Homerecording (Teil 3): Beat Picking II – Welche Beats darf und sollte ich für meine Zwecke verwenden?
Immer auf dem neusten Stand bleiben? Homerecording-Newsletter abonnieren!

Wenn ihr schon einige Instrumentals durchgehört und/oder heruntergeladen habt (wie in Teil 2 der Reihe besprochen), wird euch aufgefallen sein, dass häufig eine recht stressige Stimme etwas wie „Caaash Money APeeee!“ in den Track ruft und die Harmonie bricht. Das sind die sogenannten Tags – die Producer behalten sich häufiger vor, für die ungetaggte Version des Instrumentals Geld zu verlangen. Natürlich vernimmt man selbst in professionellen US-Tracks häufig vor dem ersten Verse Tags wie das bekannte „Murda on the beat, so it’s not nice“. Hierbei handelt es sich aber eher um den individuellen Stempel eines Spitzenproduzenten als um das Geltendmachen von Besitzansprüchen.

Der Begriff „Free Beat“ impliziert übrigens keineswegs, dass der Urheber euch die Rechte abtritt: In der Regel dürft ihr das Instrumental lediglich für nichtkommerzielle Zwecke nutzen, das heißt ohne Gewinn zu erwirtschaften. Demnach könnt ihr es aber getrost für Free Tracks oder Mixtapes nutzen. Allerdings wünschen sich Produzenten Credits für ihre Mühe – schreibt dafür einfach „(prod. by *Name des Produzenten*)“ in den Titel oder die Track-Beschreibung und ihr seid sicher. Steht hingegen das Wort „sold“ im Titel des Instrumentals, haben die Producer die kommerziellen Rechte meist schon an einen Artist übertragen und stellen den Beat nur noch zur eigenen Promotion aus; also verliebt euch besser nicht zu sehr.

Während die oben diskutierten Free Beats meist nur im MP3-Format verfügbar sind, bieten Produzenten weitere Leases an, die in Sachen Qualität und Publikationsrecht variieren. Die gängigsten Varianten werden in etwa wie folgt gehandelt:

1. MP3 Lease (0 – 50 €)

Der Produzent übermittelt dem Käufer das Instrumental in höchster MP3-Qualität (320 kbps), das ihm somit unbegrenzt zur nichtkommerziellen Nutzung zur Verfügung steht. Bei der Veröffentlichung muss der Produzent namentlich erwähnt werden. Die kommerzielle Verwendung ist bei diesem Lease in der Regel auf den Verkauf von etwa 2.500 bis 5.000 Kopien und 500.000 Streams begrenzt. Rechtlich werden dem Käufer zudem (nicht-)kommerzielle Live Performances, die Verwendung für zumindest ein Musikvideo und eine Radioübertragung bei einer gewissen Anzahl von Sendern eingeräumt.

2. WAV Lease (30 – 100 €)

In seltenen Fällen stellen Producer, zum Beispiel im Rahmen eines Specials, WAV-Instrumentale kostenlos für den kommerziellen Gebrauch bereit. In Normalfall beginnen WAV Leases aber preislich bei etwa 30 €. Der Käufer erhält das Instrumental in MP3- und WAV-Qualität (den Unterschied erfahrt ihr im nächsten Kapitel). Neben der nichtkommerziellen Nutzung ist bei diesem Lease der Verkauf auf etwa 2.500 bis 10.000 Kopien und etwa 500.000 Streams begrenzt. Bezahlte Live Performances, die Verwendung für Musikvideos und Radioübertragung sind in der Regel gestattet. Auch hier erhält der Produzent Credits.

3. Trackout Lease (60 – 200 €)

Beim Trackout Lease stellt der Produzent dem Käufer nicht nur die Einzeldatei (in WAV und MP3), sondern Stems des Instrumentals (abgemischte Einzelspuren von Instrumentengruppen) bereit. Durch diese Unterteilung in Submixes können geübte Ohren noch einiges an Soundqualität herausfeilen – wir beschränken uns für unsere Zwecke jedoch zunächst auf WAV- und MP3-Format. Die Nutzungsrechte sind hier ähnlich denen des WAV Leases.

4. Unlimited Lease (100 – 300 €)

Dieses Lease gestattet dem Käufer alle kommerziellen Nutzungsrechte an MP3, WAV und Stems des Instrumentals. Inbegriffen ist das Recht auf unbegrenzten Verkauf von Kopien, Streaming und andere kommerzielle Aktivitäten. Dem Produzenten ist es jedoch weiterhin vorbehalten, Leases des Instrumentals an andere Artists zu verkaufen.

5. Exclusive (??? €)

Kommen wir zur Königin der Leases: dem Exclusive. Das Instrumental steht euch nun in all seiner Pracht exklusiv zur Verfügung, der Produzent tritt seine Rechte daran an euch ab. Seine Ideen, seine Geduld und sein Fleiß haben natürlich ihren Preis – der ist meist verhandelbar, aber unter einem Minimum von 200 bis 400 € läuft hier generell wenig.

Welches Lease ist für unsere Zwecke am besten geeignet? - MP3 vs. WAV

Für unsere Zwecke werden wir uns wie bereits erwähnt auf MP3- und WAV-Leases beschränken. Beats direkt von YouTube mit einem Converter herunterzuladen, klingt nach einer pfiffigen Idee, ist jedoch nicht zu empfehlen: Die Qualität leidet stark darunter. Worin liegt jetzt eigentlich der entscheidende Unterschied zwischen MP3 und WAV? Nun ja, zunächst einmal in der Dateigröße. WAV-Files sind um ein Vielfaches größer als MP3s. Genauer betrachtet ist der Unterschied aber bedeutender: WAVs sind in ihrer Zeit- und Frequenzdarstellung wesentlich präziser und können theoretisch Audiokanäle im zweistelligen Tausenderbereich enthalten, während MP3s ein bereits komprimiertes Format darstellen, dessen Kapazität mit sechs Kanälen ausgeschöpft ist.

Überlagern sich bei MP3s nun gewisse Frequenzen, kann dies zu unpräziser Kodierung führen – das Ohr nimmt dieses gegenseitige „Übertönen“ der Frequenzen kaum wahr, allerdings kann es das Equalizing (Hervorheben oder Abschwächen gewisser Frequenzbereiche) beim Mixing massiv erschweren und sogar zu Störgeräuschen führen.

Fazit

Ein großes Angebot an (Free) Instrumentals verschiedenster Stile ist mit wenigen Klicks auf YouTube, SoundCloud oder beatstars.com abrufbar. Wer sich langsam an das Recording herantasten möchte, ist mit Free Beats in MP3-Qualität zunächst bestens bedient. Die Wahl des Formats spielt generell eine entscheidende Rolle: Mit wachsendem Anspruch – gerade wenn man erfahrenere Musiker für die Mitarbeit am eigenen Projekt begeistert – wird es irgendwann unumgänglich, auf WAV-Instrumentals oder sogar Stems umzusteigen. Wenn es so weit ist, sind die meisten ohnehin gerne bereit, entsprechende Lease-Kosten zu tragen. Für den Start reichen uns aber MP3s. Wir müssen und können schließlich nicht direkt auf Goldlevel Mischen – und das sollte auch gar nicht unser Anspruch sein.

Jetzt haben wir das nötige Equipment und fette Instrumentals, über die wir bald unsere Lines recorden werden. Wo ihr das am besten macht und wie ihr euer Mic für eine saubere Aufnahme einstellt – das verrate ich euch im nächsten Artikel.

Du willst keinen Homerecording-Teil mehr verpassen? Abonnier' einfach unseren kostenlosen Homerecording-Newsletter.

Homerecording (Teil 1): Eigene Parts recorden - was brauche ich dafür?

„Yeah, ich hab' mir die letzten zwei ‚Juice' geklaut..." - viele werden sich an das Release von Sidos Mein Block im Jahre 2004 erinnern. Damals wie heute einfach ein sauberer Sound. Ich weiß noch genau, wie ich mich später begeistert hinsetzte und begann, mit einem USB-Mikrofon eigene Parts aufzunehmen.

Homerecording (Teil 2): Beat Picking I - wo finde ich Instrumentals?

Im ersten Teil dieser Reihe wurde bereits ein Einblick in die grundlegende Homerecording-Ausstattung geboten. Manch einer wird vielleicht sein altes Mic, das schon eingestaubt in der Schreibtischschublade lag, hervorgeholt und sein Setup durch ein Interface und ordentliche Abhörmonitore ergänzt haben; einige wenige werden womöglich sogar eine noch größere Summe in die Hand genommen und sich von Grund auf neu eingedeckt haben.

Groove Attack by Hiphop.de