Curse - Inneres Interview
Curse lässt wissen, wie es um die "Innere Sicherheit" dieses Landes bestellt ist. Dabei versucht er weniger Otto Schily Konkurrenz zu machen, als mehr einfach ein ehrliches Album zu veröffentlichen, bei dem Statements mehr zählen als Phrasen. Aus diesem Grund nahmen wir die Gelegenheit wahr und sprachen mit Curse über sein aktuelles Album.

Du hast zu Promozwecken nicht wie andere ein Vorabsnippet verschickt, sondern eine DVD, die von dir kommentiert wurde. Ist die Angst vor mp3 so groß?

Die Idee von der DVD rührt daher, dass ich gesagt habe, dass ich auf keinen Fall ein fertiges Album rausschicken wollte. Zum einen natürlich wegen der mp3-Problematik, aber auch wegen Second-Hand-Geschichten. Ich mein ich habe das letzte Album rund einen Monat vor Release in einem Second-Hand-Shop gesehen und das fand ich schon ein wenig respektlos. Der zweite Grund ist aber, dass ich mir bis zum letzten Moment Zeit für das Album nehmen wollte und wenn du vorher eine CD rausschickst, dann musst du die CD komplett fertig haben. Also musst du das Teil drei bis vier Monate vor dem Release fertig haben und ich wollte bis zuletzt an dem Album arbeiten. Die eigentliche Idee mit der DVD kam von der Plattenfirma, die meinte, dass wir nicht einfach so einen Snippetscheiß rausschicken könnten, sondern etwas hochwertiges verschicken müssten. Dabei entstand auch die Idee mit der Schwertschmiede.

Du hast ja vor geraumer Zeit begonnen, den japanische Schwertkampf zu erlernen. Wie kam es dazu und v.a. hast du immer genug Zeit dafür zu trainieren?

Ich habe leider viel zu wenig Zeit dafür muss ich sagen. Es reicht zwar hin und wieder so zwischendurch ins Training zu gehen, und es ist wirklich auch ein guter Ausgleich, aber die Zeit ist viel zu oft viel zu knapp. Tja und wie kam ich dazu? Genauso, wie andere Leute eben zum Fußballspielen oder zum Basketballspielen.

Für die DVD habt ihr ja ein Schwert hergestellt. Wie hart war die Arbeit?

Das ist auf jeden Fall Knochenarbeit, dennoch war es eine sehr geile Sache das Schwert herzustellen bzw. das Handwerk einmal auszuüben.

Gehört das ein Stück weit zur Philosophie des Schwertkampfes, dass man sich ein eigenes Schwert schmieden sollte?

Nein, nicht wirklich. Das war einfach nur eine Idee und ich hatte da mal Bock drauf. Es ist ja auch so, dass wir da kein Schwert geschmiedet haben. Ein Schwert zu schmieden dauert ja normalerweise mehrere Wochen und wir hatten nur einen Tag Zeit. Mein Sensai hatte verschiedene Schwerter in unterschiedlichen Stadien vorbereitet. Wenn man ganz genau hinschaut, dann sieht man auch, dass sich die Schwerter unterscheiden. Aber es gehört nicht zur Philosophie. Ich mein es ist schön, für jemanden, der Schwertkampf macht, wenn man auch einmal diesen Einblick bekommt, aber es muss nicht zwingend sein.

Lass uns mal über das Album reden. Du hast bei der "Inneren Sicherheit" viel mehr mit Liveinstrumenten gearbeitet. Wie kam es dazu?

Das war schon seit längerer Zeit eine Idee von mir, ich konnte das aber z.B. beim letzten Album nicht verwirklichen. Nachdem ich dann mit Livedrummer unterwegs war hab ich gesehen, wie geil das ist und das hat das Interesse in mir geweckt. Schließlich habe ich für "Hand Hoch" den Gitarrist von Xavier angesprochen, ob er nicht etwas einspielen wolle. Er kam dann vorbei und spielte noch ein paar weitere Akkorde und im Endeffekt hat er, genauso wie der Bassist von Xavier, auf drei, vier Songs gespielt und auf diese Weise kam dann eines zum anderen.

Kann man sagen, dass das für Dich musically der next step ist?

Auf jeden Fall. Ich mein natürlich sind auf dem Album auch einige Tracks drauf, auf denen keine Liveinstrumente zu hören sind. Ich muss jetzt nicht auf Teufel komm raus Liveinstrumente einsetzen. Ich denke aber, dass es solch eine Produktion fetter macht und wenn du Dir Produktionen von Dre oder Eminem anhörst, dann ist da auch sehr viel live eingespielt.

Bezüglich des Videos zu "Hand Hoch" gab es ja von Staiger Kritik. Was sagst du dazu?

Also ich muss dazu sagen, dass ich nichts mit Staiger habe und wenn wir uns sehen ist er immer sehr nett zu mir. Ich muss mich deshalb fragen, was er mit mir hat er soll doch seinen eigenen Shit machen. Das andere ist: Wir sind nach Sri Lanka gefahren, also einem Land, das jahrelang unter Bürgerkrieg leiden musste und extrem darauf angewiesen ist, dass ausländisches Kapital ins Land kommen. Wir sind ja nicht dort hingegangen als reiche deutsche Touristen, die Champagner gesoffen haben und gesagt haben: "Hier, tanzt mal für uns". Wir hatten eine komplett Sri-Lankesische-Crew und haben die auch komplett bezahlt. Auch die Statisten wurden bezahlt und wir haben darüber hinaus auch Schulutensilien verteilt, die die Schulkinder da einfach nicht haben. Ich stehe auch noch in Kontakt mit den Leuten dort und versuche derzeit Computer für die Schulen dort zu organisieren. Aus diesem Grund sollten sich Leute wie Staiger mehr Gedanken über die Hintergründe machen. Von Ausbeutung kann hier wirklich keine Rede sein. Ich finde es einfach besser, wenn man das Geld in solch einem Land lässt. Beim Song "Widerstand" sagst Du ja für was Du alles bist und schließt mit den Worten, dass Du für alles bist, was Hoffnung macht. Was macht denn heute noch Hoffnung? Es sieht ja derzeit nicht allzu rosig aus in unserem Land.

Ja, aber es gibt doch noch so viele andere Dinge, die Hoffnung machen. Wenn Deine Freundin Dich in den Arm nimmt, dann macht Dir das Hoffnung. Wenn Du gute Musik hörst, dann gibt Dir das ein gutes Gefühl, oder wenn Du ein kleines Erfolgserlebnis hast, dann kannst du darauf Kraft schöpfen. Aber der Song geht ja noch weiter. Denn was man auf dem Snippet nicht hört, ist die zweite Strophe, auf der ich sage, "ich bin dagegen, dagegegen und dagegen". Die letzte Strophe lässt dann wissen, dass mir dies und das egal ist.

Ich hatte ja das Gefühl, dass du bei diesem Song gewisse Statements ablässt und habe deshalb auf die entsprechenden Lösungsansätze gewartet.

Du kannst ja auch nicht erwarten, dass er die Weisheit mit Löffeln gefressen hat und Dir auf drei Mal sechzehn Bars die Lösung für die Weltkrise offenbart. Du kannst aber von einem Rapper erwarten, dass er sich zu gewissen Themen kritisch und offen äußert und wenn Du Dir das Album anhörst, dann wirst Du auch feststellen, dass sehr viele Anregungen zu hören sind und nicht nur negative Statements.

Wie muss man sich eigentlich die Liveumsetzung Deines Albums vorstellen? Einige der Tracks dürften ja für ziemlich steife Nackenmuskulatur sorgen.

Ich habe heute zum ersten Mal auf mp3 die Proben von der Liveband gehört und das klingt so geil live und das dürfte nochmal für so einen kräftigen Schub sorgen. Also ich glaube das klappt zum einen ganz gut und zum anderen darf man sich wirklich darauf freuen.

Rapgesetze 11 bis 20! Warum hast Du die noch nachgeschoben und wie viele können wir noch erwarten?

Zu der Frage warum: Ganz einfach aus demselben Grund, aus dem ich schon die ersten zehn Rapgesetze gemacht habe, also einfach aus Flavour. Der Song entstand sehr spontan. Rapgesetze 11 bis 20 sind ja eigentlich auch keine Gesetze, sondern eher Businesstipps. Ich sage da z.B. auch, dass Du Dir einen Anwalt nehmen sollst und Deiner Familie mehr vertrauen sollst, als vermeintlichen Freunden. Da das Teil aber eben auch von den "10 Crack Commandments" inspiriert wurde, heißt es eben trotzdem Rapgesetze 11 bis 20 und nicht "Businesstips".

Du hast ja auch mit RZA für sein Europaprojekt zusammengearbeitet. Wie war das für Dich?

Die Zusammenarbeit selbst hat ungefähr 20 Minuten gedauert. Er hatte mir zuvor die Beats geschickt und ich hatte den Text vorher geschrieben. Ich war dann im Studio hab aufgenommen und gut wars. Er meinte dann nur "Super, two professionals at work". Die restliche Zeit haben wir dann mit Scheißelabern und Saufengehen verbracht.

Aber ist es nicht so, dass man von einem wie RZA nicht eine Menge lernen kann?

Logisch. Aber Du kannst von jedem immer etwas lernen. Jeder arbeitet anders und so kannst Du von jedem irgendetwas lernen. Was mich aber speziell bei RZA beeindruckt hat war, dass er sehr professionell arbeitet.

Was machen eigentlich die "Alles Real"-Releases. Du hast mir bereits vor einem Jahr gesagt, dass die Jungs vom Klan am aufnehmen seien und in Kürze etwas erscheinen würde. Nun warte ich seit über einem Jahr ganz ungeduldig. Bis wann wird es so weit sein?

Nun ja wir waren ja nicht gänzlich untätig. Wir haben für den Plattenpapzt den "Weser Allstars" und für Roey Marquis den Song "Tschukka" gemacht. Was das Album von Italo Reno und Germany angeht, so wird das konkret im Oktober erscheinen. Das Problem ist einfach, dass wir noch mit Geschäftspartnern in der Plattenindustrie verhandeln und da stehen derzeit einfach viele Veränderungen an. Ich möchte einfach nicht, dass Alles Real Records zu diesen Labels gehört, dass schnell erscheint und eben so schnell wieder untergeht. Lieber warten wir etwas länger und bringen dafür qualitativ hochwertige Scheiben.

Noch ein Schlusswort?


Wenn die Leute interessiert sind in mein Album reinzuhören, dann ist es wichtig, dass die Leute wissen, dass die meisten Statements, die ich machen wollte auf diesem Album enthalten sind. Ich hoffe daher, dass die Leute mit freiem Kopf an die Sache rangehen.
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