Dea Bbz im Interview über Transparenz, ihre erste Single & die Zeit in Manchester

Wo sind die Newcomer*innen in der deutschen Rapszene? Oder besser gefragt, wer steckt hinter den aufstrebenden Artists? Dieser Frage wollen wir zukünftig mit unserer Newcomer Interview-Reihe auf den Grund gehen. Dafür setzt sich unsere Redakteurin Veronika Vielrose virtuell auf die Couch mit unterschiedlichen Künstler*innen, die unter dem Radar laufen – zumindest noch.

Dea Bbz im Interview

Noch ganz klein, aber von der Attitüde jetzt schon ein Star, ist die Wahlberlinerin Dea. Sie steht erst ganz am Anfang ihrer Rap-Karriere, aber ihre Lässigkeit mal eben auf einem Drill-Beat 16er hinzurotzen und gleichzeitig auf Boombap-Kopfnicker-Sound einen entspannten Vibe zu schaffen, hinterlässt jetzt schon Eindruck. Auch hier geben wir Dea die Möglichkeit, sich mit eigenen Worten vorzustellen:

Dea: Hey ich bin Dea auch bekannt als Dea Bbz oder früher abgeleitet von Babez. Mittlerweile finde ich Bbz auch voll cool. Früher habe ich die Leute noch korrigiert, aber eigentlich kann man mittlerweile beides sagen. Ich bin 25 Jahre alt, lebe seit sechs Jahren in Berlin und davor immer wieder on/off viel Zeit in Manchester, Großbritannien verbracht. Ursprünglich komme ich aber aus Stuttgart, wusste aber schnell, dass ich da nicht glücklich werde und da nicht hingehöre. Seit 2017 eher Anfang 2018 mache ich Musik, aber das eher so Hobby-mäßig. Seit diesem Jahr nehme ich das aber so richtig ernst.

Veronika: Was genau macht deine Musik denn aus? Also wie würdest du sie in 3 Worten kurz beschreiben?

Dea: Auf jeden Fall auf die Fresse! Also ich nehme halt kein Blatt vor den Mund, aber so bin ich auch privat. Ich hab halt keinen Filter. Beziehungsweise glaube ich, ich habe weniger Filter als so der Durchschnittsmensch. Dann auf jeden Fall gesellschaftskritisch, feministisch und sehr links positioniert. Und ich sag’ immer ganz gerne sympathisch dümmlich, aber ich sage das ganz bewusst. Ich weiß, dass ich nicht dumm bin, aber ich mag es total ernste Themen mit so einer Leichtigkeit rüber zu bringen und das darf auch gerne mal leicht ins dümmliche übergehen (lacht), aber das passiert dann ganz bewusst.

Veronika: (lacht) Haha, die Einstellung gefällt mir. Im Vorgespräch hattest du mir gegenüber bereits erwähnt, dass Hiphop für dich unfassbar wichtig ist und einen großen Stellenwert für dich hat.

Dea: Auf jeden Fall!

Dea Bbz: Einflüsse und der eigene Sound

Veronika: Was waren denn so deine Einflüsse? Nicht mal jetzt nur auf das Musikschaffen bezogen, sondern auch für dich als Person? Gabs da einen Artist der dich zu Hiphop gebracht hat?

Dea: Also ich muss sagen, die ersten Anfänge waren echt so Ami-Rap mehr und durch meinen älteren Bruder auf jeden Fall so die Aggro Berlin Sachen. Also wirklich Bushido, Sido und so Zeug. Kitty Kat war total wichtig mit Strip für mich. Schon in der fünften Klasse zu getwerkt (lacht). In der Jugend hab ich dann aber schon eher zu UK-Rap gewechselt. Auch, weil ich für eine Zeit in Manchester war. Deutschrap interessiert mich aber weiterhin. Haiyti find’ ich super. Im UK Bezug eigentlich viel so slowthai. Ich mag schon auch so Punk-Rap. Ich habe halt für mich mehr diesen trappigen und Drill Sound entdeckt. Aber ich rappe jetzt nicht so melodisch oder stockend, wie man es vielleicht eher von Trap kennt. Ich würde eher sagen, dass die Art wie ich rappe eher oldschool ist, nur halt die Beats eher ins trappige.

Veronika: Wo wir schon bei deiner Musik sind, du hast ja deine neue Single „Eh Besser“ am 18.05. veröffentlicht und die bietet ja wirklich die komplette Bandbreite von Gesellschaftskritisch und auf die Fresse. Deine Tracks davor sind auf jeden Fall auch kritisch, aber der Sound ist deutlich entspannter und laid back. Man sieht da schon einfach einen Stilbruch. Wie kam es zu diesem Richtungswechsel?

Dea: Ich glaube ich hatte einfach letztes Jahr schlechte Erfahrungen mit einem Produzenten gemacht, der mir auch einfach viel zu viel reingeredet hat. Ich dachte mir halt, "Wow der hat natürlich die Erfahrung und die Verbindung". Ich hab' mir einfach zu viel reinreden lassen. Damit bin ich total auf die Schnauze gefallen. Wir hatten ganz allgemein einfach verschiedene Ansichten auch politisch und hat sich mir gegenüber halt auch Scheiße verhalten. Danach ging es mir auf jeden Fall richtig schlecht. Aber im Endeffekt war das total der Arschtritt in die Richtung, dass ich mir jetzt nicht mehr alles gefallen lasse und mir in mein künstlerisches Schaffen auch nicht mehr so reinreden lasse. In „Eh Besser“, sage ich ja auch, "ist motiviert durch Rache". Das ist zwar nicht meine einzige Motivation, aber spielt schon viel mit rein.

"Das Einzige, was zählt, ist meine Mutter.": Dea Bbz über Transparenz in der Musik

Veronika: Kann ja auch durchaus Feuer mit in eine Sache bringen, da sowas wie Rache mit einfließen zu lassen. „Eh Besser“ ist aber nicht nur vom Sound anders, sondern bringt noch mal eine ganz neue Ebene der Transparenz in deine Musik mit rein. Du sprichst in der Single viele private Dinge an, unter anderem auch S*xarbeit und Drogen. Das stelle ich mir nicht unbedingt leicht vor, das alles nach außen zu tragen. Also mal ehrlich gefragt, wie viel Überwindung kostet es dich über diese Themen öffentlich zu reden?

Dea: Tatsächlich mittlerweile gar nicht. Das einzige, was zählt, ist meine Mutter. Die wird das mit Sicherheit auch lesen (lacht), war auch schon ganz gespannt. Die möchte ich nicht traurig machen, das ist mir wichtig. Sie steht vor allem auch über den Dingen und ist mega stolz auf mich und ich auf sie. Wir haben total viel, auch gemeinsam durchgemacht. Darüber hinaus wurde ich einfach abgetötet, hab' mittlerweile ein hartes Fell. Mich juckt es einfach nicht mehr. Finde ich auch mega gut so. Früher hab ich viel zu viel hinterfragt. Ich möchte jetzt einfach komplett authentisch sein und dafür gehört für mich auch diese Transparenz dazu.

Veronika: In dem Song redest du ja auch darüber, dass du für eine gewisse Zeit in Manchester warst. Das hattest du zu Beginn ja auch einmal erwähnt, als es um deine Hiphop-Einflüsse ging. Wieso Manchester, also gabs dafür einen spezifischen Grund?

Dea: Also ich war schon immer und ich kann dir gar nicht sagen wieso, so eine krasse Hassliebe zu England. Vor allem politisch nervt mich vieles vor Ort, aber die Menschen lieb' ich zum Beispiel. Aber ich bin von klein auf anglophil veranlagt. Da gab es auch so eine Sache, die war meinem Vater damals total unangenehm (lacht). Ich weiß auch gar nicht mehr welche WM das war, ich war auf jeden Fall mega jung und ich hatte einfach als einzige aus dem Wohnhaus eine England Fahne aufgehängt, obwohl ich nicht mal englische Wurzeln oder so habe. Sprachen allgemein haben mich auch immer schon total interessiert und ich glaub’, Englisch war so die erste Sprache, die ich neben Deutsch gelernt habe. Eine Zeit lang hab' ich mich für Französisch interessiert, aber ich schweife ab. Auf jeden Fall habe ich in meiner Tumblr-Ära paar Leute aus Manchester kennengelernt und da bin ich dann mehr oder weniger blind einfach hingeflogen einen Sommer. Ich wollte eigentlich nur eine kurze Zeit bleiben und bin dann doch irgendwie viel länger geblieben als geplant. Also ich war schon immer mal wieder in Deutschland und hab da auch nie offiziell gearbeitet oder war da gemeldet. Ich bin einfach hin und her und hab viel Zeit meiner Jugend uns Spätjugend dort verbracht und ich habe mich dort halt auch viel wohler gefühlt als in Stuttgart. Dort konnte ich mich erst richtig finden.

Veronika: "Eh Besser" ist jetzt raus und ich weiß auch, dass eine EP in den Startlöchern steht. Kannst du mir bisschen was zu der Platte verraten?

Dea: Also die EP heißt „Es Eskaliert Eh“ und kommt am 01.09. raus. Es wird auf jeden Fall das ein oder andere Feature geben, das man vielleicht kennt. Vom Sound geht die Platte schon mehr in die Richtung, wie „Eh Besser“, aber ich möchte mich eigentlich nicht nur auf diesen trappigen und drilligen Beat festlegen. Wer weiß, vielleicht mache ich bald ja auch 'nen Part auf einen House-Track. Ich halte mir da alle Türen offen.

Single Nummer zwei steht auch schon in den Startlöchern. Für "Eiszapfen" hat sich Dea Bbz MC Bomber an den Start geholt. Zu hören gibts den ab dem 30.06.23. Bis da hin könnt ihr euch mit "Eh Besser" schon mal einen Vorgeschmack abholen:

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