Niko Backspin: Warum Hiphop in Deutschland erstmal nur "kopiert" hat

Was macht Hiphop aus? Dieser Frage ist Niko Backspin mit seiner Dokureihe "Back to Tape" erst in Deutschland und im zweiten Teil in ganz Europa nachgegangen. Dieses Jahr führt ihn der "Back to Tape 3" ins Ursprungsland der Hiphop-Kultur, den USA. Im Interview mit Toxik hat Niko über die Doku und den Einfluss von Hiphop im Deutschland gesprochen.

Niko Backspin: Hiphop in Deutschland ging erstmal nur "nach Fahrplan"

Auf Toxiks Frage, wie es dazu kam, dass die Hiphop-Kultur in Deutschland anfangs so dogmatisch und "fahrplanmäßig" konserviert wurde, hat Niko eine einfache Antwort: In den USA habe sich die Hiphop-Kultur aus der Lebensrealität der Schwarzen Menschen heraus entwickelt. Hiphop habe laut Niko gerade da einen Nährboden, wo die gesellschaftlichen Missstände am stärksten seien.

Die ersten Generationen, die in Deutschland mit Hiphop in Kontakt gekommen sind, seien aber die "Jungs aus dem Reihenhaus" gewesen. Es habe etwas gedauert, bis marginalisierte Teile der deutschen Gesellschaft in der Hiphop-Kultur stattgefunden haben. Zwar hätte es auch hier laut Niko Menschen gegeben, die Hiphop und vor allem Rap als Sprachrohr benutzt hätten, um auf Probleme wie Rassismus aufmerksam zu machen. Aber meistens seien es trotzdem mehrheitlich "Thomas und Gabi" gewesen, die aus einem Bedürfnis, zu der Hiphop-Kultur dazugehören zu wollen, alles genauso gemacht haben, wie sie es in den 80er-Jahren aus Amerika kennengelernt hätten, so Niko.

Das habe aber dazu geführt, dass es anfangs keine eigens deutsche Hiphop-Kultur gab. Erste Schritte eigener, deutscher Hiphop-Kultur habe es beispielsweise mit dem Berliner Battlerap der 90er-Jahre rund um Kool Savas gegeben, so Toxik. Es sei auch nicht so schlimm, erst zu kopieren, um dann danach zu seinem eigenen Weg zu finden, laut Toxik:

"Als ich das erste Mal einen Raptext geschrieben habe, [...] habe ich versucht, sowas wie Ice-Ts 'Midnight' zu schreiben. Wahrscheinlich haben auch viele ernstzunehmende Rapper damit angefangen, dass sie erstmal gebitet und kopiert haben, bevor sie einen eigenen Style entwickelt haben."

Das ganze Interview, in welchem Niko auch über kulturelle Codes, Graffiti, Tanz und seine Treffen mit Xzibit und Cypress Hill spricht, könnt ihr hier und auf dem Hiphop.de-YouTube-Kanal schauen:

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