ScHoolboy Q über "Oxymoron", Kendrick Lamar und 50 Cent (Interview)

ScHoolboy Q, der mit bürgerlichem Namen Quincy Matthew Hanley heißt, sollte spätestens seit seinem Deal mit dem Label von Kendrick Lamar allen ein Begriff sein. 2009 unterschrieb er bei Top Dawg Entertainment, nachdem er zuvor einige Mixtapes gedroppt hatte. Es folgten die beiden Indie-Alben Setbacks und Habits & Contradictions in den Jahren 2011 und 2012, mit denen ScHoolboy Q auch ohne Major im Rücken aufhorchen ließ.

Nun ist er mit Interscope an seiner Seite bereit für sein erstes Majoralbum. Wir sprachen mit ihm über Oxymoron, Kendrick Lamar, 50 Cent und vieles mehr.

Weitere Infos zum Debütalbum, welches für den 25. Februar 2014 angekündigt ist, bekommst du in unserer Releasesection. Außerdem ist Schoolboy Q ab Mai 2014 auf Deutschland-Tour. Auf eventim.de kannst du dir ab sofort Tickets vorbestellen. Los geht es am 3. Mai in Frankfurt.

ScHoolboy Q, dein Debütalbum Oxymoron erscheint bald. Wie würdest du das Konzept des Albums beschreiben?
Das Konzept hinter Oxymoron ist, dass ich all diese schlechten Dinge tue, damit ich meiner Tochter etwas bieten kann. All diese schlechten Taten dienen also letztendlich einer guten Tat. Und das Leben an sich ist schon ein Oxymoron, denn man lebt, um letztendlich zu sterben. Wir arbeiten so hart jeden Tag unser ganzes Leben lang, nur um zu sterben. Das an sich ist ein Oxymoron.

Was ist die tiefere Bedeutung deines Album-Covers?
Auf der Standard Version sieht man meine Tochter, meine unschuldige Tochter, die nichts über das Leben weiß, außer, dass ihr Vater ScHoolboy Q ist, und dass sie irgendwelche Cartoons schaut. Und auf der Deluxe Version sieht man ihren Vater, mich, mit einer Skimaske. Man kann keine Mimik erkennen, weil mein Gesicht bedeckt ist. Da sieht man wieder das Phänomen des Oxymoron.

Es gab offenbar große Schwierigkeiten mit dem Klären der Samples. Sechzehn waren es an der Zahl, sagtest du. Wieviele haben es auf das Album geschafft?
Wir haben es geschafft, fast alle Samples zu klären – außer drei Stück. Deshalb mussten wir neue Songs machen oder den ein oder anderen Beat ändern. Das hat alles abgefuckt. Eigentlich wollte ich das Album im November droppen. So hat es noch ein bisschen gedauert.

Erzähl uns was über die Produzenten, die das musikalische Gerüst des Albums aufgebaut haben.
Ich hab Nez und Rio, ich hab Pharrell Williams auf dem Album. Digi+Phonics haben viel produziert. Ich hab' es größtenteils im eigenen Haus gehalten und mit Leuten gearbeitet, mit denen ich auch sonst arbeite. Die einzige Person, für die ich von meinem Prinzip abgewichen bin, war halt Pharrell, denn er ist wirklich einer der größten Produzenten der Welt, ist seit 20 Jahren dabei und kann immer noch Hits produzieren.

Und die Rapper, die auf Oxymoron sind? Neben den üblichen Verdächtigen wie deinen TDE-Kollegen und A$AP Rocky hast du letztes Jahr Raekwon angekündigt. Ist er immer noch drauf?
Ja, Raekwon ist drauf! Er ist drauf, aber ich möchte nicht zu viel verraten über die Gäste, Produzenten und Titel. Es nimmt dem Ganzen ein wenig den Zauber. Deswegen halte ich lieber dicht.

In Ordnung. Die Tracks mit 50 Cent haben es aber nicht geschafft, sagtest du?
Nein, mit 50 Cent hat es leider nicht geklappt auf diesem Album. Es hat einfach nicht gepasst. Ich hab' die letzten Worte, den letzten Part auf seinem letzten Projekt gehabt – das war mir Ehre genug. 50 ist einer der Gründe, warum ich überhaupt rappe. Auch wenn Nas und Biggie meine Lieblingsrapper sind, hat 50 mir erst wirklich gezeigt, dass es für einen echten Straßenjungen möglich ist, ins Geschäft zu platzen und sein Leben zu ändern. Wenn ich andere Gangsterrapper höre, ist es einfach tighter Shit. Aber wenn ich höre, wie 50 sein altes Leben beschreibt – kein anderer rappt so detailliert wie er es kann. Andere Rapper sprechen ständig von 20, 30 oder 40 Bricks. Aber den Weg von dort zum Rapper geht man nicht über Nacht. Das kommt nicht einfach so. 50 Cent glaube ich alles, was er rappt, weil es einfach realistisch ist.

Deiner Meinung nach ist Oxymoron besser als Kendricks good kid, m.A.A.d cityhabt ihr beiden schon darüber gesprochen?
Ach nein, das war etwas, was ich einfach so gesagt hab'. Am Ende des Tages müssen die Leute entscheiden, wessen Album besser ist. Natürlich sage ich selbst, dass meins besser ist. Ich weiß nicht, warum die Leute das so ernst genommen haben. Aber du weißt doch sowieso, dass ich das bessere Album hab... (lacht) Natürlich kann ich nicht sagen, dass es ein Klassiker ist oder besser ist als irgendwelche anderen Alben. Die Welt muss darüber entscheiden, damit die Aussage auch einen Wert hat. Aber ich hatte schon das Gefühl, dass es mindestens so gut wie good kid, m.A.A.d city sein musste, damit ich es überhaupt release.

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Apropos Kendrick – in wenigen Tagen sind die Grammys. Wirst du dort sein? Denkst du, Kendrick hat eine Chance, den großen genreübergreifenden "Album Of The Year"-Preis zu gewinnen?
Ja, auf jeden Fall! Kendrick hat das verdient, ich fand kein anderes Album besser als seins. Er hat das wirklich verdient. Ich werde aber nicht da sein, denn ich wurde nicht individuell nominiert. Ich hab' damit nichts direkt zu tun. Aber ich werde es auf jeden Fall schauen und ihn feiern als wäre es ein Football-Spiel. Hoffentlich gewinnt er...

Neben Kendrick sind auch Macklemore und Ryan Lewis nominiert. Was hältst du von der aktuellen Situation der Rapszene – ist sie dir zu soft? Braucht man vielleicht genau jetzt so jemanden wie dich?
Ja, natürlich braucht man Leute wie mich. Die Rap-Fans wollen nicht immer nur etwas über Fashion hören. Als ich Nas' Geschichten zuhörte – ich höre immer gerne Nas – aber da wollte ich auch mal abschalten und was anderes hören. Ein bisschen Biggie, ein wenig Jay Z, 50 Cent und Mobb Deep. Meine Musik ist für die Jungs, die keine Frau haben, dafür aber viel Weed. Meine Sachen sind für die etwas anderen. Leute, die trotzdem selbstbewusst sind.

Interessanterweise bist du in Deutschland zur Welt gekommen. Wirst du auf eine Oxymoron-Tour gehen und uns dabei besuchen kommen?
Ja, ich werd rüberkommen! Ich komme auf jeden Fall zurück und freue mich schon auf meine Shows dort. Das wird bestimmt geil, ich bin mir absolut sicher. Ich kann es echt nicht erwarten!

Anmerkung der Redaktion: Auf eventim.de kannst du dir ab sofort Tickets vorbestellen. Los geht es am 3. Mai in Frankfurt.

Eine Sache müssen wir noch wissen: Deine San Francisco 49ers haben es leider ganz knapp nicht in den Superbowl geschafft. Wer wird‘s machen – die Seattle Seahawks oder die Broncos aus Denver?
Oh, ich hoffe die Broncos! Ich will nicht, dass die Seahawks gewinnen, ich hasse die Seahawks. Aber einer meiner guten Freunde spielt bei den Seahawks, Bobby Wagner. Es wäre natürlich super, ihn den Ring gewinnen zu sehen, aber tief in mir drinnen will ich nicht, dass die Seahawks gewinnen.

Vielen Dank, Q, und viel Glück mit deinem Debütalbum!
Danke dir, peace!

Interview: Aria Nejati
Foto: Oxymoron-Cover