Caput - Caputalismus
Boom, endlich ist es da. Das caputte Album, auf das Fans seit der ersten EP 2004 warten. Wir präsentieren dir das ausführliche Interview sowie eine exclusive Video-Dokumentation zu Caputalismus, in der neben Caput selbst auch Kollegen wie Kool Savas, Melbeatz oder Moe Mitchell zu Wort kommen! Auf dem Caput-Blog findest du jetzt auch die neuen Teile 3 & 4 der großen Videodokumentation.

Ein weiteres Album aus dem Camp, dass es sich auf die Fahnen geschrieben hat, in Deutschland für Rap Musik bester Qualität und überzeugendster Technik zu stehen. Die caputalistische Weltherrschafft - wenn du so willst.

Caput hatte es seit seinem Optik-Signing nicht leicht. Vielleicht ist er nach Eko und Fler sogar der MC, der in Deutschland verbal am meisten einstecken musste. Daran ist er freilich nicht ganz unschuldig: Sich den Namen von 2Pac rückwärts zu geben, sieht im ersten Moment nach den gras-geschwängerten Feuchtträumen Baby Don't Cry-hörender Dorfrapper aus. Eine EP mit dem Namen Sieben rauszubringen und darauf fast ausschließlich seinem Idol nachzueifern, relativiert das ganze auch nicht merkbar.

Zu der Provokation des selbstsicheren Iserlohners mit türkischen Wurzeln kam der Neid: Warum signt Kool Savas ausgerechnet Caput für sein (damals frisch gegründetes) Label? Eko war ein offiziell anerkanntes Riesentalent, SD galt als Ausnahmekünstler, Ercandize als Veteran. Und wer war Caput? Eine Frage, die er mit seinen folgenden Mixtape-Auftritten nach und nach beantworten konnte: Ein exellenter Rapper, der sowohl textlich als auch technisch weit mehr zu bieten hatte, als ihm das einer seiner Hater je zugestanden hätte. Für alle, die sich nicht von seinem Namen abschrecken ließen, wurde schnell klar, dass der Junge zu Recht im Optik Camp ist. Jetzt wird es Zeit, auf eigenen Beinen zu stehen.

Interview: Tobias "Toxik" Kargoll

Caput. Was geht bei dir? Ihr seid nach wie vor auf T.o.L. Tour...

GENAU. Ich bin noch nicht so lange wach, alter aber sonst ist alles easy.

Wie ist die Tour bisher für dich gelaufen? Unterscheiden sich die Eindrücke von vergangenen Optik Auftritten?


Man merkt auf jeden Fall, dass ein Generationswechsel stattgefunden hat, es sind sehr viele jüngere Fans dabei, die die alten Savas-Dinger gar nicht kennen. Ansonsten sind die Konzerte meist ausverkauft und immer sehr erfolgreich. Ich glaube, das ist die erfolgreichste Optik-Tour bisher, was wohl mit dem Tot oder Lebendig Album zusammenhängt. Ich habe gehört, das ist durch die Tour sogar wieder in die Charts eingestiegen. Für mich persönlich ist das natürlich auch gut, weil mein Album am 8. kommt und die Tour bis zum 7. läuft. Ich präsentiere auch ein bisschen Caputalismus: Ein Acapella und zwei Songs.

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Du schreibst auf deinem Blog bei uns von der Tour, habt ihr jeweils eigene Sets oder sieht man auf der Tour vor allem Savas? Reist ihr eigentlich wieder in einem gigantischen Optik Bus mit 37 Playstations?

Das ist schon ein Tot oder Lebendig-Set. Ich habe meine zwei Songs plus das Accapella und Moe hat sein Acapella, ansonsten ist alles auf Savas ausgerichtet. Der Bus ist auf jeden Fall noch krasser als bei der letzten Tour! Ich glaube Fifty war sogar mit dem selben Bus unterwegs. Wir haben hier echt drei Playstations drin und ich glaube fünf PSP-Dinger, plus etliche Bildschirme. Hier wird gechillt, ganz normal Filme geguckt und so weiter. Guck mal wie viele Shows wir machen, das ist diesmal schon übertrieben. Wir kämpfen uns immer bis zum Off-Day am Montag durch. Wenn man sich da am ersten Abend direkt abschießt und auf Big Party macht, wird das schnell traurig für den Rest der Woche. Da muss man sich ein bisschen disziplinieren.

Liegt der Generationenwechsel im Publikum, den du erwähnt hattest, an den Änderungen in der deutschen Rap-Welt oder hat Tot Oder Lebendig Leute für Optik begeistert, die euch vorher nicht kannten?


Ein bisschen von beidem. Jedes Jahr steigt die Zahl an Hiphop-Fans. Dass es bei Savas jetzt durch Moes Hooks mehr Melodie in den Songs gibt, was es auch für die Mädels zugänglicher macht, tut natürlich zusätzlich seinen Teil. Auch wenn das nicht gezielt so geplant war. Ich sehe die Entwicklung sehr positiv, je vielseitiger das Publikum, desto besser. Bei uns kommen auch nicht die Flodders, sondern eher die Mädels die nach was aussehen und ein bisschen schickimicki sind.

Also seid ihr Groupie-technisch gut versorgt auf der Tour...


Wird überbewertet, diese Sache mit den Groupies. Ganz ehrlich, nach der Show möchte man chillen, man hat viel zu tun. Dass es mehr Mädchen auf der Tour gibt ist einfach schön, die feiern auf die Mucke, können ein paar Texte mitrappen - das schafft eine positivere Atmosphäre.

Außerdem hat Pac ja schon zu Biggie gesagt, wenn du Musik für die Frauen machst, kriegst du die Typen erst recht und verkaufst am Ende mehr.

Das stimmt, Alter.



Denkst du, wenn du ein Album machst, darüber nach, wen du wie erreichst?


Klar denk ich auch darüber nach, man will sein Spektrum erweitern und so weit wie möglich fächern. Im Endeffekt habe ich aber keinen Song, der gezielt Frauen ansprechen soll. Ich denke bei den Aufnahmen vor allem an Live Auftritte, ich will die Songs auch live spielen können. Man sollte auch darauf achten, dass das Album abwechslungsreich wird, ich würde aber kein Album komplett auf so ein Konzept hin formen. Ein Baukastenprinzip würde die Kreativität eingrenzen.

Man hat lange drauf gewartet das ein Album erscheint - wie fühlt sich der Release jetzt für dich an? War das lange überfällig oder hast du eher das Gefühl, dass sich das Abwarten für das Endergebnis gelohnt hat? Andere waren nicht so geduldig wie du, das Thema wurde breit diskutiert.

Die Leute sollten vor allem sehen, dass es Gründe gab so lange zu warten. Ich habe das Album komplett in Iserlohn in Eigenregie gemacht, unabhängig von Berlin. Ich habe das auf eigene Faust aus dem Boden gestampft. Das ist etwas anderes als wenn jemand alles, vom Engineer bis zum Essen, gestellt bekommt. Dann kannst du chillen und nebenher deine Mucke machen, ich habe aber ein Leben zu führen, ich habe eine Mutter die ich versorge und eine Freundin mit der ich am Start sein muss. Ich bin nicht bereit, mein komplettes Privatleben aufzugeben, nur um ein Jahr früher mein Album rausbringen zu können. Es geht eher darum, weiterhin Spaß mit der Musik zu haben. Ich habe angefangen Musik zu machen, weil ich es liebe, weil ich gerne im Studio bin. Weil ich mir die Produktion gerne anhöre und dann das Ergebnis feier. Um viel mehr geht es da nicht. Natürlich gibt es da auch noch das Geld und Optik, aber ich sage ganz ehrlich, ich habe keine großartigen kommerziellen Erwartungen. Top 10 kann man von dem Album nicht zwangsläufig erwarten, ich habe es nicht auf Kommerz ausgelegt, nicht rumtelefoniert und mir einen großen Star geholt, der da nochmal Wind macht. Die Features sind aus meinem Umfeld. Optik und Leute aus Iserlohn, die zwar No Names, aber in meinen Augen talentiert sind. Für mich wäre es schon ein gutes Ergebnis, wenn die Leute das Album annehmen und sagen: "Weißt du was? Das ist ein krasses Überraschungsalbum." Es würde mir gefallen, wenn die Leute anerkennen, dass hier ein komplett unterschätzter Typ Highclass Shit abliefert.

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Man kann wohl ohne große Widersprüche sagen, dass ihr bei Optik insgesamt eher Künstler als Business Typen seid, oder? Deine Ansicht ist darüber hinaus eher selten geworden.

Auf jeden Fall. Man kann noch hinzufügen, dass jeder von uns natürlich Geld verdienen will, aber keiner ist bereit Kompromisse einzugehen, die den Sinn der Sache verunstalten. Keiner von uns ist bereit sich in ein Image zu stecken und zu gucken, wie man durch irgendwelche Skandale Aufmerksamkeit bekommt. Vielleicht ist das nicht schlau, aber Business ist im Endeffekt eher zweitrangig. Man muss sich natürlich darum kümmern am Ende Plus zu machen und es geht auch trotzdem voran. Mein Video wurde gerade von TRL angenommen, und läuft dann hoffentlich, wenn die Leute voten. Ich denke auch, dass die Fans und Medien mitbekommen, dass wir keine Leute sind, die schnell-schnell Abgreif-Style machen wollen. Qualität hat bei uns oberste Priorität.

Wenn man mit Savas oder Ercandize spricht, hat man manchmal das Gefühl, dass es ein Ziel von Optik ist, möglichst gar kein Image zu haben. Um das mal etwas zu übertreiben.

Ich glaube nicht das wir überhaupt kein Image haben.

Inwiefern machst du dir Gedanken darüber, was für ein Image du in der Öffentlichkeit hast?

Natürlich mache ich mir Gedanken darüber. Mittlerweile weiß ich ganz genau wie ich rüberkommen will und was für mich zählt. Wie die Leute mich auf jeden Fall sehen sollen. Nur: Im Endeffekt kann ich das eh nicht groß beeinflussen. Ich kann ja auch nichts verkaufen, was nicht real ist. Dann müsste man sich wirklich persönlich ändern und das wäre sicherlich der falsche Weg. Man muss versuchen, es so nah wie möglich am Echten zu halten. Ich sehe das ganze Rap-Ding auch ziemlich humorvoll. Viele wissen gar nicht wie ich drauf bin, die haben ein Bild von mir mit drei Bandanas, fünf Ketten, zehn Tattoos und den ganzen Tag Scheiße-labern über Tupac und Westside. Wenn die mich kennenlernen würden wären sie überrascht wie ich bin.         

Wie gut kann man mit deinem Ansatz und in all den Jahren ohne Album denn schon von der Musik leben? Du hast gesagt, du versorgst deine Mum - all das wirst du wahrscheinlich nicht durch Optik-Touren allein können.

Ne, überhaupt nicht. Touren ist immer ein guter Bonus. Ich habe teilweise ganz normal geackert, sogar mal in einer Fabrik. Sich da hinzustellen und einfach zu sagen, Alter, ich bin Michael Jackson, gib mir mein Cash - das ist trauer. Ich will von niemandem abhängig sein, also habe ich gestrugglet. Man soll nicht denken, bei mir sei alles Friede, Freude, Eierkuchen gewesen. Ich bin für alles dankbar was ich zum Beispiel durch Optik erreicht habe, aber habe auch immer nebenher die Fäden gezogen, die ich ziehen kann, damit es finanziell läuft.

Es ist also eben nicht so, dass man ein Demo an Kool Savas schickt und ausgesorgt hat.

In dem Moment geht erst die richtige Arbeit los. Dann folgt die Zeit in der man sich hinsetzen und fokussiert einen Plan erstellen muss. Ich finde das auch weit besser als etwas in den Arsch gesteckt zu bekommen und dann später nicht mehr in den Spiegel gucken zu können, sich denken zu müssen, "scheiße was mache ich hier eigentlich"?

Du hast erzählt, dass du in Iserlohn alles selbständig recordet hast. Du hast komplett deinen eigenen Film durchgezogen und Savas maximal zwischendurch wie einem Kollegen die neuen Songs gezeigt?

Genau so. Zwischendurch gezeigt, aber letzen Endes alleine gearbeitet und versucht, selber Struktur reinzubringen.

Du hast Beats von Melbeatz, Amargeddon, Benny Blanco, Mete Akin, Bugi, Astar und Ercandize, deine eigenen Beats sind aber am stärksten vertreten. Sollte man bei dem Namen Caput ebenso an einen Producer, wie an den Rapper denken?

Ich bin eher ein Rapper der auch mal Beats macht. Wenn beim schreiben mal nichts rauskommt, will ich nichts erzwingen, sondern setze mich lieber an den Rechner. Beatbauen ist viel simpler. Manchmal habe ich auch einfach einen Flow im Kopf, für dann ich dann den passenden Beat brauche. Sieben Stück sind auf Caputalismus von mir. Ich baue einfach nebenher Beats und ab und zu kommt einer bei dem ich sage 'der muss drauf, der ist Killer'. Natürlich war klar, dass ich von Mel und Amar einen haben wollte, vom Flavour her wollte ich keinen Beat haben, der so klingt wie ein anderer auf dem Album. Ich finde es ist ein sehr ausgewogenes und rundes Album geworden. Mir wurde ja immer unterstellt, ich hätte eine komische Beat-Auswahl, aber ich feier das wenn ich mich durch die Beats von der Masse abhebe.

Auf Sechzehn geht es um deine Jugend. Was war das besondere an der Zeit?

Hast du noch nie zurückgedacht, wie es damals in der Zeit war? Ich finde jeder kann sich das so beantworten. Ich will jetzt nicht sagen, dass damals alles besser war, das ist so die Illusion die jeder im Kopf hat. Ab 16 entscheidet man sich wo es hingeht im Leben. Was man so vor hat. Wie sich der Charakter formt. Ich hatte viel Spaß daran den Track zu machen, der gehörte einfach auf das Album, obwohl er schon anderthalb Jahre alt ist.

Gute Zeiten ist auch ein interessanter Track, der schon auf dem Snippet war: ist das ein Wesenszug von dir, das Positive zu genießen und den ganzen Abfuck im Alltag nicht an dich heran zu lassen?


Ich versuche einfach aus diesen negativen Sachen positive zu machen indem ich aus Fehlern lerne oder versuche selbst in einem Fehler das Gute zu sehen. Der Track beschreibt diesen Struggle, den man als Rapper hat. Diesen Existenzkampf. Nur eben auf eine positive Art und Weise.

Findest du, dass das Rapgame neue Werte braucht?

Absolut, Alter. Ich finde schon, dass der sinnvolle Shit momentan wieder mehr gesportet werden sollte und man auf jeden Fall versuchen muss, in die richtige Richtung mit seiner Musik zu gehen, damit sich die Leute wieder an etwas halten können. Mittlerweile ist Rap in Deutschland weit genug entwickelt um auch schwer verdaubare Dinge in gute Flows zu verpacken.

Du sagst, du willst in deiner Mucke dein Leben zeigen. Ein Thema ist dabei auch Iserlohn.

Ich glaube jeder will representen wo er herkommt. Es gibt viele Sachen die Iserlohn für mich ausmachen, die Iserlohn zu meinem zu Hause machen. Mein Freundeskreis und meine Familie sind da. Mein Song Iserlohn ist wohl der unegoistischste Representer-Song den es gibt. Es geht nicht darum, wie ich in meiner Stadt acte, es geht einfach um die Stadt: Das war sowas wie ein Dankeschön an die Leute in Iserlohn.

In letzter Zeit wird neben dem guten alten Lokal-Patriotismus auch allgemein die Nationalität wichtiger im Rap Game. Könnte das zu einem Problem werden, verlieren wir irgendwann vielleicht das funktionierende Multi-Kulti Ding, das Hiphop immer ausgemacht hat?

Ich finde es gibt bei allem ein gewisses Maß, das man nicht überschreiten sollte. Ein gesunder Patriotismus ist schon cool, aber wenn es größenwahnsinnige Maße annimmt, halte ich das für Schwachsinn.

Okay, was sollen wir den Fans noch mitteilen?


Voten für mein Video auf TRL! Unsterblich! Album auschecken, Caputalismus for Life. Und macht euer Ding. Weil ich mach meins.        

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