Das richtige Gespür: Was Veysel so einzigartig macht

Veysel war laut seinem Intro "drei Jahre weg, weil alles schei*e lief". Jetzt ist er aber zum Glück wieder da, und zwar mit Nachdruck: Er hat sein neues, eigenes Label Bela Boyz im Gepäck und blickt auf eine Hauptrolle in der überaus erfolgreichen Serie 4 Blocks zurück.

Aber vor allem kommt Veysel mit Hitman um die Ecke – einem Monster von einem Album. Grund genug, uns eingehender damit auseinanderzusetzen, was den Essener so einzigartig macht.

Der Name Hitman ist bei Veysel natürlich Programm: Es gibt aktuell nur sehr wenige Hitmaschinen, die so ein sicheres Händchen bei der Auswahl ihrer Beats, Melodien und Featurepartner beweisen. Der Ex-Azzlackz-Rapper hat nicht nur ein untrügliches Gespür für absolute Ohrwurm-Granaten – waschechte, lupenreine Hits – sondern weiß obendrein auch noch das Format eines Albums zu schätzen.

Zumindest spielt es dahingehend keine Rolle, ob wir uns Veysels Audiovisuell, 43 Therapie oder Hitman anhören: Auf allen Releases zählen sowohl Intro als auch Outro immer zu den absoluten Highlights. Wobei es auch sehr schwierig werden kann, überhaupt einzelne Höhepunkte herauszustellen. Es gibt einfach zu viele davon auf einem Veysel-Album.

Bei meiner Mucke wird dein Golf zu 'nem Benz

Wer jetzt damit ankommt, dass Veysel angeblich auf einmal komplett seinen Stil geändert haben soll, der hat bisher wohl nicht richtig hingehört. Was auf Hitman passiert, stellt nicht weniger als die logische Weiterentwicklung aus dem dar, was Veysel mit seinen letzten Releases vorgelegt hat.

Schon Morgen wird es besser mit Haftbefehl von 2013 (!) ist einfach ein Hit. Auch wenn 43 Therapie soundtechnisch aus heutiger Sicht vielleicht noch nicht ganz so satt knallt wie die neueren Sachen, rasieren die Beats (unter anderem von m3) auch heute immer noch alles.

Auf Audiovisuell verfeinert Veysel seine Rezeptur noch um einiges. Das Rezept bleibt dasselbe: Brachiale Beats, smarte Straßen-Stories, Ohrwurm-Melodien, viel Humor, aber auch ernste Töne. Dazu kommt noch die schillernde Persönlichkeit des Rappers, gepaart mit dem unbändigen Willen zum Erfolg, sehr viel Spaß an der Sache und einem kleinen bisschen Selbstironie (siehe: Besieg den Beat). 

Maximum Frisch, Run Motherf*cker mit Celo & Abdi, Duft der Straße, Zwei Jungs im Benz mit Xatar, Futura mit Olexesh, AZ Gillette Muzik mit Haftbefehl oder Green Mile mit Hanybal: Audiovisuell steckt voller Perlen. Vor allem Hello macht deutlich, wohin die Reise geht. Das Beste kommt erst noch: Auf Hitman knackt Veysel den Code komplett und der Damm bricht. "Back to the Future: Futura, mein Bruder!"

Veysel schreibt die Hooks besser als 50 Cent

Der neue, freie Veysel mit 4 Blocks-Props im Rücken fühlt sich jetzt nämlich wirklich Maximum Frisch an. Auf Hitman ballern uns 14 Bretter um die Ohren, dass es eine wahre Freude ist. Füllmaterial, Ausfälle oder Skits gibt es nicht. Die vorher ausgekoppelten Songs stellen die anderen auch nicht in den Schatten: All Killer, no Filler.

Auf Veysels neuem Album spielt er seine Stärken jetzt einfach voll und ganz aus: Es gibt kein Halten mehr, egal ob es um ausgiebigen Autotune-Gebrauch, gesungene Melodien oder Ohrwurm-Hooks geht. Sowieso, diese Ohrwürmer! Es ist schlichtweg unmöglich, nach dem Genuss von Hitman keine Melodie, Zeile oder Hook von Veysel im Kopf zu haben.

Dann sind da natürlich auch noch die Produktionen von Macloud und Joshimixu, die Veysel auf Hitman ihre beste Arbeit auf den Leib geschneidert haben. Joshimixu sagt über Veysel Folgendes: "Er hat immer mal ein bisschen gesungen, er war immer schon so ein musikalischer Typ, der gut performen konnte. Die Musik, die gerade angesagt ist, passt da voll drauf. Deswegen war das ein logischer Schritt."

Inhaltlich liefert Veysel seine bewährte, allerdings latent verfeinerte Mischung: Die ruhigeren, nachdenklicheren Tracks treten im Vergleich zu den Vorgängern ein Stück in den Hintergrund, was dem Album aber keinesfalls schadet. Dass Veysel sich seine Gedanken macht, wird trotzdem deutlich.

Räuber und Gendarme

Auf Hitman bezeichnet sich Veysel unter anderem als Bandit, Gauner, Verbrecher, Dieb und Pirat. Er hegt und pflegt also offensichtlich bewusst das Bild des streetsmarten, sympathischen und witzigen Schlitzohrs. Diese Mischung aus Straßenhärte und Humor verbindet ihn mit SSIO, der allerdings noch einen Hauch weniger ernsthaft wirken dürfte.

Zum Glück scheint Veysel aber nur sehr wenig mit seiner Rolle in 4 Blocks gemein zu haben. Neben der Keinen-F*ck-geben-Attitüde sowie viel Humor zeichnet sich Veysel auch durch eine äußerst einnehmende Art aus, die einen sehr ehrlichen Eindruck hinterlässt. 

Was natürlich immer nur schwierig von außen zu beurteilen ist, aber wer sich selbst einen besseren Eindruck davon verschaffen möchte, dem sei insbesondere dieses Veysel-Interview ans Herz gelegt. Fest steht: Veysel hat es geschafft, aus seiner bewegten Vergangenheit das denkbar Beste herauszuholen. Hitman – ein rundes Album voller Humor, mit extrem viel Fingerspitzengefühl für Reime und Melodien.

Wie hat dir das Hitman-Album gefallen? Was macht Veysel deiner Meinung nach einzigartig?

Veysel - Hitman

Drei Jahre nach seinem Debütalbum Audiovisuell (2014) und der Trennung von Azzlackz kehrt Veysel 2017 mit einer Hauptrolle in der Serie 4 Blocks zurück - und mit einem neuen Album voller Hits. Bam, bam und nochmals bam!

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