Als Interviewer erlebt man ja eine Menge seltsamer Dinge, aber wer kann schon von sich behaupten am Flughafen einen Künstler zu befragen, irgendwo zwischen Massentourismus und Last Minute Einchecken. So geschehen zwischen Jesen und Lumidee, dem neuen amerikanischen R’n’B Stern aus Spanish Harlem, der mit Never really ein Top 5 Hit in den USA gelungen ist. Trotz Termindrucks und dringendem Abflug nach Berlin stand sie uns geduldig Rede und Antwort.

Ist das Dein erster Aufenthalt in Europa?

Ja, ich war anderthalb Wochen in London und jetzt 1 Tag in Deutschland. Es war cool, aber ich hatte überhaupt keine Zeit mir irgendetwas anzuschauen.

Promotest Du hier nur Deine Single oder auch Dein Album, das ja in Deutschland noch nicht erschienen ist?

Nein, es ist Album Promo. In England ist es bereits erschienen und hier wird es Ende August oder Anfang September erscheinen, ich bin nicht ganz sicher.

"Never really" war schon lange ein Hit in Clubs und im Radio, hat dies zu Deinem Major-Vertrag geführt?

Es hatte Heavy Rotation im Radio und sie haben mich und mein Label, Straight Face Records zusammen gesignt. Ich bin also immer noch auf demselben Label wie die letzten 3 Jahre, Universal hat einfach das ganze im Paket übernommen.

Im Video sieht man ja auch den Remix mit Busta Rhymes und Fabolous, wie kam es dazu?

Der Remix und das Video enstanden viel später. Die Single ist eigentlich schon 2 Jahre alt. Es war ein Club- Radiomix. Das Original war auf einem anderen Beat. Die Claps wurden neu gesampelt und es hat mit der ursprünglichen Version nicht mehr viel zu tun. Aber es sind immer noch dieselben Vocals. Es gab einen jamaikanischen Riddim, Wally, den schon viele Leute benutzt hatten und von dem die Claps stammen, es ist quasi ein Remake und hört sich mehr nach HipHop an.

Hast Du schon mal den Remix von 50 Cent gehört, ist dieser offiziell?

Oh ja, den habe ich gehört. Es ist aber kein offizieller Remix, ich glaube, das hat irgendein DJ gemacht und den Vers von 50 auf den Beat gepackt, es hört sich verrückt an und passt unglaublich gut. Ich wünschte es wäre ein offizielles Ding, denn er gefällt mir wirklich sehr gut.

Es wird auf jeden Fall für etwas Fame sorgen. Kommen wir zu Deinem Ursprung zurück, Du stammst aus Spanish Harlem, wie hat das Deine musikalischen Vorlieben beeinflusst?

Alles was ich erlebt habe und ich heute in den Lyrics verarbeite stammt von mir, meiner Familie und meinen Freunden. Es sind persönliche Geschichten, die mich geprägt haben und die ich alle dort erlebt habe, in meiner direkten Umgebung. Deswegen habe ich angefangen zu schreiben, sonst wäre ich heute nicht da wo ich bin.

Ich hab mir Dein Album angehört und mein erster Eindruck war, dass sich die meisten Songs um Beziehungen oder Liebe im allgemeinen drehen, in verschiedenen Stimmungen. Obwohl Du ja erst 19 Jahre alt bist, scheinst Du viel Erfahrung zu haben.

(lacht) Nein, nicht wirklich. Ich hatte eine längere Beziehung und alles was ich schreibe kommt daher. Ich habe auch viele andere Leute beobachtet, meine Freunde und wie sie mit Situation umgehen und was sie erlebt haben.

Kann man sagen, dass dies so etwas wie Dein Hauptthema bei diesem Album war?

Ich meine Liebe ist über allem, egal ob es um lustige, deprimierende oder einfach schöne Erlebnisse geht. Liebe gehört immer dazu. Manche Dinge klingen vielleicht so, als ob ich über Liebe rede, aber es geht oft einfach nur ums Leben im allgemeinen. Ich war überrascht, dass Deine Rap Stimme absolut im Gegensatz zu Deinem Gesang steht, spiegelt das vielleicht 2 Persönlichkeiten wieder?

Ja, meine Rap Stimme unterscheidet sich vom Gesang. Ich denke, dass es nur eine andere Seite von mir ist. Die Leute haben mich durchs rappen kennengelernt, da ich mich dabei besser gefüllt habe, wenn ich anderen Leuten etwas von meinen Songs zeigen sollte. Auf dem Album ist allerdings mehr Gesang, da die meisten Leute mich eben nur von dem einen Song kennen. Ich will zeigen, dass ich beides kann und in Zukunft werde ich sicher auch mehr rappen, da mir viele Leute gesagt haben, dass sie auch das an mir mögen.
       
Ich habe nach Deiner Bio auch mehr Rap erwartet und war etwas enttäuscht, als ich das Album gehört hatte. Vielleicht hättest Du ja auf dem Remix von "Never Really" noch eine Strophe rappen können?

Ich werde dafür auf einem der nächsten Remix-Songs eine Strophe rappen.

Am besten wäre natürlich ein offizieller Remix mit 50 Cent...

...Das wäre fantastisch, wirklich verrückt. Ich würde es gerne machen.

Was macht Du nach der Promo, gehst Du auf Tour?

Ich weiss noch nicht was in Europa ist, aber wenn man mich hier sehen will, werde ich sicher kommen. Als nächstes gehe ich in den Staaten mit DMX und danach eventuell mit Usher auf grosse Tour, das letzte ist aber noch nicht bestätigt.

DMX wird sicher groß, da er eine sehr energiegeladene Show hat. Denkst Du, dass sein Publikum Dich unterstützen wird, da er ja eigentlich als der Hardcore Rapper schlechthin bekannt ist?

Das war auch meine erste Sorge, wie das Publikum reagiert, wenn ich anfange Uh-Oh zu singen. Aber soweit ich weiss, sind dort auch noch andere R’n’B Acts dabei und somit denke ich, dass es sicher eine tolle Erfahrung wird. Die anderen Acts werden es ausgleichen und ich hoffe, alle werden Spass haben.

In Deiner Bio stand, dass Dich anfangs keiner kannte, obwohl der Song überall zu hören war. Hat sich das mittlerweile geändert?

Ja, jetzt kennen mich die Leute, da sie mich oft im Fernsehen gesehen haben, obwohl ich ständig für Promotion unterwegs bin, aber man bekommt es schon mit und es freut mich natürlich.

Wird es auf dem nächsten Album mehr Rap geben?

Definitiv. Der Hauptteil wird wahrscheinlich immer noch Gesang sein, aber ich will mehr rappen und das Ganze auch noch mehr in den Songs verbinden. Vielleicht mache ich mehr Songs, was dann das Ganze etwas ausgleicht.

Hast Du ein paar letze Worte für Deine Fans?

Vielen Dank für die ganze Unterstützung. Ich hoffe die Leute mögen mein Album und es ist ein Album, womit sie etwas anfangen und es fühlen können. Und ich hoffe, dass ich zurückkommen kann und für euch live spiele.