Afrob - Hammer
Afrob zeigt allen wo der Hammer hängt und releaset sein drittes Album. Wir befragten das Kolchosemitglied zu seinem neuen Album, aber auch zum derzeitigen Status Quo in Stuttgart!
Bevor wir zum 'Hammer' kommen, lass uns doch erst nochmal über ASD quatschen. Wie beurteilst du zurückblickend das Projekt – wie zufrieden bist zu mit dem Projekt und wie alles gelaufen ist?

    
Ja, das Feedback ist ja immer geteilt. Ich denke aber nicht, dass ich jemanden von meinen Fans damit enttäuscht habe. Ich denke nicht, dass ich bei dem Projekt abgebaut habe – im Gegenteil. Ich habe eher zugelegt – ich habe mir das Album erst vor kurzem nochmal angehört und ich muss sagen, dass das ASD-Album eines der besten Alben ist, das je in Deutschland rausgekommen ist. Ich habe zumindest bis jetzt kein besseres Album gehört.

Wird es denn eine Fortsetzung geben?

Das wissen wir beide noch nicht. Wir würden es schon gerne machen, aber wir können es im Moment nicht versprechen. Lassen wir uns mal überraschen.

Warum 'Hammer'? Was hat dich dazu gebracht dein Album so zu taufen?


Das war das erste, was ich zu den bereits fertigen Songs gesagt habe. Ich habe die Tracks gehört und dachte mir 'Hammer'! Ich fand das auch ehrlich und am glaubwürdigsten. Warum soll ich mich hinsetzen und einen Titel für das Album suchen. Das ist eh ein emotionales Album, warum also nicht einen emotionalen Titel wählen? Mit einem Hammer kannst du auch Sachen kaputt machen, um sie danach wieder neu aufzubauen. Also jetzt nicht aggressiv gemeint, auch wenn manche Leute hin und wieder einen Vorschlaghammer brauchen.

Im Intro zu deinem neuen Album sagst du, dass das dein letzter Schuss sein könnte...

Eigentlich fängst du ja bei jedem Album bei Null an. Klar hast du deinen Namen, aber du musst dir jedesmal aufs neue deine Bestätigung holen. Du bekommst keine Absolution, nur weil du drei Alben draußen hast. Das ist so das Bild, dass ich damit meine. Ich sage ja auch, dass ich niemals den Stift ruhen lasse – weißt du was ich meine. Die Zeile klingt natürlich auch sehr dramatisch...

Könnte aber auch dahingehend interpretiert werden, dass Afrob jetzt aussteigt, weil er genervt vom Game ist...

Nein Mann – überhaupt nicht!

Ist es aber nicht so, dass das Game - also Industrieseitig – etwas härter geworden ist?

Das kann schon sein, aber für mich hat sich eigentlich nichts geändert. Ich habe eine coole Plattenfirma wo mir niemand eine Pistole auf die Brust setzt und sagt "Du musst jetzt das und das machen". Ich finde auch, dass man den Spruch nicht überbewerten sollte. Ich war mir auch bewusst, dass ich in jedem Interview zu diesem Satz befragt werde, aber ich habe mir einfach herausgenommen das zu sagen. Warum fragt keiner nach 'Ich lass niemals den Stift ruhn / scheiß auf euren Blitzruhm / ihr könnt mir nichts tun'? Aber der Satz sticht halt heraus.

Im nächsten Track 'Gewissen' klingst du etwas genervt von den Gangsterattitüden, mit denen man derzeit verstärkt konfrontiert wird.

Ich werde oft gefragt, was man braucht, um Rapper zu sein und das habe ich in der Hookline eben aufgegriffen. Weißt du solche Fragen, ob man, wenn man auf Gangster macht richtiger HipHopper ist. Wie das Leben mit den Cops ist? Ob man mit einer Frau in der Hook schon Pop ist? Also was man braucht, um erfolgreich zu sein. Aber genervt bin ich nicht. Ich bekomm zwar alles mit und es muss einem ja nicht alles gefallen, aber es ist jetzt nicht so, dass mich das annerven würde.

Was macht dann für dich einen richtig guten Rapper aus – was ist die Antwort auf die Frage, was es braucht?

Begabung, Talent, Charakter, eine Menge Geduld und Ehrgeiz – das sind die Eigenschaften, die man braucht. Du musst halt ein kompletter Charakter sein – es reicht nicht, wenn du im Studio ein paar Lines kicken kannst. Du musst auch live rocken können. Du musst auch am DJ-Pult Action machen können, so Hostingsachen. Die Leute denken zwar immer, dass der MC nur ins Mic brüllt, aber damit allein ist es nicht getan, da steckt schon mehr dahinter. Sehr wichtig ist auch freestylen – ich denke das steht an erster Stelle, weil man so zu sich und zu seinem Style findet. Ich sag dir ehrlich, dass sich meine Texte, wenn ich viel gefreestyled habe, auch freestylelike angehört haben. Es gibt immer so Phasen – ich seh das sportlich. Freestyle muss aber auf jeden Fall sein. Trotz allem habe ich den Eindruck, als ob du auf 'Hammer' insgesamt aggressiver am Start bist – also im Vergleich zu deinen letzten Alben. Ein Stück weit fragt man sich auch, ob du evt. von der nächsten Generation Rapper enttäuscht bist, weil Rapper heute nicht mehr dieselben Ideale verfolgen wie noch vor 10 Jahren?

Eigentlich nicht. Ich meinte eher damit, dass sich viele wie Teenager aufführen. Was die Ideale angeht, das ist eine normale Entwicklung. Ich schreib ja niemandem vor, wie er zu leben hat.

Auf 'Es geht hoch' ist das Lizi? Wie seid Ihr zusammengekommen? Lizi war ja eine zeitlang recht verschwunden – was hat sie getrieben?

Das habe ich mich auch gefragt, bis ich sie bei Rocky im Studio getroffen habe. Es war halt so, dass ich vor einiger Zeit mal was von ihr gehört hatte und das Material sehr cool fand. Dann haben wir uns wirklich zufällig bei Rocky im Studio kennengelernt und da der Vibe gestimmt hat, haben wir eben den Track aufgenommen. Ich hoffe, dass sie jetzt an ihrem Zeug weiterarbeitet – die Frau ist auf jeden Fall eine Raperscheinung.

Rocky ist ein gutes Stichwort – lass uns mal über die Produzenten auf deinem Album reden...

Das Gute an 'Hammer' ist ja, dass man nicht sofort raushört, welche Tracks von Amis produziert wurden und welche aus Deutschland sind. Ich will auf jeden Fall, dass mein Album europäisch klingt – egal woher ich meine Beats shoppe.

Wer hat denn nun für dich produziert und wie hast du die Leute connected?

Die Leute aus Deutschland, also Rocky, Desue, J-Luv und 5ter Ton haben sich einfach ergeben. Dann habe ich noch Beats von Dash aus Kroatien, Needlz – um mal zu den Amis zu kommen. Needlz hat die Young Buck-Single produziert. Den habe ich über die Kontakte, die wir über ASD geschlossen habe, connected. Der war auch sehr cool, das war nicht so derbe businessmäßig, sondern ganz normal. Das lief alles sehr persönlich ab. Ich hätte auch keinen Bock gehabt, Beats zu checken, bei denen zuerst über Geld geredet wird. Zum einen bezahl ich die Beats nicht, wenn sie zu teuer sind, zum anderen ist mir das auf der persönlichen Ebene einfach lieber.

Wenn wir eben von 5ter Ton gesprochen haben. Es kursieren momentan mal wieder die Gerüchte von wegen die Massiven hätten sich getrennt. Kannst du dazu was sagen?

Da musst du die Massiven fragen – da hab ich keine Ahnung. Ich hab die zwar mal im Studio gesehen, aber was die da gemacht haben, weiß ich nicht.

Bei 'Was weiß denn ich' beschreibst du ja in der ersten Strophe Stress mit Bullen. Derzeit wird ja die DNA-Datenbank heiß diskutiert. Was hälst du persönlich davon?

Naja ich habe persönlich nichts zu verbergen. Ich glaube auch nicht, dass ich irgendwann irgendwen umbring. Mir ist das ehrlich gesagt egal. Ich glaube aber, dass manche Leute ihre Freiheit krass eingeschränkt sehen. Ich habe aber ganz andere Sorgen. Ich meine es gibt doch ganz andere Sachen, wo deine persönliche Freiheit eingeschränkt wird. Wer sich nichts zu schulden kommen lässt, wird auch nicht DNA-technisch erfasst. Wenn der Staat könnte, würde er natürlich von jedem die DNA erfassen. Aber das ist Politik – hab ich was damit zu tun?

Naja du bist zumindest davon betroffen!

Ja, aber ich glaube, die haben schon lange meine DNA. Zumindest bin ich beim BKA erfasst.

Wo siehst du denn dann deine persönliche Freiheit eingeschränkt?

Die Art von Gefahr mit der Polizei in Kontakt zu kommen ist so latent und einfach nicht so nahbar für die Leute. Die wenigsten Leute werden doch dazu kommen, eine DNA-Probe abgeben zu müssen. Ich finde die DNA-Diskussion echt lächerlich...

Du sagst ja auch, dass du Arbeit gesucht hast, aber nichts gefunden hast. Hast du dir neben der Arbeit als Rapper ein zweites Standbein schaffen wollen?

Nein, ich habe mir kein zweites Standbein schaffen wollen. Die meisten, die Musik gemacht haben, landen ja auch in der Musikindustrie. Natürlich habe ich mir meine Gedanken gemacht, was es noch so gibt, aber das kannst du ja neben dem Rap machen. Berührt es dich, wenn du siehst, dass immer mehr junge Leute keinen Job finden und so gut wie keine Perspektive haben?

Das ist natürlich ein Desaster und es sind immer dieselben Leute, die zuerst keinen Job mehr finden. Aber was willst du machen? Man muss den Leuten aber auch ein Stück weit klarmachen, dass es in dem System, in dem wir leben, auch Leute gibt, die durchs Raster fallen und das Vollbeschäftigung ein Traum bleiben wird.

Bist du mit deinem Leben und den Dingen des Alltags zufrieden?


Nein!

Was würdest du dann verbessern oder verändern wollen?

Privat oder beruflich?

Sowohl als auch...

Ich wünsche mir auf jeden Fall mehr Konstanz in meinem Leben. Hin und wieder wäre etwas Ruhe auch etwas, was mir gut tun würde. Den Umständen entsprechend geht es mir aber ganz gut. Ich hätte z.B. nie gedacht, dass ich mal ein drittes Album machen würde – darum feier ich das jetzt auch entsprechend.

Lass uns mal über die Mutterstadt reden – wie siehst du die derzeitige Entwicklung? Gibt es Acts, die man hervorheben müsste?

Kodimey war auf jeden Fall sehr interessant. Der hat mir sehr gut gefallen. Ansonsten ist die neue Generation in Stuttgart noch sehr zerbrechlich – eine sehr junge Szene. Ich hoffe aber, dass es sich auch unabhängig von der Kolchose, 0711, Afrob und was weiß ich wem weiterentwickelt.

Wäre so eine Connection wie damals über die Kolchose nicht hilfreich? Momentan arbeitet ja jeder für sich.

Ich weiß nicht. Die Leute sollten sich auf jeden Fall von dem Kolchoseding emanzipieren. Ich glaube nicht, dass das Sinn macht, die Leute in eine Kolchose zu stecken. Sonst bekommt die neue Generation keine eigene Identität bzw. steht immer im Schatten der Kolchose. Es ist ja auch schwierig durchzustarten, wenn man so im Schatten von etwas steht.

Wie geht es mit dir weiter? Wird es eine Tour geben?

Alleine erstmal nicht. Ich werd mit den Fantas auf Tour gehen und dann kommen auch schon die Festivals. Danach werden wir schauen, ob ich evt. im Herbst nochmal alleine auf Tour gehe.

Last but not least überlasse ich dir das Schlußwort.

Checkt den Hammer 2005 – ich hab nichts zu verbergen.
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