Kool Savas' Produzent im Interview: So klingt und entstand "Märtyrer"

Diesen Freitag erblickt mit Märtyrer eines der wohl am meist herbeigesehntesten Alben dieses Deutschrap-Jahres das Licht der Welt. Maßgeblich an diesem beteiligt ist der Produzent DJ Smoove, der in jüngerer Vergangenheit für seine Arbeit mit Gold- und Platin-Platten belohnt wurde. Zeit, sich mit diesem unter anderem über den lang erwarteten Aura-Nachfolger zu unterhalten.

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Am Freitag erscheint das lang erwartete neue Savas-Album Märtyrer. Einige bereits veröffentlichte Songs, den Titeltrack einmal ausgenommen, wirken im Vergleich zum Vorgänger Aura minimalistischer und reduzierter. War dies die Marschrichtung des Albums oder täuscht dieser erste Eindruck?

DJ Smoove: Es gab eigentlich keine Marschrichtung. Das ist einfach unser Geschmack, Sample, Kick und Snare. Savas hat ja die Gabe, aus einem relativ normalen Beat etwas Besonderes zu machen, da er sich als Teil der Melodie sieht. Das können heutzutage leider sehr wenige Rapper. Die meisten MCees werden leider von ihren Beats aufgefressen. Auch auf Aura gab es diese sehr reduzierten Dinger. 

Gab es in diesem Zusammenhang Soundvorbilder oder Vibes, die euch im Rahmen des Album-Prozesses inspiriert haben? Wie würdest du den Sound von Märtyrer beschreiben?

DJ Smoove: Ja schon, aber die tragen wir eh in uns: Soul on Ice von Ras Kass, Illmatic von Nas, Dres Chronic oder Souls of Mischief. Wenn du mit solchen Sachen groß geworden bist, orientierst du dich, wenn auch unbewusst, eh immer irgendwie daran. Das Album ist auf jeden Fall sehr roh geworden, aber immer mit diesen speziellen warmen Momenten.

Im Rahmen eines Produktions- und Recording-Prozesses kommt es, so hört man, bedingt durch die enge Zusammenarbeit bei zahlreichen anderen Künstlern zu Konflikten. Wie harmonisch lief die Zusammenarbeit zwischen Savas und dir ab? 

DJ Smoove: Bei uns kam es komischerweise nie zu Konflikten. Und wenn doch, dann war alles spaßig. Ein Beispiel: Savas ist im Studio eher ungeduldig und ich dagegen lasse mir gerne auch mal Zeit. Beim Produzieren kam es öfter mal dazu, dass er mich dazu nötigen musste, Shortcuts zu machen, da er sonst durchgedreht wäre! (grinst) Da ich aber eh jeden Tag auch acht Stunden arbeiten war, hatte jeder genügend Zeit für sich.

Was war dein persönliches Highlight im Rahmen des Produktionsprozesses?

DJ Smoove: Ach, eigentlich war das ganze Jahr mit ihm ein Highlight. Manchmal vermisse ich es schon, wenn ich ins Studio komme und kein Savas ist da. Verrückt war auf jeden Fall noch, dass wir im August ein komplettes Studio in Berlin eingerichtet hatten, weil er näher an seiner Familie sein wollte. Wir konnten es aber gar nicht nutzen, weil uns die Zeit davongelaufen ist. Bei den ersten beiden Sessions in Bamberg hatte er auch einen Koch mit dabei. Das war natürlich auch super.

Du hast bereits mit Künstlern wie Xavier Naidoo, Laas Unltd. und vielen weiteren gearbeitet. Was unterscheidet Savas im Studio von anderen Künstlern?

DJ Smoove: Dass Savas einfach auch ein Produzent ist. Normalerweise lassen mich die Künstler immer machen und sie selber chillen auf der Couch. Aber bei Savas geht das nicht. Er hört immer hin und achtet auf alles. Er weiß eben genau, was er will. Da musste ich mich erst daran gewöhnen. (lacht)

Savas und dich verbindet eine mehrjährige Vorgeschichte, ihr wirkt sehr vertraut. Unter anderem hast du ihm während dem Produktionsprozess Frühstück gemacht. Was zählte hier zu deinen Spezialitäten und hat er sich kulinarisch revanchiert?

DJ Smoove: Frühstück jetzt nicht so oft, aber ich habe öfter einmal gekocht. Meistens ganz einfache Sachen wie Curry, Kartoffeln mit Quark oder Pasta. Revanchieren muss sich bei uns eh keiner, aber Savas hat ja auch des Öfteren im Haus gekocht. Einmal auch seine legendäre Salsa, als meine ganzen Freunde zu Besuch waren. 

In der limitierten Premium-Box des Albums finden sich neben einigen anderen Gimmicks unter anderem sämtliche Instrumentals. Künstler wie Alligatoah verweigerten sich diesem Trend mit der Begründung, dass diese Beats lediglich für ein Album und nicht von jedem Dahergelaufenen berappt werden sollten. Wie stehst du dem gegenüber?

DJ Smoove: Als Produzent finde ich es auch cool, einfach nur die Beats zu hören. Früher gab es auch oft die Alben als Instrumental-Version auf Vinyl zu kaufen. Jay Z hatte ja auch damals das Black Album und das American Gangster-Album als Acapella-Version rausgebracht. Das wäre vielleicht auch einmal interessant für die ganzen Produzenten da draußen.

Vor knapp einem Jahr hast du exklusiv bei Hiphop.de dein Instrumental-Projekt Copy And Paste veröffentlicht. Wird es solche Werke von dir in Zukunft erneut geben und machst du neben den Produktionen für andere Künstler immer noch Musik, die nur für dich bestimmt ist?

DJ Smoove: Eigentlich arbeite ich ständig an Sachen, die nur für mich sind. Wenn ich wieder genügend Material zusammen habe, werde ich sicher wieder sowas machen. Ich liebe einfach Instrumental-Alben. Das Beste aller Zeiten ist von Pete Rock, Petestrumentals. Da kommt nichts ran.

Mit Märtyrer neigt sich wohl eines der Highlights deines Produzenten-Jahres dem Abschluss entgegen. Welche Projekte planst du in naher Zukunft und was kann man von dir noch erwarten?

DJ Smoove: Bald kommt das neue Album von Automatikk, das haben sie bei mir aufgenommen und ich habe noch paar Sachen darauf produziert. Dann werde ich hoffentlich bald mit Laas wieder ins Studio gehen. Mal gucken was noch alles kommt.

Lass uns das Interview mit dem deiner Meinung nach stärksten Beat auf Märtyrer beenden. 

DJ Smoove: Boah, das kann ich nicht beantworten, da das ständig wechselt. Jeder Beat ist stark, da er sonst nicht auf dem Album wäre. Zur Zeit höre ich am liebsten den Song mit Masta Ace und Tajai.

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Interview: Marc Schleichert