Adi Interview
Als eine Hälfte des Duos Millionadi ist Adi seit langem Teil der Westdeutschen Szene, nachdem die Feuer Über Deutschland -Auftritte mit seiner Crew Der Neue Westen die Bekanntheit noch einmal drastisch erhöhten, kommt nun der erste Solo-Streich ds Düsseldorfers. Wir sprachen mit ihm und bringen dir außerdem das brandneue Video und einen weiteren Acapella Auftritt!

>> Adi - In der Hitze der Nacht Video & Acapell a

Im Jahr 2005 konnte der Neue Westen auf der „Feuer über Deutschland" DVD punkten und du bekamst unter anderem von Kool Savas Props. Was hat sich danach für dich getan?

Da hat sich schon ziemlich viel getan. Feuer über Deutschland war einfach eine super Nummer für uns! Wir waren ja zweimal dabei, sowohl auf der die Savas gehostet hat, als auch auf der zweiten mit Snaga . Wir haben beide Male sehr gut ausgesehen als Team, das hat den Bekanntheitsgrad gesteigert. Dadurch kennen die Leute mich als Solokünstler und die Idee für einen Solo-Release entstand. Durch Feuer über Deutschland erkennen mich Leute auf der Straße, durch die Mucke wahrscheinlich noch nicht. Du gehst zum Beispiel in einen Burger King und da sind zehn Kids die "Eh, du bist doch der aus Feuer über Deutschland" schreien. Alles schon passiert. Immer seltsamerweise in Restaurants. Letzte Woche habe ich beim Thailänder im Hafen etwas gegessen und auf dem Weg zum Klo sprach mich ein Typ auf Feuer über Deutschland an. Das hat also auf jeden Fall dazu beigetragen, uns und mich als Solokünstler bekannt zu machen.
Millionadi gibt es aber nach wie vor?

Ja! Ich werde jetzt nur erstmal eine Weile mein Solo-Ding durchziehen und
zwei bis drei Solo-Releases bringen. Wir haben als Millionadi zwei EPs, zwei Mixtape-Alben und ein Album veröffentlicht, jetzt will ich erstmal mein Solo-Ding verfolgen. Gemeinsam mit meinen Producern, den Trommelfellaz . Die Leute draußen, habe ich den Eindruck, haben da Bock drauf. Das ist zumindest, was ich so über Myspace mitkriege.
Wird es auch ein Debütalbum von Million geben?

Ja, er arbeitet auch an einer Soloplatte mit den Trommelfellaz .
Wann wird er das veröffentlichen? Keine Ahnung, anfang nächsten Jahres? Der braucht immer etwas länger als ich...
Millionadi ist also erstmal auf Eis gelegt und ihr bringt eure Soloprojekte.

Was heißt auf Eis gelegt? Auf Adinalin ist der Milli, glaube ich, fünfmal drauf. Außerdem arbeiten wir auch als Neuer Westen zusammen, da sind dann noch mehr Leute um uns herum: Jesen, Micro, Flaze, Melsche da Monsta, Sam Kasam und Koree . Momentan arbeiten wir alle zusammen an einem Neuer Westen Album, das gegen Ende diesen Jahres releast wird.
Die Trommelfellaz scheinen eure Produktionen ja ziemlich komplett zu übernehmen, wer sind die Jungs? Die Trommelfellaz sind Benz Reibach und Cebu. Auf meinem Solo-Release haben sie grob die Hälfte gemacht.  Die andere grobe Hälfte haben die Jungs aus Frankfurt, Brian Uzna und AYCB ( All you can Beat, ) übernommen. Hier aus Düsseldorf ist außerdem CHS vertreten, der auch auf Release Records ein Solo veröffentlicht hat. Chris der Partner aus dem Umfeld hat auch einen Beat gemacht. Außerdem Loggarizm und Don Tone aus dem Looplap Studio, L Records .
Erhoffst du dir nach langer Underground-Karriere mit dem Soloalbum nun den Durchbruch?

Keine Ahnung! In erster Linie ist das jetzt ein Streetalbum, also ein Teaser, ein Appetizer für die Leute da draußen. Ein paar Sachen waren schon bei MySpace upgeloaded und wir haben dann irgendwann gedacht, die Stücke sind einfach zu geil und zu schade, um sie nur im Internet rauszuhauen. Dann habe ich mich mit den Trommelfellaz zusammengesetzt und entschieden, wir machen das Ding jetzt richtig rund und ballern noch mal direkt ein komplettes Album hinterher. Noch mal 12, 13, 14 Tracks. Die haben wir relativ zügig, in einem Monat aufgenommen. Jetzt sind es insgesamt 21 Tracks und ich denke so kriegen die Leute einen guten Eindruck von mir als Solo-Künstler.
Du bist berühmt für Deine Punchlines. Welche Rolle spielen die Spitter- und Battletracks auf diesem Album?

Adinalin ist sowohl von den Raps- als auch vom Sound her sehr druckvoll, sehr nach vorne und aggressiv. Die Leute kriegen auf jeden Fall viele Punchlines, sehr viele Reime, sehr viel Technik, vierfach, fünffach Kombis, Metaphern und Vergleiche - auf jeden Fall sehr Skill-lastiger Rap. Ich verstehe mich sowohl als MC als auch als Rapper, ich bin kein Gangster der plötzlich auch rappt. Ich habe nicht 50 kg Koks zu Hause und meine jetzt darüber rappen zu müssen, ich bin Rapper. Ich bin mit diesem Battle-Kram groß und bekannt geworden. Ich will zeigen, dass ich mit Sprache umgehen kann, deshalb mach ich das. Viele Leute mögen aber auch die gesellschaftskritischen Sachen von mir. Ich mache mir einen Kopf darüber, wie unsere Welt momentan aussieht. Die Leute werden auf Adinalin mit guten Reimen, Vergleichen und Bildern bedient und kriegen vier Tracks, in denen unserem Land auf intelligente Weise, ohne platt zu werden, auf den Grund gegangen wird. Das wird auch auf meinen kommenden Releases eine Rolle spielen. Punchlines sind so was wie Fastfood. Kurzfristige Unterhaltung und etwas outdated. In drei Jahren sind die Punchlines von heute wahrscheinlich auch nicht mehr so der Hammer, aber wenn du Tracks über das Leben an sich machst - oder über die Welt - oder über die Gesellschaft - dann berührt das die Leute länger.
Du bezeichnest dich selbst als MC. Was macht Deiner Meinung nach einen guten MC aus und was daran unterscheidet Dich von anderen Rappern?

Ich denke auf jeden Fall das Vokabular, die Sprache und der Wortschatz. Ich würde schon sagen, dass ich mit verschiedenen Farben, mit verschiedenen Formen, mit verschiedenen Bildern, die ich einfach mit meiner Sprache male, eine sehr breite Leinwand ausfüllen kann. Ich mach ein sehr großes Fass auf, wenn du so willst. Manche Leute sind vielleicht erstmal davon überfordert, weil es teilweise recht anspruchsvoll ist. Es ist kein stumpfer Rap. Es ist immer hart, aber es ist auch immer intelligent. Und das ist eine Kombination, denke ich, die es in Deutschland nicht oft gibt. Das finde ich eigentlich schade. Wenn du dir amerikanische Sachen anhörst,  ist die Sparte auf jeden Fall breiter bedient als in Deutschland. Hier sagen die Leute, wenn du hart rappst, musst du Gangster sein. Meiner Meinung nach, sind die härtesten Gangster alle keine Rapper! Wenn ich ein Gangster bin, bin ich ein Gangster. Wieso soll ich dann rappen? Ich denke mal, dass ein Gangster mit seinem Gangster-Dasein sehr viel mehr Geld verdienen kann als mit Rap. Für mich ist Rap eine Kunstform. Die Leute sind immer schnell mit Vorurteilen. Ich würde jetzt nicht sagen, dass ich von der Straße komme, aber auf der anderen Seite: mein Vater ist gestorben als ich sechs Jahre alt war, meine Mutter hatte zwei Jobs und hat immer für mich gehustlet. Seit dem ich zehn Jahre alt war, habe ich den ganzen Tag auf der Straße rumgehangen. Nur bilde ich mir auf die Scheiße, die ich früher gebaut habe, nicht einen ein. Ganz im Gegenteil, ich bin da raus gekommen. Ich habe meine Schule durchgezogen und mein Ding gemacht, weil ich auch Grips habe. Also, das ist genau das Selbe wie mit der Musik – ich sehe keinen Sinn darin, mein Gehirn nicht einzusetzen. Wenn ich schon eins habe, dann kann und sollte ich das für die Musik benutzen. Das heißt aber nicht, dass ich jetzt lustigen, anspruchslosen Weicheier-Rap mache. "Aufs Maul mit Niveau ", hat die Backspin geschrieben und das finde ich eigentlich super passend. Das Beste, was ich bisher über uns gelesen hab.

Zu Beginn hieß MCing partymachen. Wie stehst du zu Partysongs und Clubmusik? Ich mach gerne mit den Jungs Party! Wer mit dem Westen mal unterwegs war, der weiß genau, die Leute trinken einige Gläser aus. Nur ist das für mich nichts worüber ich rappen muss. Ich bin halt auch mit Musik aufgewachsen, die nicht unbedingt Partymusik ist: Nas, Mobb Deep, Wu Tang , das sind die Sachen, die mich geprägt haben. Wenn man an deutsche Sachen denkt war das RHP damals, nie Partymusik. Ich komme schon aus dem Golden-Age, wo Rap keine Partymusik war.
Es gibt ja auch Verbindungen zwischen Politik und Party, wie bei Public Enemy. Die Hoch-Zeit von PE habe ich persönlich nicht mehr so wahrgenommen. Meine erste Rap LP war PE: Fear of a Black Planet . Aber wenn ich jetzt sagen würde, was mich von Ami-Rap geprägt hat, war das eben Nas, Mobb Deep, Wu Tang . Das sind die drei Sachen, wo ich sagen würde, die haben richtig eingeschlagen. Ich war auch nie der große Westcoast Fan. Klar alle um mich herum waren Dre und Snoop Fans. Aber das war irgendwie, teilweise wegen diesem Gangsta-Image, nicht mein Ding. Ich war eher so auf der Wu Tang Seite... Mystik, Verschwörungstheorien, verschiedene Rapstyles und auch dieses Karate/Kampfsport Image. So was hat mich viel mehr fasziniert. Nas ist von der Reimtechnik her den Leuten zehn Jahre voraus. Es gibt Platten von 2002, die nicht annährend so gute Technik haben wie ein Nas 1992. So was hat mich immer mehr interessiert.
Hast du gesellschaftskritische Titel auf Adinalin ?

Ja, Bis die Faust bricht z.B. Ein sehr guter Song, wie ich finde.
Also wirst du deine Linie beibehalten: Battletechniken und Politikthemen.
Klar, definitiv! Das ist das, wodurch mich die Leute kennen, wodurch mich Leute, die mich mögen, mögen. Leute, die mich hassen, hassen mich genau dafür. Und es ist gut, wenn man das beibehält...
Was hält man mit so einer Einstellung von Kanaken-Rap? Ich bin ich. Ich bin Deutscher. Wahrscheinlich ist da irgendwie die Identifikationsfläche nicht so groß. Es gibt schon viele Sachen, die ich gut finde. Ich hör mir auch gerne Sachen von egj an. Es gibt Bushido Tracks, die ich echt gut finde. Ich bin auch definitiv ein Chakuza Fan, dr ist ein super Rapper. Das Album war letztes Jahr das Deutsch-Rap-Album, das ich am meisten gehört habe. Auf der anderen Seite finde ich auch Leute wie Snaga & Pillath gut.
Als Millionadi habt ihr mal ein Sample von den Böhsen Onkelz benutzt. Habt ihr damals Stress bekommen, weil ihr damit eine komplette Hookline getuned habt?

Wir haben ein Vocal-Sample genommen, haben es hochgepitcht und in eine Hook gebracht. Ein Video dazu gemacht, das dann irgendwie bei YouTube echt Welle gemacht hat. Teilweise auch genau wegen dem Sample. Das war ein super persönlicher, gesellschaftskritischer Track. Die Leute hängen sich natürlich dann an so was auf. Irgendwann kam Post vom Management der Böhsen Onkelz .
Worum ging es in dem Brief?

Die haben uns damit gedroht, den Verkauf des Millionadi Albums Edelasis verbieten zu lassen. Wir haben uns dann mit denen darauf geeignet, dass wir das Video bei YouTube rausnehmen. Aus dem elektronischen Verkauf, also iTunes u.s.w., mussten wir den Song auch nehmen. Aber unser Album durfte weiter verkauft werden, was für uns halt cool war. Wir sind cool mit denen. Die fanden den Song auch gut. Wir haben dem Management CDs und Shirts geschickt und alles war soweit cool. Das Video ist inzwischen wieder aufgetaucht bei YouTube, irgendwer hat das wieder reingestellt.
Das Albumcover ist ja auch ziemlich metal-lastig. Wenn ich so den Schriftzug sehe, denke ich direkt an Metallica. Stehst du auch auf andere Musikrichtungen wie zum Beispiel Heavy Metal?

Ich höre auch Rockmusik, wer nur Hip Hop hört betreibt Inzest. Ich bin kein großer Metallica Fan, aber ich respektiere sie als Persönlichkeiten. Ich finde, sie sind einfach geile Persönlichkeiten. Und das Cover orientiert sich tatsächlich ein bisschen an Ride the Lightning von Metallica . Das ist das Cover mit den Blitzen und diesem Mic. Auf den Schriftzug kamen wir, weil er für Druck und Energie stehen sollte. Auf der Platte sind viele Gitarren-Riffs, viele Hymnen, Power-Style der 80er E-Gitarren Beats usw. Da fanden wir das halt passend.
Überlegst Du vielleicht Crossover-Projekte zu machen?

Nein, überhaupt nicht!
Vielleicht mit den Böhsen Onkelz, wo doch die Connection einmal da ist...

Nö, nicht wirklich! Die gibt es ja nicht mehr. Die haben sich zur Ruhe gesetzt. Und noch mal irgendwie auf einem Festival vor einer halben Millionen Menschen im Osten gespielt. Ich bin auch kein Böhse Onkelz Fan, nur das Sample war halt perfekt.  Der Beat ist von Oso , einem Producer aus dem Ruhrpott, der früher viel für Rec.On usw. gemacht hat. Der hat den Beat rüber geschickt und wir haben gesagt: "Hammer, müssen wir nehmen" .

Der überregionale Durchbruch blieb für Dich bislang aus. Regional bist Du schon 'ne Größe, oder?

Ja, das Ding ist halt, dass wir Independent-Mucke machen. Wir sind seit jeher eine Underground Band gewesen und nie auf eines dieser Labels gekommen oder hatten jemanden hinter uns, der uns in dem Maße finanziell gepusht hätte. Wie seid Ihr an euren ersten Deal, bei WuTal Records, gekommen?

Die haben früher diese großen, legendären WuTal Parties geschmissen und wir waren immer da und haben gerappt. Irgendwann haben wir ein Demo eingereicht. Jesen war da gesignt und so kam eins zum Anderen. 2003 lief das Video Lyrics bei MTV. Wir waren damals auch auf dem splash! Festival usw. Dann ging das Label den Bach runter, weil sich die drei Typen, die das Label gegründet hatten, verkracht haben. Da ging es unter Anderem um Geldschwierigkeiten, Probleme, einer ist nach Hamburg gezogen, bla bla... Dann waren bei WuTal die Schotten dicht und wir haben unser Ding erstmal alleine durchgezogen. 2004 haben wir dann selbständig Millionadis Junkies & Jogger Vol. 1 releast. Und dann 2005 von Release Records das Angebot bekommen zu signen. Dann kam Junkies & Jogger Vol.2 (Feature-LP / 2005), Der Neue Westen – Was weißt Du vom Westen? (LP / 2006) und das erste Millionadi  Album EdelAsis (LP, 2007). Genau seitdem sind wir konstant bei Release Records und bringen unsere Sachen raus. Und das natürlich deutschlandweit. Also nochmal zu deiner Frage, letztendlich haben wir mit Frankfurtern zusammengearbeitet und dem Berliner Michael Mic . Auf diesem Underground Level sind wir absolut bekannt. Durch die Feuer über Deutschland Sache auch. Aber es hat halt irgendwie bis jetzt noch kein Label gegeben, das uns auf diesem oberen Level etablieren konnte. Und natürlich wäre auch Release Records irgendwie an einer Zusammenarbeit mit einem Major interessiert, das hat sich bis jetzt nur noch nicht ergeben. Aber jetzt mal ganz im Ernst – im Moment sieht es halt so aus, als würde kaum jemand in Deutschland mit Rap was verdienen.
Tags

Groove Attack by Hiphop.de