Paul Wall - Get Money, Stay True
Kennste den schon? Weißer Rapper geht auf 1 und keinen interessierts? Natürlich eine überzogene These, aber letztlich ist es doch erstaunlich, mit welcher Selbstverständlichkeit der goldbezahnte Seitwärts-Sitzer in der Community angenommen wird. Liegts an Swishahouse? Liegts an Houston? Oder daran, dass er von allen immer für einen Mexikaner gehalten wird? Ein Überblick des bisherigen Schaffens von Paul Wall.

Paul Wall wird am 30. März 1980 in der trockenen Hitze Houstons geboren. Wie so viele, wächst auch er ohne einen Vater auf und lebt gemeinsam mit seiner Mutter. Die Musik tritt schon früh in sein Leben, so singt er gemeinsam mit seinem besten Freund, einem gewissen Chamillionaire, in einer Gospel-Rap-Gruppe namens Sleepwalkaz. Mit der Gruppe sammelt er erste Bühnenerfahrungen und beginnt schon in jungen Jahren, Kontakte zu knüpfen. Bei diesen ersten Auftritten handelt er sich bereits den Spitznamen "Off the Wall Paul" ein, der später in verkürzter Form zu seinem Künstlernamen wird.

Gleichzeitig tritt er einem Street-Promotion-Team bei und übernimmt Aufgaben für so veritable Labels wie Cash Money, No Limit und Def Jam. Mit Chamillionaire gründet er außerdem die Color Changin' Click und die beiden beginnen sich einen Namen als Rapper zu machen. Obwohl sie auf mehreren Swishahouse-Mixtapes vertreten sind und Swisha-Chef Michael "5000" Watts von ihnen hellauf begeistert ist, unterschreiben sie bei dem Label Paid In Full Records. Man muss berücksichtigen, dass Swishahouse zu diesem Zeitpunkt noch lange nicht über heutige Mittel verfügte und weit entfernt von seinem jetzigen Status war. Paul selbst sagte dazu später, dass das Label damals einfach nicht die entsprechenden Kapazitäten für sie bieten konnte. Angeblich sollen sie sich unter dem Dach von Swisha auch nicht angemessen entlohnt gefühlt haben. Bei Paid In Full jedenfalls folgt Mixtape auf Mixtape, Feature auf Feature und das 2002 erscheinende Album "Get Ya Mind Correct" wird mit über 200.000 verkauften Einheiten zum ersten großen Höhepunkt in der Erfolgsgeschichte Paul Walls. Langsam aber sicher entsteigt man dem texanischen Underground und kann mit einer Nominierung für "Independent Album of the Year" im SOURCE-Magazin nationale Aufmerksamkeit erregen.

Paul war jedoch nicht immer Rapper. Zunächst war er als DJ aktiv und konnte bei seinen Sets genau herausfinden, welche Tracks die Crowd zum flippen bringen. Im Gegensatz zu anderen weißen MCs wie Eminem oder Haystack spielte die Hautfarbe bei Paul Wall jedoch nie eine tragende Rolle. Ob das an der feature-freudigen 'Wir-sitzen-alle-im-selben-Boot'-Mentalität des Südens liegt, oder ob die Welt nach der Eminem-Show einfach keinen Schock mehr für weiße Rapper übrig hatte - sowohl von Seiten der Medien als auch in der Community selber machte fast niemand ein Thema aus Pauls Herkunft. Ausgerechnet beim oftmals geschmähten und von vielen als substanzlosen Hype verschrieenem Dirty South ging es diesmal tatsächlich nur um: Musik. Bei selbiger soll es nach dem Erfolg von "Get Ya Mind Correct" zu einschneidenden Veränderungen kommen: Nach seinem Solo-Debüt "Chick Magnet" und während der Arbeiten am zweiten Album der Color Changin Click kriegen er und Partner Chamillionaire sich so sehr in die Haare, dass die Crew sich auflöst. "Contoversy Sells" kommt dann 2005 schließlich doch noch auf den Markt, allerdings haben weder der Mädchenmagnet noch der Koopa geschäftlich damit zu tun. Vielmehr versucht sich ihr Label Paid In Full mit halbgaren und unveröffentlichten Verses der beiden noch ein wenig Patter in die eigene Tasche zu stecken, denn beide haben das Label mittlerweile wieder verlassen. Chamillionaire startet sein eigens Label Chamilitary Entertainment und steigt zu einem der angesehensten Lyricists Houstons auf. Paul dagegen kehrt zu Swishahouse zurück und landet dort im goldenen September mit "The Peoples Champ" einen Jackpot: das Album landet auf Platz 1 der US-Charts. Die Single "Sittin Sideways" entlockt sogar Jay-Z einen Remix-Part und katapultiert Paul und seine Grills schlagartig ins Rampenlicht. Mit der Mundschmuck-Ode "Grillz" kann er wenig später, gemeinsam mit Nelly, sogar seine erste Nr. 1 Single feiern. Wie kam er aber eigentlich zu den Diamant-Spangen? Als 17-jähriger verteilt er Flyer für einen Juwelier, sein eigenes Geschäft, dass als Reparaturladen startet, baut er später zum Spezialladen für Grills um. Lil' Jon gefällts, Lil' Flip gefällts und sowieso jedem, der im Süden ein Lil' spazieren trägt. So einfach kann das gehen. Nebenbei schließt er die High School ab und studiert 3 Jahre lang Kommunikationstechnik. Mittlerweile betreibt er außerdem eine Subway-Filiale und managet eine Girlgroup namens Velvet Ice.Paul Wall kann in den Staaten auf eine treue Fangemeinde zählen. So chartete sein neuestes Album "Get Money, Stay True" trotz eher mittelspannender "I'm Throwed"-Single aus dem Stand auf Platz 8 der Billboards. Ob er in absehbarer Zeit die Grills im Stile seines ehemaligen Kollegen Chamillionaire ablegt, bleibt schon aufgrund des Promo-Effektes für seine eigene Grill-Schmiede unwahrscheinlich. Trotzdem gab es in letzter Zeit wieder, natürlich non-sexuelle, Annäherungen der beiden. Nach Koopas Grammy-Gewinn war Mauerpaule so gerührt, dass ihn nichts mehr davon abhielt, seinem alten Weggefährten von Mann zu Mann zu gratulieren. Eine erneute Zusammenarbeit schließt keiner der beiden aus. Nach Rick Ross' Carol City Cartel scheinen sich in Zukunft also noch 3 weitere Cs im Süden breit zu machen, falls eine Color Changin Click-Reunion tatsächlich stattfindet. Mit Money. Und mit True.

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