf jeden Fall zieht der Name "Mobb Deep", speziell "Prodigy" wieder größere Kreise. Zudem beweist sich Alchemist nach "1st Infantry" wieder auf Albumlänge, was vielen anderen großen Produzenten nicht gelingt.

Wie ist der Wandel zu erklären? Zum einen erscheint "Return of the Mac" nicht wie gedacht über G-Unit sondern über KOCH, dem Lieblingslabel der unterdrückten Künstler. Hatte Prodigy bei G-Unit doch nicht die Freiheit, die er braucht um zu glänzen? Warum lässt 50 Cent seine Künstler independent über anderes Label releasen? Weil sein Plan mit Mobb Deep nicht aufging? Die Fragen wird uns wohl keiner beantworten können. Laut Prodigy ist alles cool mit Fifty, der mit diesem Move wiederum keine Probleme hat. Offiziell ist Mobb Deep nach wie vor bei G-Unit unter Vertrag.

Zudem kündigte P mit dem Nachfolger von "H.N.I.C." noch für dieses Jahr weitere positive Nachrichten an und auch Havoc arbeite bereits an einem Solo-Album.

Der lachende Dritte scheint der Fan zu sein, der wieder seine Lieblinge auf gewohnte Weise erleben darf. Prodigy ist gesund und wieder hungrig, seinen Mörderflow hat er nicht verloren. Sollte gerade er dafür sorgen, dass der Rap-Riese NY wieder auf die Beine kommt? Wir sind gespannt.

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