Lary: "Mein Kopf macht einfach daraus, was dann auf dem Papier landet" - (Interview)
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Man sieht sie in Interviews neben Marteria sitzen und findet ihre Tracks in Posts von Jan Delay. Curse feiert sie und spätestens seit Psaiko.Dinos Album #hangster oder dem Remix von Capos Track Champagner für alle fragt man sich: Wer ist das eigentlich, diese Lary?

Nun, sie ist bei Chimperator gesignt und hat ein Album namens FutureDeutscheWelle veröffentlicht. Dies haben wir zum Anlass genommen, ihr einmal ein paar Fragen zu stellen.

Dein Album heißt FutureDeutscheWelle. Nun haben wir in den letzten beiden Jahren sehr viel deutschsprachige Musik auf den vorderen Plätzen der Charts. Findest du, das ist ein bisschen ein Zeichen dafür, dass momentan wieder eine Neue Deutsche Welle über den Markt rollt?

Lary: Also, ich finde auf jeden Fall, dass man im Moment sehen kann, dass deutsche Musik gut funktioniert, oder, dass die Leute wieder Bock haben auf deutsche Musik. Gerade auf deutschen Hiphop. Von daher würde ich sagen, noch nicht mal im Moment, sondern schon seit einiger Zeit ist deutsche Musik wieder am Start. Was supercool ist. 

Deine Texte sind nicht immer leicht zu verstehen. Teilweise sehr verschachtelt, metaphorisch und mit verschiedenen Ebenen. Woher nimmst du die Inspiration dafür?

Lary: Ich glaube aus meinem Leben. Die Dinge, über die ich schreibe, sind meistens Sachen, die ich erlebe oder die mir im Kopf herumschwirren. Dann macht mein Kopf einfach das daraus, was dann auf dem Papier landet.

Hast du erst eine Idee und abstrahierst dann oder kommen dir die Texte so, wie das Endergebnis klingt, in den Kopf?

Lary: Das ist ganz unterschiedlich. Ich habe meistens eine Grundemotion, die ich vermitteln will. Ich habe ein bestimmtes Gefühl. Ich gehe eigentlich immer von einem Gefühl aus und das versuche ich zu ergründen und deshalb schreibe ich darüber. Ich glaube, während ich so darüber schreibe, versuche ich, mich selbst irgendwie zu verstehen. 

Du suchst im Prinzip also auch nach dir selbst?

Lary: Total. Wer nicht? 

Den Song Sturm & Drang schreibst du aus deiner Perspektive. Aber findest du nicht auch, dass er auch eine Reflexion unserer rastlosen Generation ist?

Lary: Das habe ich jetzt schon öfter gehört, das ist lustig. Das freut mich natürlich sehr. Das war nicht die Intention. Eigentlich war das auch wieder so, dass das einfach raus musste. Aber es freut mich total, dass ich da mit dem Gefühl nicht alleine dastehe.

Der komplizierteste Track ist meiner Meinung nach Sirenen. Kannst du mal erklären, wie genau du den Song meinst?

Lary: Ja? Sirenen ist halt mega assoziativ. Der beschreibt nicht so wirklich, was passiert, sondern eher, wie man sich fühlt. Und ich habe den auch relativ betrunken geschrieben. Da geht's darum... Kennst du das? Wenn du im Club bist und du tanzt, fühlst dich irgendwie gut, hast vielleicht noch nicht mal ein besonderes Outfit an, sondern du fühlst dich gerade einfach so mit dir und sexy und machst halt so dein Ding. Das ist ein totales Frauending. Ich glaube, Männer können das überhaupt nicht verstehen. Und du fühlst dich halt so sirenenmäßig. Aber nicht, weil du denkst, du bist heute besonders toll geschminkt oder "ich hab' heute ein kurzes Kleid an", sondern einfach, weil du dich gerade gut fühlst. Und weil du dich mit dir selber gut fühlst. Einerseits ist es halt so ein verlässliches Ding, zu sagen: "Was passiert jetzt noch heute Abend? Ich hab' eigentlich keine Lust alleine zu sein." Andererseits ist es aber auch ein sehr starkes und selbstbewusstes Ding. Sich seiner selbst sehr bewusst sein als Frau. 

Deine Musik ist genretechnisch schwer einzuordnen. Nervt es dich, dass immer wieder versucht wird, dich in ein Genre zu pressen?

Lary: Nö, überhaupt nicht. Ich glaube, das ist nur natürlich. Das machen Leute halt. Die versuchen immer, alles zu kategorisieren. Egal, ob das jetzt Musik ist oder wie jemand aussieht oder was er sagt. Von daher finde ich mich damit ab. Aber ich hoffe, die anderen Leute nervt es nicht, dass ich mich weigere, mich in eins einzuordnen. (lacht)

Du warst in New York, kamst dann zurück nach Deutschland. Wie hast du es geschafft, dann auf dich aufmerksam zu machen? Wie genau ist das passiert?

Lary: Ich habe eigentlich einfach angefangen, mein Album zu schreiben und viel im Studio zu sein. Und dann habe ich ein Video gedreht zu Bedtime Blues, das online gestellt und dadurch habe ich relativ viel Aufmerksamkeit bekommen, weil dann auch Jan Delay das gepostet hat. Es war also eigentlich eher ein Internet-Hype. Ich selber habe da nichts Großartiges gemacht. Ich war eigentlich nur die ganze Zeit im Studio. Ich war irgendwie so auf meinem eigenen Film, der dann mitverfolgt wurde.

Und wie kam dann der Kontakt zu Chimperator zustande?

Lary: Da war halt dieser kleine Internet-Hype durch Jan Delay und dann habe ich zu System noch ein Video gedreht und dadurch sind die Labels dann auf mich aufmerksam geworden. Ich hatte ein Management und dann haben sich eben mehrere gemeldet, so: "Hey wir würden gerne mal mit dieser Lary sprechen.

In einem Interview mit dem Bayerischen Rundfunk hast du mal Celo & Abdi getroffen. Dabei hast du sie dann nach einem Remix für System gefragt. Kam das bisher zustande?

Lary: Ja, das kam zustande, ist aber bisher noch nicht fertig geworden. Wir haben uns dafür halt megaviel Zeit gelassen, für diesen System-Remix. Das lief immer so nebenbei. Ich habe mein Album fertig gemacht. Es ist aber lustig, dass du gerade jetzt danach fragst, weil Celo & Abdi und ich haben uns dafür entschieden, das dann doch nicht zu machen, sondern bei einer anderen Gelegenheit uns nur auf uns drei zu konzentrieren. Ich habe jetzt diesen Remix mit vier anderen tollen Musikern aus Deutschland gemacht. 

Wo du noch nicht verraten darfst, wer das ist?

Lary: Wo ich noch nicht verraten möchte, wer das ist. Ja, den muss ich jetzt bald irgendwann mal raushauen. 

Wen feierst du generell denn so im Deutschrap-Kosmos?

Lary: Ich stehe voll auf Megaloh. Ich war auch vorgestern auf dem Konzert von Afrob und Megaloh. Das war so dermaßen geil. Dann finde ich SSIO supergeil. Und ja, Marteria natürlich. Wer ist kein Marteria-Fan? Ich glaube, das sind so die, von denen ich mir zuhause auch mal ein Album anhöre und das dann feier. Ich kann mir aber auch mal ein Cro-Album anhören, wenn die Sonne scheint. Ich weiß jetzt nicht, ob das so Rap ist, aber ich bin auch ganz großer Tua-Fan. Der ist, glaube ich, so mein Favorit von allen. 

Hast du auch musikalische Vorbilder im Rap oder kommen diese dann eher aus anderen Genres?

Lary: Ich weiß gar nicht, ob ich musikalische Vorbilder habe. Ich habe eher so menschliche Vorbilder oder Leute, deren Einstellung ich mag. Aber musikalisch wüsste ich jetzt nicht, wen ich da als mein Vorbild nennen würde.

Du hast den New Music Award gewonnen, erst einmal Gratulation dazu.

Lary: Jaa, Dankeschön!

Für Bands wie Kraftklub war das bereits ein Sprungbrett. Hat sich die Auszeichnung in Bezug auf deine Karriere nun schon bemerkbar gemacht?

Lary: Es hat sich auf jeden Fall in sofern bemerkbar gemacht, dass es mir eine gewisse Legitimation gibt für das, was ich mache. Wenn man eben noch unbekannt ist, ist es schön, von einer Jury die Bestätigung zu bekommen, die weiß, worum es geht. Das ist natürlich super. Das gibt einem ein anderes Selbstbewusstsein und auch ein anderes Standing.

Du hast auch in einem Interview mal gesagt, dass du deine Meinung öfter mal änderst. Dann aber auch immer komplett dahinter stehst, wenn du sie geändert hast. Kann man erwarten, dass sich dein Sound irgendwann auch mal in eine komplett andere Richtung entwickeln könnte?

Lary: (lacht) Hmm, keine Ahnung. Natürlich. Mein Sound ist immer eine direkte Reflexion dessen, was ich gerade erlebe und empfinde. Und was mir gerade gefällt. Deswegen, ja, wenn ich in drei Jahren nach Indien ziehe und von morgens bis abends nur noch Hare Krishna singe, vielleicht ändert sich dann der Sound. Aber das weiß ich selber nicht so genau. 

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