"Bis aufs Blut": Burak Yigit und Balder Beyer Interview

Der Film " Bis aufs Blut - Brüder auf Bewährung " überrascht die Film- und Musik-Szene mit einer authentischen Story, jungen Schauspielern, die die Story darin unterstützen und einer Grundaussage die nicht nur auf der Straße von Würzburg nie an Aktualität verliert. Die bewegende Geschichte von Tommy und Sule , deren Freundschaft durch harte Zeiten geht, spiegelt die Realität der Straße wieder. Dass der Regisseur und Drehbuchautor Oliver Kienle die Handlung in seiner Heimatstadt Würzburg spielen lässt, räumt mit dem klassischen Großstadt-Gangster-Klischee auf. Der Cast ist mit der bezaubernden Aylin Tezel als Sina , Jacob Matschenz in der Hauptrolle als Tommy und Manuellsen als Clay sehr gut besetzt. Nachdem ich mir den Film zweimal reingezogen habe, war es an der Zeit mit dem Darsteller Burak Yigit , der in der Figur Sule beeindruckend aufgeht und dem Rapper und Darsteller Balder Beyer aka Balda B , der den Rapper Keiler spielt, ein Gespräch zu führen. Jetzt zur DVD-Veröffentlichung haben wir das Gespräch wieder ausgegraben und möchten es dir nicht vorenthalten.  Zum wievielten mal habt ihr den Film heute gesehen?
Balder: Ich war jeden Tag auf der Releasetour und hab ihn in den verschiedenen Städten auch gesehen. Auf Filmfesten hab ich ihn mir zweimal reingezogen: bei der Max Ophüls -Preisverleihung [Publikumspreis und Preis der Schülerjury - Anmerk. d. Red.] und bei Filmfestivals.

Also schon recht oft. Ihr musstet auch verschiedene Szenen nachsynchronisieren, was man dem Film nicht anmerkt. Hängen einem da nicht manche Szenen irgendwann zum Hals raus und wie bringt man sich in einem Tonstudio in die richtige Stimmung?
Burak: Ja, ab und an war es echt anstrengend. Diese Szene in der ich auf dem Berg " Hurensohn " schreie, haben wir auch synchronisiert. Wenn du da im Studio stehst, ist die Athmosphäre eine ganz andere. Da fehlt dir der Ort um dich da einzufühlen. Dieses Tempo und das Gefühl dann zu haben ist echt schwer. Man muss sich auf einen Adrenalinpegel hochpushen, macht ein paar Liegestütze, rennt zwei Runden um den Block. Ich bin nicht so der Freund vom Synchronisieren. Balder: Das tut richtig weh, wenn man das sieht, ehrlich gesagt. Ich musste sehr viel nachsynchronisieren, weil meine Figur Keiler eigentlich duchgehend das böse N-Wort sagt. Erst wars so ein bisschen: Keiler darf das, weil Manu [ Manuellsen als Clay im Film - Anmerk- d. Red.] dabei ist. Dann gab es ein Testscreening mit Kool Savas und seinen Leuten und die fanden das überhaupt nicht gut. Mir selber war das auch ziemlich unanangehm, aber es war eben Teil der Rolle und des Drehbuchs. Im Endeffekt haben wir 70% von mir nachsynchronisiert, weil das Wort raus sollte. Im Nachhinnein bin ich froh, wenn ich sehe, dass andere nicht mitbekommen, dass es nachsynchronisiert ist. Aber es ist nicht das was ein Schauspieler gerne macht. Die Situation im Studio ist nicht authentisch und man muss sich wahnsinnig hochpushen.
Wo ihr den Film jetzt komplett gesehen habt: Was habt ihr vielleicht erst bei den Vorstellungen über eure eigenen Rollen erfahren?
Burak: Ich war, ganz ehrlich, total überrascht, was für einen Wichser ich in dem Film darstelle und vor allem, wie authentisch. Ich bin da schon überrascht, dass ich anscheinend so real so einen Charakter dargestellt habe.
Für wie authentisch haltet ihr die Story des Films?
Burak: Ich finde, im Endeffekt gibt es diese Probleme überall. Egal ob Offenbach oder andere Kleinstädte. Da sind Ghettos. Man sagt das in Deutschland nicht, aber da ist was dran. Es ist echt scheißegal wie klein die Stadt ist, die Probleme, wie Perspektivlosigkeit, kein Geld, dass man posen will, gibt es überall. Da kannst du in ner Großstadt wie Berlin oder in einer Kleinstadt wie Hagen sein. Ich war mal in Hagen und da hat man im Endeffekt auch gesehen, dass es echt krasse Probleme und Leute da gibt. Man kann das auf Würzburg adaptieren, aber es ist natürlich auch ein Film, ein wenig gepusht sein muss es. Beispielweise die Messersteicherei von Clay [gespielt von Rapper Manuellsen , der einen ehemaligen amerikanischen GI spielt Anmerk. d. Red.] wurde filmisch dargestellt. Aber so eine Authenzität findest du auch in Dörfern. Steckt auch dieser Reiz des Verbotenen irgendwo in den Menschen drin, unabhängig von Wohnorten?
Balder: Ja, ich denke das hat viel mit gesellschaftlichen Problemen zu tun. Ohne großartig politisch zu werden, kommen solche Thematiken immer wieder auf. Es wird oft an der Oberfläche gekratzt oder der drohende Zeigefinger erhoben. An dem Film finde ich gut, dass er den Leuten eben nicht erzählen will, dass es genau so ist, sondern einfach diese Gruppe aufzeigt: da ist ein Halbtürke, ein Ami und ich spiele eigentlich einen Halbrussen, was aber jetzt im Film nicht mehr so durchkommt. Das wird nicht extra thematisiert, sondern das sind einfach Leute, die zusammen aufgewachsen sind, wie es auch im echten Leben ist. Auch wenn man aus verschiedenen Backgrounds kommt, kann man eine tiefe Freundschaft teilen. Trotz verschiedener Hintergründe in den Elternhäusern haben die Menschen doch die selben Probleme und Weisungen.  
Wie ist euer Bezug zur deutschen Rapmusik?
Burak: Deutschen Hiphop mag ich sehr gern und habe immer viel Savas gehört. Die alten Undergroundsachen mit MOR gefallen mir gut - sowas höre ich immer gern. Der Oldschool- und Undergroundshit gefällt mir eher, wenn es voll in die Fresse ist.  Also ist Streetrap, der ja auch im Film dargestellt wird, dein Ding?
Burak: Ich mag auch politischen Rap, es muss jetzt nicht fernab von Intellekt sein. Balder, du hast auch selber einen Rap-Hintergrund und bist aktiv. Wie war es da für dich, dich auf das Streetrapding einzustellen?
Balder: Ich rappe wesentlich länger als ich schauspielere. Ich hab vor ungefähr elf Jahren angefangen und mein Produzent hat mir von Anfang an die Anfänge mit Torch nah gerbracht. Der erzählte mir von den Heidelberger Jams mit den GIs, die es damals nach Deutschland rübergeholt haben. Ich war zwar nicht dabei, aber die Geschichten haben mich geprägt. Dann war mir wichtig immer mit der Zeit zu gehen. Ich achte besonders auf Skills des Rappers und deren Technik, weswegen ich mich vom Haten frei machen kann. Als Schauspieler ist es für mich kein Problem in Rollen zu schlüpfen, wenn ich das mit meiner Leidenschaft Rap verbinden kann: um so besser! Im Herbst gibt es dann auch mein eigenes Album mit Damion Davis, Creme Fresh und noch einigen anderen. Da kann man sich dann von Balda B als Rapper ein Bild machen.  

Bis Aufs Blut - Brüder auf Bewährung Facts Kinostart in Deutschland: 23. September 2010 Seit 20. Mai 2011 auf DVD erhältlich Regie & Drehbuch: Oliver Kienle Produktion: Ralf Hartmann , Verena Monßen und Jonathan Hild Darsteller: Jacob Matschenz , Burak Yiğit , Manuellsen , Balder Beyer , Simone Thomalla , Peter Lohmeyer und weitere Auszeichnungen: Unter Anderem den Max Ophüls Publikumspreis , den Thomas Strittmatter Drehbuchpreis und Bayerischen Filmpreis.
Soundtrack: Songs von Kool Savas , Olli Banjo , Curse , Manuellsen und vielen weiter Deutschrap Artists (Video: Bis aufs Blut - Der Soundtrack ) Film -Trailer:

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