Zwischen "durchdachten Beats" und fehlender Themenvielfalt: Die ehrlichsten Meinungen zu Ufo361' "808"

Vergangenen Freitag kam Ufo361' "808". Die Umfrage in unserer Community zeigte, wie die Platte polarisiert. Die Midweek-Charts der ersten Releasewoche waren dagegen eindeutig überragend. Für uns Grund genug, das Internet nach Meinungen zu "808" zu durchstöbern.

Zwei Reviews sind uns dabei aufgefallen, die ebenfalls zu zwei völlig unterschiedlichen Ergebnissen kommen. Die Review des Intro-Magazins kritisiert vor allem die aus der Sicht des Kollegen fehlende thematische Vielfalt des Albums und den schleppend anmutenden Flow Ufos:

[...] beim ersten Track "Ohne mich" werden bereits sämtliche Themen des kompletten Albums aufgezählt: schlimme Vergangenheit, goldene Gegenwart, Kiffen, Balenciaga und Neider, die keinen Erfolg gönnen. Sonst passiert auf der kompletten LP thematisch nicht viel. Ufo rappt durchgängig so, als würde er ein bisschen weinen.

Ufo361 - „OHNE MICH" [Official HD Video]

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Überzeugend sei einzig die Qualität der Beats, die das Album soundtechnisch "durchdacht" wirken ließen und das Yung Hurn-Feature, der ausnahmsweise "aggressiv" flowe. Die Features der anderen Gäste kommen hingegen eher schlecht weg:

Odio

Odio, a song by Ufo361, Yung Hurn on Spotify

Die Review des Juice-Kollegen setzt zwar an ähnlichen Punkten an, kommt jedoch zu einem deutlich versöhnlicheren Ergebnis. Auch hier werden auf der einen Seite die Beats gelobt, während andererseits ebenfalls thematische Wiederholungen Teil der Kritik sind:

Sicher, über die gesamte Spielzeit hinweg wiederholen sich gewisse Themen, das ­Namedropping der gerockten Designer­marken, die Verbali­sierung der (vor)gelebten »I don’t give a f*ck«-Attitüde. Doch auch das Leben selbst ist eine ständige Repetition, und Ufo gelingt es, seine Themenfelder stets in eine ­differierende Soundkulisse zu pflanzen. Die Produktionen von AT Beatz, Sonus, Jimmy Torrio, 808 ­Mafia, Oster und Sam4 lassen es flirren und brummen, knacken und wummern, fiepen und surren – stets mit einem berstenden Bass, der jede Boxenmembran in die Knie zwingt wie Heiratsantragssteller.

In puncto thematischer Vielfalt schlägt die Juice-Review dann aber einen deutlich versöhnlicheren Bogen ein und attestiert Ufo irgendwie doch eine gewisse Variabilität - zumindest auf emotionaler, durch seinen Style und die Stimme getragenen Ebene:

Doch immer wie­der zeigt Ufo auch seine ­andere, seine zutiefst menschliche, bisweilen sogar seine von Selbstzweifeln zerfressene und kurz vorm Aufgeben befindliche Seite wie im Song "Alpträume", auf dem er sich mit morscher Stimme so nackt und angreifbar macht wie nie zuvor – und der gerade deshalb als Schlüssel­stück der Platte durchgeht [...].

Alpträume

Alpträume, a song by Ufo361 on Spotify

Irgendwo zwischen den beiden aufgeführten Reviews des Albums landet die Bewertung der Kollegin von laut.de. Auch hier wird das klare Soundbild gelobt. Den roten Faden, den die Kollegin erkennt, haben alle drei Texte gefunden. In der Bewertung der thematischen Vielfalt liegt sie relativ in der Mitte der Urteile ihrer Kollegen. Das Album verfüge zwar über kein "thematisches Ziel" und Ufo geriere sich nicht als "tiefgründiger Storyteller", das scheint den Eindruck aber nicht unbedingt nachhaltig zu trüben. Vermutlich alles eine Frage der Erwartung, mit der Menschen an ein Werk herangehen:

Das Soundbild bildet einen durchgängigen roten Faden. Was allerdings nicht bedeutet, dass Ufo ein thematisches Ziel verfolgt oder tiefgründige Storyteller runterschreibt.

Etwas Enttäuschung lässt sich aus dem laut.de-Text bezüglich der Features rauslesen. Insbesondere das Yung Hurn-Feature, das der Kollege des Intro-Magazins noch ausdrücklich lobte, kommt nicht gut weg. Der Track mit Trettmann sei soundtechnisch vielversprechend gewesen, habe aber kein gemeinsames Konzept erkennen lassen:

Sowohl aus dem Yung Hurn-Feature als auch dem Trettmann-Song "Dream" hätte man mehr rausholen können. "Odio" mit Hurn klingt schlichtweg unspektakulär. "Dream" hört sich von keiner Seite schlecht an, der Beat hätte ein Brett tragen können. Allerdings singt der KitschKrieg-Star erst den vierten Part, und die beiden scheinen zwei verschiedene Songs im Kopf zu haben, denn ihr Output passt hier einfach nicht zusammen.

Lob gibt es dann aber doch noch: Das Feature mit RAF Camora und Gzuz sei "ziemlich gut" und Gzuz hochentzündlich. Die Hamburger Polizei sieht das bekanntermaßen ähnlich

Erober die Welt

Erober die Welt, a song by Ufo361, Gzuz, RAF Camora on Spotify

Ähnlich gespalten wie die Reviews der Kolleginnen und Kollegen sind auch die Bewertungen auf Amazon. Zwar ließen 52 % mit fünf Sternen die volle Punktzahl da, allerdings war das Werk fast einem Viertel (23 %) nur einen Stern wert. Dementsprechend ist alles dabei. Es gibt die Bewertungen mit einem Stern, deren Verfasser der Platte absolut gar nichts abgewöhnen können:

Habe jedes seiner alben gehört und mir fehlen songs wie scotti pippen die einfach zum abgehen anregen. Text mässig merkt man so extrem das er auf seinem drogentrip nicht mehr klar zu kommen scheint. In jedem song hört man sachen wie "hater hier und da, keiner gönnt mit meinen erfolg bla bla bla da ist einfach so langweilig. Ich feier trap aber das album geht mir mega auf die nerven. Vllt sollte er mal wieder die finger vom codein lassen dann machter vllt auch mal wieder gute songs [sic].

Natürlich gibt es aber auch die Fanboys, die den Sound fühlen und die das Album des Berliners quasi wunschlos glücklich zurück lässt:

Ballert mies. Starke beats. Ufo361 auf düster. Was will man mehr? Kann ich jedem Weiterempfehlung der ufo361 feiert. Für alle andere ist es letzendlich eine Geschmackssache. Man muss es halt fühlen [sic].

Vermutlich bringt dieser Amazon-Kommentar es gut auf den Punkt: Letztendlich liegst die Wahrheit in der Mitte und es kommt eben darauf an, ob man den Sound fühlt und welche Erwartungen man an Rap 2018 hat. Dass die Wahrheit tatsächlich in der Mitte liegt, legt auch die Gesamtbewertung auf Amazon nahe: 3,5 Sterne bekommt "808" hier und ist damit sicher kein einzigartiges Meisterwerk - wenn Amazon-Bewertungen da überhaupt der richtige Gradmesser sind.

Das Beste ist sowieso, wenn sich jeder sein eigenes Bild des Albums macht. Hier gibt es "808" im Stream:

808

808, an album by Ufo361 on Spotify

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