Haftbefehl-Feature als letzter Traum – wer ist eigentlich Rin?

Rins Debütalbum Eros sollte am 23. Juni erscheinen. Nun wurde sein Label Division bei Selfmade angeschlossen und der Release des Albums auf den 1. September verschoben. Dennoch ist es eines der am heißesten erwarteten Relesases des Sommers – vielleicht sogar des Jahres. Und trotzdem ist wenig bekannt über den Mann, der mit Bianco gemeinsam mit dem Wiener Yung Hurn einen der Sommerhits 2016 an den Start brachte und aussieht, als sei er die rappende Version eines High-Fashion-Streetwear-Models. Er macht sich rar. Doch wir haben mal das Internet durchforstet und stellen euch anhand verschiedener Versatzstücke Rin vor.

Obwohl Rin aussieht, als sei er im Supreme-Store in London geboren und in Berlin aufgewachsen, stammt er tatsächlich aus dem beschaulichen Bietigheim-Bissingen. Eine Kreisstadt, die 40.00 Einwohner hat, nördlich von Stuttgart liegt und in der die großen Streetwear-Labels eher selten Halt machen. Doch die Kleinstadt scheint nur auf den ersten Blick beschaulich. Jedenfalls ist es für Bietigheim-Bissingen scheinbar kein Problem, immer wieder dope Rapper hervorzubringen. Shindy, Bausa und Caz stammen ebenfalls aus der schwäbischen HipHop-Stadt. Um Medientechnik zu studieren, muss Rin trotzdem nach Stuttgart pendeln. Zum Rap kam er wie in einem mittelmäßigen Hiphop-Film: mit den Jungs im Park hängen, rauchen, trinken und ein paar Lines spitten. Dabei wurde ihm klar, dass er zwar kein Freestyle-Gott ist, aber gute Lines droppen kann. Musikalische Hörproben seiner ersten Gehversuche im Rap gibt es heute nicht – oder wir haben sie schlicht nicht gefunden.


Das erste Werk des jungen Schwaben, das etwas mehr Aufmerksamkeit bekam, veröffentlichte er Anfang Juli 2015. Im Track Ljubav/Beichtstuhl geht es thematisch um Orientierungslosigkeit, Drogen und Liebe. Themen, die Rin nicht wirklich auf die Hiphop-Agenda gesetzt hat. Der seichte Beat, über den er mit sanfter Stimme zu schweben schien, ließ die Community jedoch aufhorchen. Und nebenbei wurde Rin zur Speerspitze eines Retrotrends in deutschsprachigen Rapvideos

RIN - Ljubav/Beichtstuhl

Ein großes Dankeschön an https://twitter.com/jochenstuible Beide Songs zum Download: Ljubav: https://soundcloud.com/renato-latore-wallace/rin-ljubav Beichtstuhl: https://soundcloud.com/renato-latore-wallace/rin-beichstuhl

Rin, der bis dato das Gefühl hatte, mit seiner Musik kaum jemanden zu erreichen, war entschlossen, das zu ändern. Und so schrieb er im besoffenen Kopf Falk Schacht und Marcus Staiger an. Simpler Move, große Wirkung! Falk gab ihm ein ausführliches Feedback, Rin machte sich an den musikalischen Feinschliff des Tracks, nahm sein letztes Cash, um ein Video zu drehen und tatsächlich teilte Falk Schacht das Video zu Ljubav/Beichtstuhl schlussendlich. Die Dinge nahmen ihren Lauf. Innerhalb weniger Stunden meldeten sich Casper und der Produzent The Breed bei dem Newcomer. The Breed, der schon Beats für Xatar, Schwesta Ewa oder SSIO baute, lud Rin ein, zu ihm nach Chemnitz zu kommen. Wie Rin im Interview mit dem Magazin bb21 ausführlich erzählte, fuhr er für eine Woche nach Chemnitz, die beiden lernten sich kennen und nahmen eine ganze EP auf. Dass du von dieser EP nie etwas gehört hast, liegt weder daran, dass du etwas verpasst hast, noch ist das Ding ein Flop gewesen – sie erschien schlicht nie.


Rin und The Breed hatten schlicht andere Vorstellungen davon, wie das Ding aussehen sollte. The Breed war mehr Profi und wollte Rin, der als Künstler dachte, aus dessen Sicht zu sehr in eine Schublade stecken. Es gab jedoch keinerlei Beef, Rin lobte The Breed im Interview sogar noch. Dennoch entschlossen sie sich, die EP nicht zu droppen. Eine Menge Arbeitsstunden, aus denen Rin zwar laut eigener Aussage viel mitnehmen konnte, die jedoch keinen musikalischen Output lieferten. Sicherlich für beide Seiten keine absolut zufriedenstellende Lösung. Aus Rins Sicht jedoch nur konsequent, denn er begründet es, indem er sagt: „Ich mache lieber Musik aus dem Herzen, als die perfekt funktionierende Mucke.“ Word!


Wenn es im aktuellen Game um Musik aus dem Herzen geht, dann kommen wir an Yung Hurn und den Jungs von Live from Earth nicht vorbei. So ging es auch Rin. Er kam in Kontakt mit dem jungen Wiener, lernte die Crew kennen und wurde Teil des vielleicht progressivsten Movements, das die Kunst- und Musikszene hierzulande aktuell zu bieten hat. Und Rin konnte endlich die Musik machen, die er wollte. Er droppte im Frühjahr 2016 die Genesis-EP und Rapdeutschland wusste, wo die künstlerische Reise hingehen würde. Dass er dann gemeinsam mit seinem Homie Yung Hurn im Mai mit Bianco gleich einen der Sommerhits 2016 raushauen würde, erwartete allerdings nicht jeder. Doch die beiden machten es einfach. Von Herzen. Und der Scheiß war weiß.

Yung Hurn & RIN - Bianco (Official Video) (prod. Lex Lugner)

Download / Stream "Bianco" https://livefromearth.lnk.to/YungHurn produced by Lex Lugner mix & master by Stickle camera by Elias Hermann edited by Oliver Stumpf https://LiveFromEarth.lnk.to/YungHurn Live From Earth, 2016

Doch Rin macht immer wieder Moves, die auf den ersten Blick nicht nachvollziehbar erscheinen. Einer davon war die Trennung von Live from Earth im September 2016. Es lief doch gut. Künstlerisch und menschlich schien es zu passen. Warum dann der Cut? Rin hatte das Gefühl, seine Jungs aus der Heimat zu vernachlässigen. Eben die Freunde, durch die er zum Rap fand. „Die haben mich schließlich gemacht, meine Moralien, meinen Charakter und meine Ästhetik geprägt sagte er der Juice. Eine Entscheidung aus dem Herzen also. Typisch Rin. Beef gab es im Übrigen nicht. Das klarzustellen war ihm so wichtig, dass er einen trashigen Instagram-Post im Rin-Style verfasste. Samt Shoutout an die Haters, die über Beef zwischen den Bianco-Brudis spekulierten.

Zurück in der Heimat also. Jetzt sollte das Rap-Game eben aus der schwäbischen Provinz reguliert werden. Dazu nahm sich Rin etwas Zeit, releaste zehn Monate keinen Track, stampfte sein eigenes Label Division aus dem Boden und kam Ende Januar mit Blackout/Dizzee Rascal Type Beat um die Ecke. Ein typischer Rin-Release. Er flowt über den Beat und macht klar, zu welcher Uhrzeit er Klamotten seiner Lieblingsmarken shoppt. Es kam wieder das lockere Rin-Feeling auf. Natürlich geht es auch um Girls und vor allem seine Freunde. Für die macht er schließlich Musik.

RIN - Blackout (prod. Lex Lugner) / Dizzee Rascal Type Beat (prod. Minhtendo)

Album "EROS" vorbestellen: ⁠⁠⁠https://division.lnk.to/RINEROS RIN Live: http://www.eventim.de/rin Spotify: http://bit.ly/rin-spotify iTunes: http://bit.ly/rin-itunes RIN: Facebook: http://www.facebook.com/RINTHETHING Instagram: http://www.instagram.com/rintintin___ DIVISION: Facebook: http://www.facebook.com/divisionoffline Web: http://www.divisionrecordings.com FILM: Regie: http://www.thefactoryroom.com Produktion: http://www.bwgtbld.tv BEAT: Lex Lugner: http://www.facebook.com/lex.lugner Minhtendo: http://www.facebook.com/Minhtendo CLOTHING: RIN & Vacid

Der Track wurde bei YouTube mittlerweile fast 2,5 Millionen mal geklickt. Das kann sich sehen lassen. Seitdem gab es drei weitere Releases. Die Tracks klingen stimmig und gehen gut ins Ohr. Ich will dass du mich brauchst ist eher ein gefühlvolles Teil, Doverstreet eher ein Turnup-Ding über seinen Lifestyle und Bros hängt irgendwo zwischen Rins lockerem Leben mit seinen Jungs und den Rufen einer Frau. Ziemlich vielversprechend. Sein Debütalbum Eros hat er für den 23. Juni angekündigt. Es erscheint wohl auf seinem Label Division und wird über Groove Attack vertrieben. Damit ist ein guter Kompromiss gefunden, mit dem Rin sich weiter frei entfalten kann und seine Musik trotzdem eine große Crowd erreicht. Wir sind gespannt, wieviel von seiner Unbekümmertheit er sich erhalten kann. Möglichst viel, hoffen wir. Der Druck wird jedoch nicht kleiner. Wenn er damit allerdings so lässig umgeht, wie er durch seine Videos schwebt, dann ist einiges zu erwarten. Über Features ist bisher nichts bekannt. Zu dem Thema sagte Rin übrigens mal, dass er nur an einer Zusammenarbeit mit zwei Künstlern interessiert sei: Yung Hurn und Haftbefehl. Mit dem Wiener hat er schon zusammengearbeitet.
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