Crookers: Tonnen an Freunden (Interview)
Die Zeichen stehen auf Superstars: 2009 landete das italienische DJ-Duo Crookers mit dem Remix zu Kid Cudi s Day'n'Nite einen Welterfolg erster Güte. Platz 3 in den Staaten, Platz 2 im UK, um nur einige Charts zu nennen. Im Fahrwasser von Timbaland s Shok Value -Alben, David Guetta s One Love und unzähligen Black Eyed Peas Hits könnte das Timing für ein Crookers -Album zudem kaum besser sein: Der House-Boden ist massentauglich vorbereitet, der eigene Name weltbekannt. Bereits 2008 hatten wir über den damals recht neuen Trend Electro Rap berichtet und über die Zukunft spekuliert (Feature: Hiphops Zukunft? Electro Rap 2008 ). Heute brodeln Mischungen von urbaner Musik und elektronischen Bässen weltweit in Clubs, Charts und Blogs. Von Frauenarzt über Major Lazer bis zu den oben genannten Chart Stürmern. Genau hier schlagen die Crookers zu. Bekannt geworden als House DJs, liefern sie nun alle Varianten urbaner Bassmusik. Dubstep, Rap Dancehall, Electro oder Fidget House - alles findet einen Platz. Für Tons of Friends , das am 12. März erscheinende Debütalbum der Crookers, konnten sie Gäste wie Will.I.Am , Kelis , Pitbull , Kardinal Offishall , Spank Rock und Kid Cudi gewinnen. Es müsste schon mit dem Teufel zugehen, wenn diese Platte nicht mindestens durch die Decke geht. Mit Day'n'Nite hattet ihr im vergangenen Jahr einen Riesenhit. Habt ihr geahnt, dass der Song so groß werden würde?
Phra : Nein, wir waren total überrascht. Wir wollten den Remix eigentlich nur machen, weil uns das Original so gut gefallen hat. Also haben wir angefragt, ob wir einen Remix machen dürfen - umsonst übrigens. Am Anfang wurde der Song dann auch gar nicht offiziell releaset, sondern als Free Download online gestellt. Aber dann wurde er bekannter und bekannter, jeder spielte ihn jedem vor. Wir hatten absolut keine Ahnung, dass er so erfolgreich werden würde. Ansonsten hätten wir auf jeden Fall vorher ein paar Verträge aufgesetzt (lacht). Soll das heißen ihr seid nie für Day'n'Nite bezahlt worden?
Bot
: Nein, nie. Wow. Das ist traurig. Da hat man schon mal 'nen Welthit...
Bot : Ja, und die Leute sprechen uns ständig darauf an. Jedes Mal wenn wir daran denken, kommen uns kleine Tränen... Seid ihr euch eigentlich bewusst, dass ihr, nach diesem Erfolg, mit eurem neuen Album endgültig Superstars werden könntet? Denkt ihr darüber nach?
Phra : Äh... nein (lacht). Der kommerzielle Durchbruch war für uns beim Produzieren nicht das große Thema. Wir haben einfach weiterhin die Musik gemacht, die wir selber mögen. Und ich denke es ist generell sehr schwer, mit dem was man selber mag, wirklich Erfolg zu haben. Von daher freuen wir uns falls wir mit dem Album Erfolg haben, aber wenn nicht, sind wir immer noch zufrieden darüber, Musik abgeliefert zu haben hinter der wir stehen können.

Crookers - Tons Of Friends (Releaseinfos)

Also kein bisschen Druck?
Phra : Nein, wirklich nicht, wir waren bei der Produktion frei alles machen zu können was wir wollten. Es ist sicher auch nicht das Album geworden, dass die Leute von uns erwartet hätten. Aber genauso haben wir uns ein Crookers -Album immer vorgestellt und wir mögen jeden einzelnen Song darauf. Es gibt keine Nummer darauf, bei der wir zwei uns uneinig gewesen wären. Und auch wenn wir am Ende über ein Jahr länger gebraucht haben als ursprünglich geplant, hat es sich auf jeden Fall gelohnt. Ich habe das Album bereits hören dürfen und es klingt auf jeden Fall härter als ich erwartet hatte. Ist das nur meine Wahrnehmung oder würdet ihr mir da zustimmen?
Phra : Zu 100 Prozent! Die meisten kennen uns nur von der Kid Cudi Kollaboration oder unseren Remixen, die wir für andere Künstler gemacht haben und hätten wahrscheinlich ein Album mit 12 oder 13 Dance-Tracks erwartet. Was natürlich sehr einfach gewesen wäre. Aber sowas werden wir in Zukunft sowieso noch machen, Remixes, EPs und das alles. Wir wollten den Leuten auf diesem Album eher zeigen, was wir persönlich gerne hören und wofür die Crookers eigentlich stehen. Die meisten haben zum Beispiel keine Ahnung davon, dass unser erster CD-Release ein Hiphop-Mixtape mit italienischem Rap war. Wir wollen die Leute daran erinnern, dass die Crookers für beides stehen: tanzbaren Club-Stuff, aber auch roughe Musik. Wie ihr bereits angesprochen habt, werden die meisten Alben heutzutage mit nur noch 12 oder 13 Songs veröffentlicht. Auf eurem hingegen sind es 20. Wie lange braucht ihr eigentlich für einen Song?
Phra : Das ist ganz unterschiedlich. Das reicht von ein oder zwei Tagen bis hin zu Wochen oder sogar Monaten. Man fängt etwas an, lässt es dann wieder liegen, nimmt es sich später nochmal vor und macht es dann zuende. Dann hört man später nochmal rein und entscheidet, den Song nochmal zu Ende zu machen (lacht). Das kann schon ziemlich lange dauern, aber in manchen Fällen geht es sehr schnell. Es gibt auf jeden Fall keine festen Regeln, nach denen wir unsere Tracks produzieren. An welchem Song auf Tons of Friends habt ihr denn am längsten getüftelt?
Phra
: Am längsten haben wir tatsächlich für das Acapella von Day'n'Nite gebraucht! Wir mussten jedes einzelne Stück davon einzeln cutten, weil dieser niederländische Typ das nicht richtig konnte (lacht).
Bot : Ich würde sagen 95% unserer Energie ging in diese Acapella-Version (lacht). Warum ist dieses Stück überhaupt auf dem Album drauf?
Bot : Wir hielten es für einen lustigen Weg, mit diesem seltsamen Acapella an Day'n'Nite zu erinnern, von einem Typ, der das Original nicht einmal singen kann!
Phra : Unserer Meinung nach gab es keinen wirklichen Grund, Day'n'Nite noch einmal mit auf das Album zu packen. Den Song kennt sowieso jeder. Auf der anderen Seite denken eine Menge Leute, Day'n'Nite sei nur von Kid Cudi . Damit wollten wir neue Hörer auf eine lustige Weise daran erinnern, dass der Remix den sie gehört haben von uns stammt.

Crookers - Tons Of Friends (Releaseinfos)

Für Tons of Friends konntet ihr viele hochkarätige US-Features gewinnen. War es schwer sie zu überzeugen, oder waren die alle sowieso schon auf dem hippen Europa-House-Trip und wollten unbedingt mitmachen?
Phra : Das war eigentlich gar nicht so schwer. Will.I.Am ist wahrscheinlich der Popstar, mit dem es sich von allen am leichtesten arbeiten lässt. Mit Kelis und Pitbull lief es auch sehr gut. Wir haben uns aber nicht gesehen oder im Studio getroffen. Wir haben ihnen unsere Produktionen geschickt und sie uns dann ihre Acapellas. Letztendlich war das wirklich nicht so schwer, wie man es sich zuerst vorstellt. Das Album klingt streckenweise sehr Dancehall-lastig. Ist Dancehall eine große Inspiration für euch?
Bot : Dancehall-Musik ist auf jeden Fall einer unserer Haupt-Einflüsse. Auch wenn House gerade abräumt, die Leute sollten Dancehall nicht aus den Augen verlieren. Euren Hiphop-Background hört man ebenfalls gut durch. Welche Rapper hört ihr selbst im Moment?
Phra : Ich liebe Quasimoto ! Das ist mein Favourite.
Bot : Und MF Doom . Quasimoto und MF Doom , auf jeden Fall. Zur Zeit scheinen viele Musiker auf den Electro- und House-Zug aufzuspringen. Findet ihr es gut, dass die Musik so eine starke Verbreitung bekommt oder nervt es euch auf irgendeine Art auch?
Bot : Wir haben damit kein Problem. Wir hören uns vielleicht nicht alles an und mögen nicht jeden Song, aber generell sind wir cool damit.
Phra : So ähnlich lief es mit Hiphop in den 90ern auch ab denke ich. Auf einmal war Hiphop überall und jeder hat gerappt. Ehrlich gesagt fand ich die Zeit damals ziemlich gut! Und solange dabei gute Musik rauskommt, ist eh alles in Ordnung. Würdet ihr also sagen, House ist der neue Hiphop? Oder sogar der neue Pop?
Phra
: Nein, ich sehe das anders: House bleibt House und Hiphop bleibt Hiphop. Sie verschmelzen nicht zu einer neuen Musikform. Sie treffen eher ab und zu aufeinander und es gibt auch keinen Grund, weshalb sie das nicht sollten. Sie verlieren dadurch nicht ihre Wurzeln. Wenn man es gut genug macht, bewahrt jede Musikform trotzdem ihre eigene Integrität. Als Musiker erweitert man dadurch im besten Fall sein Publikum. Und wie gesagt: Ein guter Song ist ein guter Song!

Crookers - Tons Of Friends (Releaseinfos)

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