Revolution Rap: "Hiphop ist nicht tot, sondern in die arabische Welt gezogen"

Wir genießen Beef und feiern auch mal Tracks, auf denen ordentlich getwerket werden kann. Das ist auch vollkommen in Ordnung. Es kann dabei aber auch mal in Vergessenheit geraten, was man mit Musik und vor allem mit Rap bewegen kann.

Nehmen wir als Beispiel den arabischen Frühling: 2010 fingen die Proteste in arabischen Ländern an, die Medien berichteten und wir waren vom Mut der Demonstranten begeistert. Heute ist es kaum noch ein Thema in der Öffentlichkeit, was aber nicht heißt, dass die Probleme gelöst sind. So ist das aber leider, wenn Streitigkeiten weit entfernt sind, scheinen sie irgendwann kaum noch die Massen zu interessieren. Aber gerade wir, als Rap-Fans, haben eine Verbindung zu genau diesen Demonstranten.

Welche? Na, Hiphop! In den Revolutionen zum Beispiel in Tunesien oder Ägypten spielt und spielte Rap eine große Rolle. Général rappte: "Herr Präsident, Ihr Volk stirbt", und Deed rief auf: "Stand Up, Egyptian!". So versuchen die beiden ihre Leute zum Weitermachen zu ermutigen, geben ihnen das Gefühl von Zusammenhalt wieder und verleihen denen eine Stimme, die keine haben. 

Warum ist gerade Rap so ein mächtiges Sprachrohr? Betrachten wir die arabischen Staaten, so finden wir eine junge, meist gut ausgebildete Bevölkerung, die unter steigender Arbeitslosigkeit und Korruption leidet. Während die Zahl der jungen Leute in Deutschland sinkt, sind beispielsweise in Syrien 57% der Bevölkerung unter 25. Hiphop ist eine junge Musik und spricht vor allem diese Altersgruppe an.

Als Rap entstand, steckte dahinter die Kultur der Unterdrückten. Unzufriedenheit wurde schon immer mit Musik verarbeitet, aber Rap hat revolutionäres Potential. Das hat es schon immer gehabt, denken wir nur mal an Public Enemy und welche Welle sie mit Fight the Power geschlagen haben. Immer wieder hört man, dass Hiphop und sein Kerngedanke tot sei. Dazu sagte der ägyptische Rapper Deeb: "Hiphop is not dead, it just moved to the arab world."

Legen wir also für einen kleinen Moment medienwirksamen Beef und wütende Prügelattacken der Schwägerin bei Seite, denken darüber nach und nehmen uns ein Beispiel an Deed oder Général. Erinnern wir uns daran, wie viel man mit Musik erreichen kann. Hiphop kann nämlich nicht nur deinen Kopf zum Nicken, sondern auch zum Nachdenken bringen.

Um mit Afrobs Worten abzuschließen: "Alter, schau die letzten Jahre haben das mir zu oft bewiesen, dass die Menschen sich erheben, wenn die Leute nicht mehr leben. Doch dann ist es zu spät, ihr solltet öfters drüber reden."