Darauf warten wir: Die heißesten US-Rap-Alben 2015!
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Ein Scheißjahr ist zu Ende gegangen. Das weiß nicht nur die allwissende Spex. Wenn man sich die amerikanischen Gewinner und Nominierten der aktuellen Hiphop.de-Awards anschaut, fällt einem doch sehr deutlich auf, dass es überwiegend neue Namen sind, die man liest.

Alben wie Oxymoron und My Krazy Life waren sicher alles andere als schlecht, aber das gewisse Quäntchen Etwas hat in den USA vergangenes Jahr irgendwie schon gefehlt.

Vielleicht lag es daran, dass alle Top-Stars und Qualitätsgaranten schon 2013 ihr Pulver verschossen hatten. 2Pac wusste allerdings schon, dass am Ende einer dunklen Nacht ein noch hellerer Tag als zuvor wartet. Das bedeutet nämlich gleichzeitig, dass es 2015 eine Menge aufzuholen gibt – wir freuen uns darauf und warten sehnsüchtig. Das sind die heißesten Alben des kommenden Jahres!

10. Meek Mill – Dreams Worth More Than Money

Das Rennen um das früheste Schwergewichtler-Album des Jahres sollte Meek Mill eigentlich mit Abstand gewinnen. Als sich alle auf den Nachfolger zu Dreams and Nightmares gefreut haben, musste Meek in den Bau. Wahnsinnig schlechtes Timing, und so bekamen wir 2014 stattdessen ein Stalley-Debüt und gleich zwei Alben vom MMG-Boss Rick Ross. Besonders überraschend wird das zweite Meek Mill-Album allem Anschein nach nicht, aber was soll’s. Manche Künstler will man doch auch genau so, wie man sie kennt. Wer sich als Genießer aggressiven Raps schätzt, findet mit Dreams Worth More Than Money seinen Heiligen Gral. Der Schweizer Brettbauer OZ ist übrigens auch dabei. 

9. Pusha T – King Push

Vergangenes Jahr hätte Pusha mit My Name Is My Name wahrscheinlich mit das Album des Jahres abgeliefert. Denn das war doch schon das perfekte Pusha T-Album. Aber das Leben ist nicht fair, deshalb muss er nochmal ran. Zu unserem Glück. Zugegeben, Lunch Money klingt ein bisschen komisch – aber das Gleiche sagte man auch über Numbers On The Boards. Die Chancen, dass ein neptunes-lastiges Album in irgendeiner Art auch nur annähernd schlecht wird, sind ohnehin so niedrig wie das momentane Wahlergebnis der FDP.

8. 50 Cent – Street King Immortal

Keine Sorge, Detox ist nicht in dieser Liste. Um so einen katastrophalen Ruf zu ergattern, braucht Fifty noch einige Jahre. Und nüchtern betrachtet ist es gar nicht so unwahrscheinlich, dass Street King Immortal dieses Jahr in den Regalen steht. Okay, Animal Ambition war nicht gerade das Gelbe vom Ei. Aber schon damals versicherte Fiddy uns im Interview, dass das nächste Album inklusive Welttournee in den Startlöchern steht. Wird ja auch langsam Zeit. Das letzte gute 50 Cent-Album feiert dieses Jahr nämlich erschreckendes Jubiläum: The Massacre wird zehn Jahre alt. 

7. Yelawolf – Love Story

Rappen? Kann er. Live? Reißt er ab. Interessanter als die meisten Rapper ist er sowieso. Und ohnehin ist für einen Eminem-Schützling alles andere als die Rap-Weltherrschaft ein Versäumnis. Was läuft also falsch in Yelawolfs Karriere? Vor dem Album sollen noch vier Videos kommen, sagte er uns Ende vergangenen Jahres im Interview. Mit der vielversprechenden ersten Single Till It’s Gone schlägt Yelawolf jetzt endlich eine neue, passendere Stilrichtung ein. Vielleicht klappt’s ja diesmal. Vielleicht wird Love Story ja seine The Slim Shady LP. Infinite war immerhin auch kein Meisterwerk.

6. Lil Wayne – Tha Carter V

Gemessen an der Qualität und kulturellen Tragweite der Carter-Alben wird der fünfte Teil der Serie ja sowieso ein Sureshot. Gemessen an der aktuellen Tagesform von Weezy wohl eher nicht. Wenn aber ein Rapper überraschen kann, dann ist das Lil Wayne – leider eben auch negativ. Bleibt nur zu hoffen, dass wir und Weezy selbst von Unfällen wie dem Soulja Boy-Beat auf I Am Not A Human Being 2 verschont bleiben. Neben zwischenzeitlicher Todesangst um Wayne, dem langsamen Zerfall von Cash Money Records und diversen Ankündigungen, dass Tha Carter V sein letztes Album sein soll, kann Weezy vielleicht noch ein letztes Mal musikalische Schlagzeilen schreiben. Vielleicht auch nicht. Dafür gibt es ja dann Tha Carter VI von Young Thug.

5. A$AP Rocky – ?

Kalender raus, 24 Monate zurückblättern – da wären wir: Fast auf den Tag genau kam Long.Live.A$AP vor zwei Jahren auf den Markt und hat den Rap-Erdboden aber mal amtlich zum Rütteln gebracht. Seitdem ließ sich Flacko Zeit, besuchte das Splash!, schimpfte über geklaute Mützen, und hat hoffentlich nicht weniger geile Musik als davor gemacht. Wenn es so weiter geht, wie es mit Multiply angefangen hat, kann es einem schon wieder schnuppe sein, dass kein A$AP-Labelsampler erscheint. Rocky regelt das schon alleine.

4. Macklemore & Ryan Lewis – ?

Glückwunsch, Macklemore wird Vater! Das wird aber hoffentlich nicht sein einziges Release dieses Jahr bleiben. Die beiden Jungs aus Seattle sind nämlich noch länger als Rocky ohne Album unterwegs. The Heist hatte aber zugegebenermaßen genug Hits im Gepäck, um sogar bis heute die Charts zu füllen. Was das Album indes auf jeden Fall gefüllt hat, sind die Taschen der beiden. Welttournee, Festivals, Platz-1-Singles, Gold, Platin, Grammys – das komplette Paket. Nebenbei gab es auf der Platte alles zu finden, was sich ein Rap-Fan wünscht – Flows, Reimketten, Wortspiele, Message. Wenn man es genau nimmt, ist The Heist eigentlich ein geheimer Klassiker. Dementsprechend hoch ist auch der Druck auf dem Duo, das die Independent-Fahne in den USA ganz hoch im Himmel hält. Es kann nur Großes kommen.

3. Drake – Views From The 6

Man, was muss Hiphop diesem Heartbreaker aus Toronto danken. Fast ganz alleine hievte er das Genre aus der drohenden Bedeutungslosigkeit und Redundanz und ebnete den Weg für hochqualitative Rap-Musik mit Pop-Appeal. Der Nebeneffekt lässt sich auch sehen: Für drei Alben hängen hinten an der Wand drei Platinplatten. Wenn einer auf dieser Liste mit Sicherheit nicht floppen wird, ist es Drizzy. Auch schon ohne Album hat er das vergangene Jahr spannend gehalten wie kaum ein Zweiter. Während Drake selbst auf den Bühnen der Welt unterwegs war, ist 0 To 100 nebenbei mal zur Single des Jahres avanciert. Seine OVO-Labeljünglinge ILOVEMAKONNEN und PARTYNEXTDOOR dominieren die Blogs, aber es ist das Album des Chefs, auf das alle gespannt warten. Auf dem Coachella darf er Views From The 6 dann als absoluter Headliner eventuell schon präsentieren.

2. Kanye West – ?

Wo wir gerade von Rap-Musik mit Pop-Appeal sprachen: Wenn es einen Künstler gibt, der das noch vor Drake in Perfektion umgesetzt hat, ist es der allmächtige Kanye. Von The College Dropout über 808s & Heartbreak bis hin zu My Beautiful Dark Twisted Fantasy hat er jedes Mal eine Welle voller Inspiration losgetreten, die die nächsten Jahre überschwappte. Yeezus spaltet dagegen noch bis heute die Massen. Ob irgendwer demnächst auf EDM-Industrial-Beats mit Soul-Hooks rappt, bleibt erstmal abzuwarten (wessen Geschmack das trifft, der sollte sich zumindest Travi$ Scott zu Gemüte führen). Selbst Yeezy selbst könnte sich wieder davon abwenden, um zu neuen Ufern aufzubrechen. Mit auf die Reise kommen dieses Mal ganz frische Newcomer wie Ty Dolla $ign – oder ein gewisser Paul McCartney.

Bevor wir verraten, auf wen es sich am meisten zu gedulden lohnt, haben es aber natürlich noch andere verdient, erwähnt zu werden. Eben jener Travi$ Scott zum Beispiel – man möge sich einfach nur Owl Pharaoh und Days Before Rodeo auf die Playlist ziehen und dann weiß man, zu was der 92er-Jahrgang-Texaner im Stande ist. 

Ty Dollar $ign ist ebenso einer, auf den man gespannt sein sollte. Mit den bisher bestenfalls mittelmäßigen Mixtapes hat er zwar keine Bäume ausgerissen, aber wer mit den Herrschaften McCartney und West in einer mexikanischen Villa chillt, muss etwas ganz Besonderes in Petto haben.  

Ähnlich wie bei Slaughterhouse – der Glauben ist noch nicht ganz verloren, wenn Just Blaze keinen Unsinn redet. Für den Typen, der deine Lieblinghits von Touch The Sky bis No Love produzierte und die Soul-Samples ins kalte New York zurückgebracht hat, muss es ein Leichtes sein, die Rasselbande von Ausnahmerappern in das gleiche Studio zusammenzutrommeln um endlich mal ein passend gutes Album auf die Beine zu stellen.

Die Rasselbande aus Chicago rund um Lil Durk, Lil Herb und Lil Bibby ist uns auch noch eine ganze Menge Debüt-Alben schuldig. Mit ausschließlich Mixtapes lässt es sich nämlich auch in der Windy City nicht leben. Dann aber bitte mit dem Minimalsten an Labelauflagen, Pop-Singles und Chris Brown-Features. 

Den Ausgleich zum Trap-Drill-Gewitter bringen hoffentlich Mr. Wonderful aka Action Bronson, A Tribe Called Quest-Mastermind Q-Tip und der Lieblingsrapper deines Lieblingsrappers, Nas. Und da gab’s ja noch das gewisse Jay Electronica-Album. Schon gut… Detox erwähnen wir nicht.

1 – Kendrick Lamar – ?

Queens, New York – etwa 4000 km und sechs Flugstunden östlich von Compton, Los Angeles. Da findet man einen gewissen Nasir Jones. Wenn es ihm aufgrund der "King Of New York"-Debatte inzwischen nicht als feindseliger Grenzübertritt (Stichwort "NRW-Verbot") angerechnet wird, sei es Kendrick empfohlen, diese Reise auf sich nehmen, um Nas zu fragen, wie man denn ein Album macht, wenn man mit dem Debüt einen zeitlosen Klassiker in den Boden gestampft hat. Oder vielleicht lieber, wie man es nicht macht. Hört sich nach einem Luxusproblem an – schließlich gab es nichts als Erfolg und Lobhudeleien für good kid, m.A.A.d city –, aber es ist ein schwerwiegenderes Problem als man annimmt. Wenn Kendrick mit seinem Nachfolgealbum nicht zu überzeugen weiß, wird der Mythos des neuen Rap-Kings erstmal wieder in Schall und Rauch verpuffen. Ach, was reden wir denn da! Das nächste Album wird genauso begeistern wie seine BeatsByDre-Parts, sein Control-Ausraster und i. Es stellt sich einzig und allein die Frage, ob tatsächlich ein souliges, funkiges Album aus dem sonnigen Westen kommt, oder es bei der alten Düsterheit bleibt. Wie auch immer – 2015 wird ein verdammt gutes Jahr!