Zum Tod von Dead Dawg: Gute Reise, kleiner Prinz!
Dead Dawg mit Brille

In Antoine de Saint-Exupérys Kinderbuch trifft "Der kleine Prinz" auf einen notgelandeten Piloten. Dieser lernt durch die Begegnung viel über das Leben an sich. Wer Dead Dawg von BHZ genau zuhört, kann daraus ebenso persönliche Schlüsse ziehen. Ob als Musiker oder Schauspieler – Dead Dawg beziehungsweise Pablo Grant ließ jeden, der wollte, an seiner Kunst und seinen Emotionen teilhaben. Nun ist der Sohn eines Musikers mit gerade einmal 26 Jahren an den Folgen einer Thrombose verstorben.

Dead Dawgs Musik macht ihn unsterblich

Aus dem BHZ-Universum ragt der Solo-Output von Dead Dawg heraus. In seinen EPs und Alben wird der stilprägende Schöneberg-Charme des Kollektivs immer wieder durchbrochen. Wenn den Berliner das Gefühl beschlich, "allein auf der Welt" zu sein, dann war er in diesem Moment wie "Der kleine Prinz" aus dem Literaturklassiker. Und sobald sich seine Welt düster anfühlte, tauchte er sie in "Dunklschwarz" (2019). Auch bei dem 2023 veröffentlichten Soloalbum geht es an die Substanz. Dead Dawg ist dort, wo das Leben einen hinführt, wo "Liebe und Schmerz" zu Hause sind. Selbstzweifel, Verlustängste, das Gefühl verloren zu sein – all das, was letztlich zum Erwachsenwerden dazugehört, teilte der 26-Jährige mit seinem Publikum.

Dead Dawg hat sich - stellvertretend für eine Vielzahl junger Artists - nicht an irgendwelchen künstlerischen Regeln und Grenzen aufgehalten. Alles war erlaubt, um Selbsterkenntnis zu gewinnen. Die Schauspielerei eröffnete ihm zudem die Möglichkeit, in einen ganz anderen Kosmos vorzudringen. Dort kam er mit Leuten in Berührung, denen BHZ kein Begriff ist. An dieser Stelle definierte er sich allein über sein Schauspiel.

Dead Dawg zeigte sich bei Auftritten frei, nahbar und teilweise fast schon zerbrechlich. Auf der BHZ-Tour 2022 etwa bekam er seinen eigenen Slot abseits der großen Bühne. Nur begleitet von der Akustikgitarre tauchte er im Raum auf und spielte "kleiner prinz". Kein Moshpit, kein drückender Lärmpegel, keine Ekstase – nur dieser nahezu kindliche Vortrag, dem alle regelrecht andächtig lauschten.

Selbst wenn eine Dunkelheit hier und da überhandgewonnen hat – an inneren Kämpfen ist Dead Dawg nie zerbrochen. Vielmehr war er auf einem Planeten angekommen, wo ihm plötzlich eine ganz neue Haltung abverlangt wurde. In einem seiner raren Interviews erzählte er Apple Musics Aria Nejati davon, dass er inzwischen selbst Vater geworden ist. Der BHZ-Member sei dadurch in Begriff zu wachsen und an Reife zu gewinnen. Es ginge schließlich nicht anders: "Du hast keine andere Wahl, außer besser zu werden." Die Chance, diesen Prozess fortzusetzen, wurde ihm verwehrt.

All seine gemachten Erfahrungen prägen die Hauptfigur in Antoine de Saint-Exupérys Erzählung maßgeblich. Doch irgendwann verabschiedet sich "Der kleine Prinz" von dieser Welt. Er tritt die Rückreise zu seinem Stern an und lebt fortan als Erinnerung im Kopf des Piloten weiter.

"Genau hier erschien der kleine Prinz auf der Erde, und hier verschwand er auch wieder."

Im Kontext seiner Platte "Liebe und Schmerz" schreibt Dead Dawg, dass Musik unsterblich macht. Auf dem Albumtrack "Manifest" erklärt der Berliner darüber hinaus: "Hoffe, bis ich sterbe, bin ich 'ne Legende". Diesen Status schreiben ihm kurz nach seinem Ableben nicht nur andere Artists zu. Dass alles letztlich so schnell ging, schmerzt immens – und doch bleibt die Gewissheit, dass sich eine ganze Generation an die einzigartige Gedankenwelt von Pablo Grant erinnern wird.

Gute Reise, kleiner Prinz!

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