Julian Williams über "Vor und Zurück"-EP und sein kommendes Album (Interview)
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Marteria, Bushido, Kool Savas, Peter Fox: Die Liste der Künstler, mit denen der aus Hessen stammende Julian Williams in der Vergangenheit zusammengearbeitet hat, liest sich wie wie ein Who-is-Who urbaner, deutschsprachiger Musik. Nun überraschte uns der ehemalige 3P-Veteran ganz ohne Promophase mit einer neuen Solo-EP. Über dieses auf den Namen Vor und Zurück getaufte Stück Musik haben wir uns ebenso unterhalten wie über seine Karriere und die in dieser stattgefundenen Kooperationen.

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Vor kurzem hast du dich via Facebook darüber echauffiert, keine Interviews mit Rooz oder Toxik führen zu dürfen. Bist du, mit einem Augenzwinkern gefragt, enttäuscht, heute mit mir vorliebnehmen zu müssen?

(lacht) "Echauffiert" ist etwas extrem in Worte gefasst. Aber ohne meine Mimik, dazu noch meinen Ton oder die Beweggründe meines Schreibens, gebe ich zu, könnte man es vielleicht so auffassen. Ich denke, weder Rooz noch Toxik  oder ich sind knochentrocken und nehmen alles unfassbar ernst. Wir nehmen das mit einem Schmunzeln wahr und werden in Zukunft bestimmt die Ehre miteinander haben. Heute freue ich mich, dich zu sprechen. 

Dass wir uns heute unterhalten, war vor einigen Wochen noch nicht abzusehen. Wie kamst du in Zeiten, in denen Fachleute über die Bedeutung einer intensiven Promophase diskutieren, zu dem Entschluss, dein Release ohne eine solche zu veröffentlichen?

Ich bin ein Macher. Machen ist meine Devise und ich bin nur soweit gekommen, weil ich mache. Bekanntlich führen viele Wege nach Rom und ich bin dafür, neue Wege dahin zu finden und gehe sie auch auf den Händen, wenn ich muss. Ich diskutiere nicht und auch Kompromisse bin ich nicht mehr ohne Weiteres bereit, einzugehen. Ich mache. 

Auch im Vorfeld der EP gabst du recht wenig zu dieser Preis. In welchem Zeitraum entstand Vor und Zurück und mit wem hast du dieses Werk erarbeitet?

Vor und Zurück ist in der Zeit entstanden, in der ich viel in Berlin war um an meinem Album zu arbeiten. In der Zeit ist so viel passiert und es ging im wahrsten Sinne vor und zurück. Benjamin Bistram und ich haben sehr viel Musik gemacht, die gehört werden muss, und weil nur eine Platte dafür nicht ausreicht, habe ich mich über Nacht für die EP entschieden. Mein Team hat den Rest in die Wege geleitet und fünf Tage später war Vor und Zurück online und für jeden erhältlich. 

Wie würdest du Vor und Zurück inhaltlich und soundtechnisch beschreiben? 

Vor und Zurück ist eine progressiv-urbane Pop-Platte, die ich so in Deutschland noch nicht gehört habe. Ich will Musik erschaffen, die Emotion in sich trägt und sie weckt. Inhaltlich geht es auf Vor und Zurück vereinfacht darum, das Leben wahrzunehmen, sich selbst treu zu sein und sein volles Potential auszuschöpfen. All das genau abgeschmeckt und mit einem guten Schluck kryptischer Poesie (lacht). Für den Sound haben wir versucht, Hiphop, Rock, R&B und klassischen Pop ineinanderzufahren. Das ist uns auch gelungen. Ich bin sehr stolz auf das bisher Geschaffte. 

Auf der kommenden Seite sprechen wir mit Julian Williams über sein Standing in Deutschland und seinen Rundumschlag gegen die Medienbranche.

Du galtest schon immer als einer der besten Sänger des Landes und hast bereits mit Größen wie Marteria, Bushido, Kool Savas, Peter Fox und vielen mehr zusammengearbeitet. Dennoch hat man als neutraler Beobachter den Eindruck, dir sei der ganz große Durchbruch noch nicht gelungen. Worauf führst du diesen Umstand zurück?

(lacht) Mit dieser Frage kann ich nicht viel anfangen. Jetzt kommt Kryptik (lacht): Wenn ich wüsste, wie man Raumschiffe baut und naturschonende Maschinen, die sich selbst generieren und unsere Welt so etwas besser machen, neben so vielen anderen Dingen, die uns helfen könnten, diesen Planeten zu verbessern, wäre ich für so einen "Durchbruch" bereit. Aber "Umstand" hört sich in deiner Frage nach "Misstand" an, und den habe ich seit mehr als einem Jahrzent Musik Gott sei Dank nicht erfahren.

Musst du dir vielleicht sogar nachsagen lassen, du hättest nicht das Beste aus deinen außergewöhnlichen Fähigkeiten gemacht? 

Eins, was man mir nie nachsagen kann, ist, Julian Williams wäre kein Macher. Da, wo ich heute stehe, da ist noch so viel Wachstum vorhanden. Wer kann dir heute sagen, dass das Beste nicht noch kommen wird? 

Gibt es von all diesen Kollaborationen eine interessante oder lustige Anekdote, von der du uns berichten kannst? 

Vielleicht ist es von Interesse, dass ich mittlerweile auf über 80 deutschen Platten vertreten bin. Ich bin gespannt, wann ich die Hundert knack' (grinst).

Vor geraumer Zeit ging auf deiner Facebookseite ein Video online, in dem du deine Sicht auf die Musik- und Medienbranche schilderst und den Stellenwert deiner Musik aus deiner Perspektive einordnest. Was waren deine Beweggründe, dies zu tun, und wie bewertest du das Video mit etwas zeitlichem Abstand? 

Pass auf (lacht): Schaut euch alle dieses Video nochmal an. Es ist mein Ernst! In der ganzen Szene, angefangen mit A&R-Bernd bis hin zum Chef-A&R-Edgar, plus "Journalistenstars" und die tollen VJs und VJanes. Alle haben eine Meinung und sie haben alle eine krasse Meinung und stehen dazu. Weisste was? Ich auch und das musste raus. Ich gebe meinem Video eine 1+ für "realer geht’s nicht" (lacht)!

Abschließend spricht Julian Williams über seine Pläne für 2014.

Deine beeindruckende Diskographie haben wir bereits angesprochen. Welches Werk hat für dich die größte Bedeutung und welchen Platz nimmt deine aktuelle EP innerhalb deines musikalischen Schaffens ein?

Da ich immer vom Jetzt ausgehe, steht an erster Stelle meine aktuelle EP Vor und Zurück. Ich muss sie nicht irgendwo dazwischenstecken oder einstufen. Ich lass die Zeit diese Dinge für mich regeln. Ich bin noch lange nicht fertig und ich habe noch unzählige Werke in mir.

Was planst du nach dem Release von Vor und Zurück nun für deine Zukunft. Welche Ziele hast du dir gesetzt? 

Der Plan für 2014 ist mein Album. Es ist schon so viel am Kochen für nächstes Jahr, dass wir bald eine Kochtopffirma gründen müssen (lacht). Mein kryptisches Ziel ist es, irgendwann mal Raumschiffe für uns zu bauen, mit denen wir dann die Welt verbessern können. Ausserdem möchte ich unbedingt einen Manta (lacht).

Die letzten Worte gehören wie immer dir

Du hast mich zum Lachen gebracht. Vielen Dank! Alles alles Liebe, euer Julian Williams.

Text: Marc Schleichert
Foto: Julian Williams' Vor und Zurück-Cover