Offener Brief und Reaktionen von Falk Schacht zu Gangsta-Rap-Artikel
Falk Schacht , Mastermind von Mixery Raw Deluxe , hat mit einem offenen Brief auf einen Artikel auf fluter.de reagiert, der sich mit Gangsta-Rap in Deutschland befasst. Fluter.de ist eine Plattform der Bundeszentrale für politische Bildung und veröffentlichte zuvor den Artikel "Rapper suchen ein Zuhause - Gangsta-Rap in Deutschland" des Autors Joscha Kollascheck . Darin kritisiert der Autor, dass im deutschen Gangsta-Rap eine "Mein-Block-Romantik" an den Tag gelegt werde, die es so nicht geben würde.  Falk wirft dem Autor und der Plattform vor, durch Verallgemeinerungen und Vorverurteilung eine Kultur der herablassenden Argumentation zu schaffen: 

"Ich erlebe seit Jahrzehnten, das eine bildungsnahe Gutbürgerliche Mittelschicht und ihre Medienschaffenden immer wieder gerne, und vor allem schlecht Informiert von oben herab, über die HipHop-Szene und ihre "Rüpel-Rapper" herziehen und sich gerne darüber aufregen, wie "böse" die ganze Szene ist."  Den kompletten Brief findest du auf Seite drei.  Mittlerweile hat Falk Schacht eine Reaktion des Autors aufgegriffen. Dass sich die Bundeszentrale für politische Bildung nicht äußert, kritisiert Falk und greift die Argumente des Autors auf:  ""Die Unterstellung, ich würde in meinem Text den Rap als Stimme der Privilegierten etablieren, weise ich jedoch zurück."
Was ich ihnen Vorwerfe ist, dass sie durch ihre Wortwahl bestimmte Jugendliche und die soziale Schicht zu der sie gehören abwerten, und darüber hinaus ihnen sogar indirekt den Künstlerischen Ausdruck absprechen." Die komplette Reaktion von Falk findest du auf Seite zwei.    "Reaktion auf die Stellungnahme des Autors Joscha Kollaschek, zu meinem offenen Brief an die Bundeszentrale für politische Bildung und ihre nicht kommerzielle Medienplattform fluter.de. Der offene Brief wurde viel diskutiert und weit verbreitetet auf Facebook, lesen kann man ihn hier: http://www.facebook.com/FalkSchacht/posts/650636588283041 Die Bundeszentrale für politische Bildung schickt bisher nur ihren Autor nach vorne um richtig Stellung zu beziehen. Die Bundeszentrale selber hat bisher lediglich folgenden Kommentar hinterlassen: "Hallo Falk, wir finden die Diskussion über HipHop und Rap in Deutschland auch im Rahmen der politischen Bildung sehr wichtig. Die zahlreichen Reaktionen auf deinen Brief zeigen, wie vielfältig die Meinungen dazu sind. Das Thema polarisiert. Der Artikel von Joscha Kollaschek offensichtlich auch. Seine Stellungnahme wollen wir nicht vorweg nehmen. Auf fluter.de informieren wir sachlich und journalistisch fundiert, unsere Beiträge sollen eine ausgewogene Bandbreite von Themeninhalten darstellen und vor allem auch zur Diskussion anregen. Wir haben Joschka Kollaschek um ein Statement gebeten, das du jetzt auf fluter.de findest:" Sorry liebe Bundeszentrale, aber das ist nur eine Beschreibung der Situation, und sagt mir zu wenig darüber aus wie ihr als Organisation dazu steht. Meine Kritik an dem Artikel bezieht sich nämlich nicht nur auf das was der Autor geschrieben hat, sondern auch, und vor allem, auf die Organisation die dahinter steht. Man könnte sogar den Eindruck bekommen das ihr es gut findet, Hauptsache es wird kontrovers diskutiert und ein bisschen Streisand-Effekt Traffic bei fluter.de erzeugt. Am Ende dieses Textes stehen noch einige Fragen an die Bundeszentrale für politische Bildung, mit der ausdrücklichen Bitte diese zu Beantworten. Heute morgen hat der Autor Joscha Kollaschek eine Stellungnahme zu dem offenen Brief abgegeben die man hier, unter diesem Link, in den Kommentaren nachlesen kann. http://www.fluter.de/de/122/musik/11602/ Joscha Kollaschek schreibt dort: "Es ging mir weder darum, ein Loblied auf die im Text genannten Künstler an zustimmen, noch sollte Straßenrap als künstlerische Ausdrucksform diskreditiert werden. Wird er auch nicht." Die zu Anfang gezeigt Einsicht finde ich gut, aber leider widerlegt der Nachsatz dann sämtliche gezeigte Einsicht. Damit wird einfach nur bestätigt was im original Artikel von Kollaschek steht. In dem offenen Brief habe ich genug Beispiele angeführt die klar machen, dass in dem Artikel Künstler, und sogar eine soziale Schicht, abgewertet werden. Selbst wenn es nicht die Absicht war Künstler ab zu werten, so ist es über die genutzte Wortwahl geschehen. Das kann man als Political Correctness spinnerei abtun, ab wir haben nur die Sprache um uns miteinander auseinanderzusetzen. Wenn wir diese nicht richtig nutzen, was bleibt dann übrig ? Kollaschek schreibt weiter: "Die Unterstellung, ich würde in meinem Text den Rap als Stimme der Privilegierten etablieren, weise ich jedoch zurück." Was ich ihnen Vorwerfe ist, dass sie durch ihre Wortwahl bestimmte Jugendliche und die soziale Schicht zu der sie gehören abwerten, und darüber hinaus ihnen sogar indirekt den Künstlerischen Ausdruck absprechen. Kollaschek weiter: "Gerade in diesem Zusammenhang das Beispiel Kollegah & Farid Bang ins Feld zu führen, ist fragwürdig, da für beide eine prekäre Ghetto-Lebenswelt absolut keine Rolle spielt und es ihnen in keinster Weise darum geht, ein Bewusstsein für soziale Probleme zu schaffen." 1. Ich hatte in dem offenen Brief erwähnt, dass die Mehrheit der gecharteten Rap Themen der letzten 3 Jahre dem Gangsta-und-Strassen-Rap Genre zu zurechnen sind. Selbst wenn man jetzt KOLLEGAH & Farid Bang Bang aus der Argumentation ausschließen würde, sind die Gangsta-Rapper genau so ein Teil der deutschen "Rap-Rennaissance" und somit hat die "Mein-Block-Romantik" nicht ausgedient. 2. Das Kollegah & Farid Bang fast ausschließlich über die Erlebnisse aus einer prekären "Ghetto-Lebenswelt" rappen ist offensichtlich. Falls Sie die beiden aber neu einordnen wollen bin ich sehr gespannt wo ? 3. Dieser Satz bringt für mich dann alles auf den Punkt: "(...) und es ihnen in keinster Weise darum geht, ein Bewusstsein für soziale Probleme zu schaffen." Genau DAS ist das Problem was ich mit ihrer Denkweise habe Hr.Kollaschek. Die Aufgabe eines Künstlers ist es Kunst zu erschaffen. Was dabei Kunst ist entscheidet der Künstler. Es ist nicht die Aufgabe eines Künstlers ein Bewusstsein für soziale Probleme zu schaffen. Den das würde bedeuten das er Unfrei ist, und nur einen vorgegebenen weg beschreiten darf. Der Künstler darf machen was er will, und wir ausstehenden die das Wahrnehmen, können dazu denken was wir wollen, wir können fordern was wir wollen, aber was wir nicht dürfen ist diese Freiheit einzuschränken. Diese einschränkende und abwertende Haltung ist es, die ich indirekt in ihrem Artikel lese und kritisiere. ABER, auch nur weil es im Umfeld der Bundeszentrale für politische Bildung stattfindet ist das für mich wirklich schlimm. Wenn ihr Artikel in irgendeinem Blog gestanden hätte, in einer Zeitung oder sonnst wo, dann wäre das immer noch ekelhaft für mich zu lesen, aber es wäre weniger schlimm für mich. Ich finde es aber extrem unpassend im Umfeld der Bundeszentrale für politische Bildung, den dort gibt es einen vorgegebenen Weg. Einen Wunsch nach Balance und Ausgewogenheit. Diese Balance finde ich aber weder im original Artikel, noch in ihrer Stellungnahme. Sie rudern zwar ein bisschen zurück, aber das sind alles Lippenbekenntnisse ohne Wert, den Sie bleiben bei allem was Sie im Artikel geschrieben haben. Ich weiß jetzt welche Geisteshaltung Sie haben, aber ich weiß immer noch nicht konkret, wie die Bundeszentrale für politische Bildung zu dem Artikel und dem Thema steht. Ich hätte von dort immer noch gerne Antworten zu folgenden Fragen: 1. Ist das im Artikel dargestellte Menschenbild, sowie die indirekt gezeigte Geisteshaltung gegenüber Künstlern bestimmter sozialer Schichten, auch die Position der Bundeszentrale für politische Bildung? 2. Falls nein, warum werden solche Texte über ihre Jugend Medienplattform vertrieben? Welchen Sinn soll das haben? 3. Welche Form von Jugendlichen möchten sie eigentlich mit fluter.de ansprechen, und welchen sozialen Schichten sollten diese Jugendlichen bestenfalls angehören? 4. Glauben sie, dass sich bestimmte Künstler, und die soziale Schicht der sie angehören, durch diesen Artikel ermuntert füllen am demokratischen und politischen diskurs in Deutschland teilzunehmen? bpb, fluter.de"   "Offener Brief an die Bundeszentrale für politische Bildung und ihre nichtkommerzielle Medienplattform fluter.de, sowie den Autor Joscha Kollascheck.

Ich habe mit Interesse den Artikel "Rapper suchen ein Zuhause - Gangsta-Rap in Deutschland" von Joscha Kollascheck gelesen, der vor kurzem durch meine Facebook-Timeline flatterte. 

Jeder Neugierige kann ihn sich hier noch einmal durchlesen: http://www.fluter.de/de/122/musik/ 11602/

Dieser Artikel hat mich etwas verstört zurückgelassen, was daran liegt, dass sich in dem Artikel einige Äußerungen und Meinungen widerspiegeln, die ich im Umfeld der Bundeszentrale für Politische Bildung nicht erwarten würde.

Ich habe schon mit der Bundeszentrale für Politische Bildung zusammengearbeitet und weiß daher, das es Ihnen ernsthaft darum geht, Jugendliche zu erreichen, und dafür zu sorgen, dass ein politisches Bewusstsein bei Jugendlichen geweckt oder gestärkt wird. 

In der Selbstbeschreibung von fluter.de heißt es deshalb auch: "fluter ist eine nicht-kommerzielle Medienplattform, die Jugendlichen von 16 bis 22 nutzbare Inhalte anbietet aus den Bereichen Politik und Kultur (Gesellschaft, Film, Literatur, Events). fluter möchte zum Demokratieverständnis junger Leser beitragen (...)."

Das höchste Gut, das die Bundeszentrale dabei anzustreben versucht, ist das Vertrauen von Jugendlichen zu gewinnen. Und genau das sehe ich in dem Artikel nicht.

Da wird nur EINE Art von Jugendlichen ernst genommen, während eine ANDERE Art von Jugendlichen ausgeschlossen wird, und ihnen sogar jede Form von Kunstfertigkeit und Daseinsberechtigung abgesprochen wird.

Das sind genau dieselben Mechanismen, die dazu führen, dass bei Jugendlichen Politikverdrossenheit entsteht, also das Gegenteil von dem, was die eigentliche Aufgabe der Bundeszentrale für Politische Bildung ist.

In dem Artikel geht es um Rapper wie Prinz Pi, Casper oder Maeckes, die mit "ihrer" Kunst das Lebensgefühl von Jugendlichen beschreiben. 

Es wird beschrieben, dass Sie in ihren Texten die Probleme von Jugendlichen mit dem Erwachsenwerden und ihrer Rollenfindung in unserer Gesellschaft verarbeiten.

Dabei wird immer wieder davon gesprochen, dass diese "neuen" Künstler "Deutschrap wieder gesellschaftsfähig" gemacht haben. 

Was daran liege, dass Casper, Cro, Maeckes und Prinz Pi nicht von "Sichtbetonromantik, Drogengeschäften und Gewaltexzessen" erzählen, sondern über "Liebe, Freundschaft und die Suche nach der eigenen Identität" rappen.

Das ist soweit alles richtig, wobei ich es immer bedauerlich finde, dass die meisten Medien ungern darüber sprechen, was es über eine Gesellschaft aussagt, wenn etwas WIEDER gesellschaftsfähig geworden ist. 

Das bedeutet nämlich, dass es vorher NICHT gesellschaftsfähig war, und wirft automatisch die Frage auf: 

Warum war es vorher NICHT gesellschaftsfähig? 

Was mich wiederum zu der Frage bringt, was es über die Medien aussagt, die diese Fragen nicht stellen?

Ehrlich gesagt regt mich das nicht mehr sonderlich auf, evtl. ein Gewöhnungseffekt. 

Doch je länger ich den Artikel von Hr. Kollascheck las, immer mit dem Bewusstsein, dass er im Namen eines Mediums der Bundeszentrale für politische Bildung schreibt, desto schlecht gelaunter wurde ich. 

Deshalb habe ich mich entschlossen, diesen offenen Brief an die Bundeszentrale für politische Bildung zu schreiben, mit der Bitte um eine Antwort/Stellungnahme/ Diskussion zu dem Thema.

Die ersten Zeilen, die mich stutzig machten, lesen sich noch harmlos, zeigen aber leider auf, wie oberflächlich sich mit dem ganzen Thema HipHop beschäftigt wurde. 

So schreibt Hr.Kollaschek:
"Spätestens seit dem grandios gescheiterten Versuch eines großen Labels, den Pfälzer Massiv als Gangster-Rapper aus dem Berliner Problembezirk Wedding zu vermarkten, scheint die "Mein-Block-Romantik" ausgedient zu haben."

Evtl. scheint dem Autor entgangen zu sein, dass gerade vor ein paar Wochen das Album "Jung, Brutal, Gutaussehend 2" von Farid Bang & Kollegah auf Platz 1 der Charts eingestiegen ist. 

Das Album ist inzwischen mit Gold ausgezeichnet und hat über 100.000 Einheiten abgesetzt. Von den mehr als 50 Millionen Youtube-Klicks auf den Videos beider Rapper ganz zu schweigen.

Auch sind die meisten Charterfolge des deutschen Rap in den letzten 2 Jahren zumeist Platzierungen von Gangsta-Rap-Alben gewesen. Das aber nur am Rande zur Faktenlage, was den vermeintlichen Misserfolg der "Mein-Block-Romantik" betrifft.

Da wären wir allerdings schon bei der ersten für mich zynischen Äußerung, die die Abneigung des Autors gegenüber Gangsta-Rap aufzeigt. 

Wenn man von einer "Mein-Block-Romantik" schreibt, muss man sich ja mal fragen, ob die Bewohner dieser Blocks ihr Leben selber als "romantisch" betrachten?

Da die meisten in diesen Blocks lebenden Menschen versuchen, da raus zu kommen, egal wie, gehe ich mal davon aus, dass sie es nicht sonderlich "romantisch" finden dort zu leben. 

Die Abneigung des Autors gegen Gangsta-Rap, und Automatisch auch den Jugendlichen die dahinter stehen, wird im Verlauf des Artikels aber immer deutlicher.

So schreibt Kollascheck weiter:
"Die aktuelle Rap-Renaissance ist nicht nur die Folge seiner musikalischen Öffnung zu Pop und Rock, sondern seiner Rückbesinnung zur Stimme des Einzelnen als Chronist seines Zeitgefühls."

Der Autor macht in dem Artikel ganz klar, dass der "neue" Rap viel besser sei als der "alte" Rap, aber die Argumentationen dazu verstehe ich nicht. 

Der oben zitierte Satz besagt ja im Grunde, dass Gangsta-Rapper keine Stimme der „Einzelnen" darstelle und keine "Chronisten" ihres Zeitgefühls sind. 

Ja was sind sie denn dann, Hr. Kollaschek?

Und warum sprechen Sie einer ganzen Gruppe von Jugendlichen, die all ihre Energie in kreative Dinge gelenkt hat, das Recht ab, Chronisten ihrer eigenen Identität, Zeit, und vor allem sozialen Umgebung zu sein?

Wer sagt Ihnen eigentlich, dass die Gangsta-Rapper NICHT das Lebensgefühl von Jugendlichen beschreiben? Es ist evtl. nicht Ihr Lebensgefühl, aber es ist eines. 

Und vor allem eines was man sehr Ernst nehmen muss statt es für nicht existent zu erklären.

Dann fragt Hr.Kollaschek in seinem Artikel:
"Wo ist der Rap heute daheim?"

Wahrscheinlich nicht dort wo sie denken, Hr.Kollaschek. 

Aber natürlich liefern Sie selber die Antwort mit. Als erstes Beispiel führen sie Prinz Pi an. 

So schreiben sie:
"Prinz Pi (...) rekapituliert in dem Track "100x" seine Jugendzeit: ein Leben zwischen Berliner Vorstadttristesse und dem Streben nach Freiheit und Grenzerfahrung."

Auch hier fällt es mir schwer, ihrer Argumentation zu folgen. Wo ist hier der Unterschied zu Gangsta-Rap? 

Die "Vorstadttristesse" ist der "Ghettotrisstesse" nicht unähnlich. Die Bewohner der „Blocks“ streben auch nach "Freiheit", denn die Verhältnisse ihrer Umgebung machen sie unfrei. 

Und ihre Versuche, dieser Unfreiheit zu entkommen, kann man getrost auch als "Grenzerfahrung" bezeichnen. 

Dann schreiben Sie, dass die "neuen" Rapper deswegen so erfolgreich seien, weil sie die richtigen Worte "für die Gemütslage einer jungen Generation finden".

Allerdings kann man alle genannten Textzeilen auch auf die Lebenssituation von Gangsta Rappern ansetzen. 

All Ihre Versuche mit Textzitaten, argumentativ die Unterschiede zwischen den „neuen“ Rappern und den „Gangster“ Rappern auszuarbeiten, scheitern leider schon daran, dass diese Zitate 1 zu 1 auf die Lebenssituation von Gangsta-Rappern anwendbar sind, und so auch in Gangsta-Rap Songs vorkommen.

Es geht im HipHop immer um jugendliche Identitätssuche, immer. Und das völlig unabhängig von der sozialen Schicht oder der künstlerischen Fertigkeit in der Umsetzung.

Man kann sich ja gerne über die künstlerische Umsetzung dieser Thematiken unterhalten, oder ihrer Wirkung auf andere Jugendliche, und natürlich wird man das alles unterschiedlich bewerten, aber leider lese ich aus ihrem Text nur die Verachtung gegenüber bestimmten jugendlichen Schichten und ihrer sozialen Herkunft heraus. 

Ihr Fazit ist dann folgendes: 
"Der Rap hat sein Zuhause verloren, aber er hat dabei auch gewonnen: an Relevanz und künstlerischer Identität."

Das ist wirklich der Gipfel der Verachtung in ihrer oberflächlichen Betrachtungsweise der HipHop-Szene und einer Jugendkultur im allgemeinen.

Es mag ihnen ja stimmig erscheinen, dass die letzten 10 Jahre der HipHop-Kultur eine irrelevante und verlorene Zeit ohne "Künstlerische Identität" war, das geht ihnen aber nur so, weil Ihnen das Wissen über die HipHop-Kultur im speziellen und die Empathie für Jugendkulturen im speziellen fehlt. 

Ich würde zu gerne von ihnen erklärt bekommen, wie die "künstlerische Identität" von HipHop vor dem Zugewinn aussah, und vor allem, warum es ein Gewinn ist was gerade passiert? 

Das bedeutet nämlich, dass die "künstlerische Identität" von HipHop für Sie vorher weniger wert war, und ich möchte wissen, wie Sie das begründen, Hr. Kollaschek.

Danach könnten Sie mir noch erklären, warum Rap "sein Zuhause verloren" hat. Wenn er nämlich kein Zuhause hat, dann ist Rap wieder dort wo die Gangster sind, auf der Straße.

Warum regt mich das so auf?

Ich erlebe seit Jahrzehnten, das eine bildungsnahe Gutbürgerliche Mittelschicht und ihre Medienschaffenden immer wieder gerne, und vor allem schlecht Informiert von oben herab, über die HipHop-Szene und ihre "Rüpel-Rapper" herziehen und sich gerne darüber aufregen, wie "böse" die ganze Szene ist.

Aber wissen Sie, was das Problem dabei ist? 

Dass NIEMALS einer von diesen Leuten, die sofort ganz vorne mit dem Du-du-du schüttelnden Finger stehen, einmal folgende Fragen gestellt haben:

1.
Warum rappen diese Jugendlichen über diese gewalttätigen und illegalen Dinge? 

2.
Welche sozialen Umstände sind dafür verantwortlich?

3.
Warum hören so viele Jugendliche sich diese Musik an und feiern sie? 

4.
Was sagt es über die Gesellschaft und die Medien aus, wenn sie diese Jugendlichen nur verurteilt und in KEINEN Dialog mit ihnen tritt?

Gerade aus dem letzten Absatz des Artikels quillt so viel ekelhaft elitäre Überheblichkeit und spaltende und menschenverachtende Arroganz hervor, das ich mich wirklich frage, welchen Sinn dieser Artikel in dem Umfeld der Bundeszentrale für Politische Bildung haben kann?

Deswegen möchte ich gerne von der bpb folgende Fragen beantwortetet haben: 

Ist das das Menschenbild und die Einstellung, die die Bundeszentrale für Politische Bildung für sich selber gegenüber jungen Menschen und bestimmten sozialen Schichten beansprucht?

Wenn nein, warum werden dann solche Texte über ihre Jugend Medienplattform vertrieben?

P.S.
Man schreibt es im übrigen "Gangsta-Rap" und nicht "Gangster-Rap". 

Gangster sind auf der Straße und ticken Keta, Gangsta-Rapper stehen auf der Bühne und ticken im Takt.

An die Leser:
Bitte teilt diesen offenen Brief, und schreibt eure Meinung zu dem Artikel hier unten in die Kommentare und auf der Facebook Seite der Bundeszentrale für politische Bildung: http://www.facebook.com/bpb.de

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