Eko Freshs 17 Level zum MC

Eko Fresh hat sein Versprechen eingelöst und seine 1000 Bars veröffentlicht. Als Belohnung für alle, die seinen letzten Erfolg, Platz Eins mit Eksodus, möglich gemacht haben. 58 Minuten, ein Freetrack auf Albumlänge. Das allein ist schon mal eine sehr geile Aktion. 

Los geht's mit der Frage: Was hat Freezy diesmal vor? Da er in seinen 700 Bars bereits einen Großteil seines Lebens berappt hat, muss etwas Neues her. Die Idee: Es geht um Skills. Eko zeigt, was er kann. Das ist natürlich alles. Das Konzept: Eko Freshs Meisterprüfung.

Die Beats kommen von Isy B, Phat Crispy und Shindy. Charles Rettinghaus, Synchronsprecher von Jean-Claude Van Damme, Jamie Foxx und Robert Downey Jr., erteilt die Aufgaben.

Intro



Kapitel 1: Der ABC-Style

Zum Warmwerden muss Eko erstmal das gesamte Alphabet durchrappen. So wie es Papoose in seinem Alphabetical Slaughter getan hat. Oder auch Gift of Gab (Alphabet Aerobics), Lowkey, Atmosphere und dieser krasse Dude aus Kansas City. Alliterations-Kettensägenmassaker.

Nett von Eko, dass er im Video den Text mitserviert. Gar nicht so einfach, immer zu verstehen, ob und welchen Sinn das Buchstabenmassaker hatte. "Das war schon ganz gut für den Anfang", sagt Van Damme.



Kapitel 2: Aufzähler-Style

Nomen-Rap könnte man es auch nennen, Eko will als Erfinder (?) aber auch den Namen selbst bestimmen können. "Aufzähler-Style" also. Da das selbst die Fanta 4 können, muss Eko mehr bieten. Verlangt werden Wörter auf Japanisch, Arabisch, Französisch, Türkisch und Deutsch. Denn Sinn zu finden ist auch hier wieder schwer, aber Aufzähler haben durchaus ihren eigenen Charme. So wie ein Haiku. Oder eine Fuge. Oder Hallenfußball. Der Witz liegt in der Begrenztheit der Mittel. Der Flow, die Wörter und die gefundenen Reime sind hier das Ausschlaggebende.

Kapitel 3: New York vs. Los Angeles

Aus dem 1000-Bars-Konzept könnte man ein super Gesellschaftsspiel für angehende Sprechgesangsartisten entwickeln. Mal so am Rande.

In Runde drei wird Hiphop-Geschichte vermittelt. Für die muss man die Styles der zwei bedeutendsten Städte kennen: New York und Los Angeles.

Wie fasst man die Unterschiede der Rap-Stile der beiden Metropolen knapp zusammen? Rap aus New York ist meist sehr lyrisch und muss eine gute Technik aufweisen. Rap aus Los Angeles geht mit guten Flows und Stimmeinsatz stärker auf den Beat ein. Kannst du mit der Definition leben? Was sagst du zu Ekos Umsetzung?

Kapitel 4: Bitte Spitte

Das sollte Eko wohl können: Wörter mit einer doppelten Bedeutung finden. Mehr als zehn Jahre nach dem ersten Bitte Spitte fragt man sich allerdings, ob es noch unbenutzte Reime mit einer doppelten Bedeutung gibt. Eko liefert eine klare Antwort. Mit zwei kleinen Hilfsmitteln: der türkischen und der englischen Sprache.

Kapitel 5: Doubletime

Unser angehender Meister-Rapper muss in doppelter Geschwindigkeit rappen. Das erfordert Skills, denn die Wahrscheinlichkeit den Takt nicht genau zu treffen oder Probleme bei der Aussprache zu bekommen und unverständlich zu werden, steigt rapide an. Eko flowt's runter. Der nächste bitte.

Kapitel 6: Triole

Hätten wir im Musikunterricht mal besser aufgepasst. Das Wort kennt man, sagen wir mal, seit Neongelb von Kool Savas. Aber was ist eine Triole? Van Damme sagt, es wäre ein 3/4-Takt, aber kann man hier nicht auch super bis vier zählen? Telefonjoker: "Eine Triole teilt einen Schlag auf drei Drittel auf. Ob das ein Dreivierteltakt ist, kommt darauf an, wie schnell man zählt. Wenn man das als langsamen 4/4-Takt betrachtet, ist der Flow triolisch. Weil quasi drei Silben auf einem Schlag kommen. Oder man könnte das als 3/4-Takt zählen, dann zählt man die Triolen des 4/4-Taktes sozusagen als Schläge und er würde nicht auf Triolen rappen, sondern auf Achtel."

Alles verstanden? Ich nicht. Klingt aber gut.

Kapitel 7: Tripletime

Und er setzt noch mal einen drauf. Alles was wir in Kapitel 5 geschrieben haben, gilt hier erst Recht. Die Umsetzung klingt gut und trotz Tempo entspannt.



Kapitel 8: Tupac vs. Biggie

Die ewige und nicht-enden-wollende Debatte, wer besser ist. Hier entsteht die Verbindung zu Kapitel 3. East oder Weast Cost? New York oder Los Angeles? 2Pac oder Biggie? Beide Seiten haben ihre Verfechter und ihre Kritiker. Am Ende des Tages bleibt es Geschmackssache. Fakt ist jedoch, dass sowohl 2Pac als auch Biggie Unglaubliches erreicht und geleistet haben.

Dass Eko 2Pac kann, wissen wir schon länger. Die Betonung passt, er zieht die Stimme am Ende der Lines hoch, er trifft das Reimschema.

Von Biggie feiert Eko vor allem die späteren Werke, als Notorious es aus dem Ghetto ins Penthouse geschafft hatte. Typische Stilelemente, wie das direkte Aneinanderreihen von Reimwörtern, sind zu finden.

Kapitel 9: Oldschool

Nach dem achten Kapital ist man noch vollkommen in Oldschool-Stimmung, also macht es Sinn, direkt noch weiter zurückzugehen. Ek übersetzt Klassiker ins Deutsche. Zu der Aufgabe gehört auch, dass die Reihenfolge der Songs chronologisch sein muss. 

Los geht's mit der ersten Rap-Veröffentlichung, dem unsäglichen Rappers Delight von der Sugar Hill Gang. Dann The Message von Grandmaster Flash und direkt der Wechsel auf die andere Küste, zu Straight Outta Compton von N.W.A. Dann das witzige Jump von Kris Kross, das gestörte Shimmy Shimmy Ya von Ol' Dirty Bastard, The Next Episode von Dr. Dre und Snoop Dogg, In Da Club von 50 Cent und schließlich Lose Yourself von Eminem. Ja, das kann man alles als Klassiker bezeichnen.

Kapitel 10: Deep

Zeit für Inhalt. Sachen hinterfragen, eigene Erlebnisse reflektieren und Revue passieren lassen. Keins von Ekos Lieblingsgebieten, wie Van Damme weiß. Grade zusammen mit dem Video, muss man sagen: das haben andere auf ihren Alben schon schlechter gemacht. Gutes Ding!

Kapitel 11: Dipset

Nachdem es grade so deep war, geht es jetzt ganz nach oben. "Schön von oben herab" heißt es in der Aufgabenstellung. Der Dipset-Style. Mit dem Zucken in der Stimme. Auch hier reklamiert Eko: ich war der Erste, der das auf Deutsch übersetzt hat! Auf den Feuer über Deutschland-DVDs kann man diverse andere mit dieser Kampftechnik bewundern. Ein, zwei Adlibs mehr und es wäre perfekt gewesen. Großes Tennis!

Kapitel 12: Swag

Jetzt soll Eko seine Skills auf Trap-Beats beweisen, auch wenn er selbst davon nicht sonderlich überzeugt zu sein scheint: "Aber Meister, das ist doch kein Hiphop!"

Vor der Aufgabe kann man sich nicht drücken, wenn man die Meisterprüfung bestehen möchte. Ob man diese Kategorie unbedingt "Swag" nennen muss, ist eine andere Geschichte, aber Eko: Kommt geil, mach das öfter! "Ich sag den selben Satz drei mal und schon hab ich eine fucking down south hook" – hahaha

Kapitel 13: Storytelling

Beim Storytelling geht es bekanntermaßen darum, eine Geschichte in Rapform zu verpacken. Lebenserfahrungen, Gesellschaftskritik, philosophische oder auch politische Themen, in einer Geschichte.

Die Integration soll Eko besprechen und zwar ohne Klischees und von allen Seiten. Er erzählt die Geschichte von einem Türken, der sich "unter Ausländern fremd fühlt" und einem Deutschen, der eher "Kanake ist". Richtig gut!

Kapitel 14: Interview

Hier führt Eko ein Interview mit sich selbst, natürlich in Rap-Form. Zielscheibe ist die böse Presse mit ihren sinnlosen Schlagzeilen, die nur auf Aufmerksamkeit und Klicks aus ist. Immer drauf auf die Schweine! Freezy gibt Kontra und zeigt dem Interviewer ganz genau was er davon hält.

Kapitel 15: Lady

Thema Frauen. In der Aufgabenstellung wird nach etwas Originellem verlangt: "Als würde dich ein verrückter Fan verfolgen oder so".

Genau das macht Eko dann auch. Er zieht über das klischeemäßige Groupie-Girl her, das nur etwas mit ihm zu tun haben will, weil er erfolgreich ist. Mit Mühe und Not schafft er es dann doch, die kranke Stalkerin abzuschütteln. First World Problems.

Kapitel 16: Kanak vs. Backpack

Es heißt hier: Rap sei in zwei Lager gespalten, die "Straße" und der "Rucksack". Eko versucht das Unmögliche, will beide Styles beherrschen und die Rap-Welt wiedervereinen. Es kann nur einen geben. Und es macht Spaß, zuzuhören.

Kapitel 17: Teacher

In 1000 Bars darf natürlich die positive Message nicht fehlen. Probleme und Missstände anzusprechen, ist auch ein essentieller Bestandteil von Rap. So haben die Jugendlichen in Stadtteilen wie Harlem oder der Bronx auf sich aufmerksam gemacht und so macht man es heute bei uns. Eko blickt auf seine Lebenserfahrung und sagt uns, was man daraus lernen kann.

Master of Ceremonies: Bestanden

Eko hat die Meisterprüfung bestanden. Er darf sich mit Fug und Recht MC nennen. Die letzten Worte gehören ihm. Er bedankt sich bei seinen Fans für den Support, grüßt Kool Savas und spricht über das nächste Album: Da die Skills mit den 1000 Bars abgearbeitet sind, freut er sich darauf, viele Themen-Tracks aufzunehmen. Wenn er Gold geht, haut er vielleicht sogar 2000 Bars raus. Konzeptideen gerne in die Kommentare.

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