"Ave Maria" läuft im Schweizer Radio und Leute verstehen die Welt nicht mehr

Wie weit darf Rap im Rahmen der Kunstfreiheit gehen? Wie soll man das Thema in der Öffentlichkeit handhaben? Muss man zensieren und junge Zuhörer schützen? Bei uns ist die Diskussion schon ein alter Hut. In der Schweiz sieht das 2017 offenbar noch anders aus. Hier braucht es keine Gewaltfantasien gegen Politiker, um einen Skandal heraufzubeschwören.

Weil "Ave Maria" aus "JBG 3" in den Charts neu auf Platz 15 eingestiegen war, spielte der öffentlich-rechtliche Sender SRF 3 den Song am Sonntag kurz vor 15 Uhr am Nachmittag. Eine Sprecherin erklärt gegenüber der Tageszeitung 20 Minuten:

Der Moderator weist explizit darauf hin, dass der Songtext extrem anstössige, gewaltverherrlichende und sexistische Passagen enthält.

Kollegah & Farid Bang ✖️ AVE MARIA ✖️ [ official Video ]

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Zusätzlich habe es für Eltern den Hinweis gegeben, das Radio leise zu stellen oder den Sender zu wechseln. Trotzdem gab es einige schockierte Mails. In den sozialen Medien treffen manche Menschen durch die Berichterstattung über "Ave Maria" anscheinend auf ein komplett neues Genre und die Musik einer Generation, zu der sie keinen Zugang haben. Ein zentrales Problem stellt offenbar auch die Uhrzeit dar und das Thema bekommt zusätzliche Relevanz, weil in der Schweiz gerade die Abschaffung der Gebühren diskutiert wird. Ob es bei uns auch wieder einen Aufschrei geben würde, wenn der Song mittags im Öffentlich-Rechtlichen laufen würde?

20 Minuten hat den Song zudem einigen Schweizer Politikern vorgespielt. Natalie Rickli, Nationalrätin der SVP, fragt sich zum Beispiel, was man unter dem Deckmantel der Kunstfreiheit alles tolerieren müsse. Martin Candidas von der CVP findet es "traurig", dass solche Musik es in die Charts schafft. Sebastian Frehner, eine weiterer Repräsentant der SVP sieht die Debatte etwas entspannter. Es sei halt ein Lied und störe ihn nicht besonders, auch wenn es "a bitzli aggressiv" sei. Du wirst nicht alles verstehen, aber die Positionen der Politiker werden trotzdem relativ deutlich:

20 Minuten

"Wer normal ist im Kopf, hört so etwas nicht": Wir haben den umstrittenen Song von Kollegah und Farid Bang Politikern vorgespielt. Zur Story: http://bit.ly/2l4tCAl

Zur kritisierten Frauenverachtung und Gewaltverherrlichung gesellt sich unter den Schweizer Hörern sogar noch ein weiterer Punkt, über den man in Deutschland nach rund anderthalb Jahrzehnten dieser Debatte höchstens bei klassischen Battles von Angesicht zu Angesicht gestolpert ist. "Ave Maria" verletzt durch seinen Titel religiöse Gefühle:

An dieser Stelle die Frage an unsere Leser aus der Schweiz: Ist die Diskussion um harten (Battle)Rap neu bei euch? Wurde das alles nicht schon etliche Male durchgekaut, als Sido, Bushido und später Haftbefehl groß wurden? Lasst es uns hier oder auf Facebook und Twitter in den Kommentaren wissen!

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