Battle entschieden? Was für Kendrick Lamars Sieg über Drake spricht

Eine solch epische Dimension hat Rap-Beef lange, lange Zeit nicht mehr angenommen: Kendrick Lamar und Drake hauen sich die Disstracks nur so um die Ohren. Fast jeder hat eine Meinung zum Battle der US-Rap-Giganten. Doch ist das Hin und Her vielleicht sogar schon entschieden?

Es gibt keine offizielle Jury. Kein repräsentatives Voting. Aber es gibt ein Stimmungsbild. Und das fällt ziemlich eindeutig aus. Demnach hätte Kendrick - Stand jetzt - im wohl größten musikalisch ausgetragenen Beef der letzten Jahrzehnte triumphiert.

Kendrick Lamar zwingt Drake in die Defensive

Zum bisher letzten Showdown im Schlagabtausch der beiden Ausnahme-Rapper ist Drake mit "The Heart Part 6" angetreten. Ein Disstrack, der den Kanadier vor allem aus einer Verteidigungshaltung heraus rappen lässt. Drake weist dabei Pädophilie-Vorwürfe von sich – und wählt dafür mitunter abenteuerliche Begründungen. (Er ist zu berühmt dafür? Hä?)

Darüber hinaus will Drake seinen Kontrahenten mit jeder Menge falschen Informationen versorgt haben. Eine bisher geheim gehaltene 11-jährige Tochter? Ein Foto des dubiosen Inhalts eines Koffers, der angeblich Drakes Vater gestohlen wurde (und schließlich als Single-Cover für Kendrick Lamars "Meet The Grahams" herhält)? All das soll der Gegenseite vom OVO-Camp meisterhaft zugespielt worden sein. Nur unterfüttert Drake diese Aussagen nicht. Er präsentiert bislang nichts um den Track herum, was irgendeine Beweiskraft hätte.

Auch verzichtet der Kanadier auf "The Heart Part 6" darauf, Kendrick neue Gemeinheiten an den Kopf zu werfen. Vorwürfe der häuslichen Gewalt, eine angeblich zerrüttete Beziehung, Kendricks Geschäftspartner Dave Free als den möglichen Kindsvater – das hatte Drizzy so ähnlich schon im Vorhinein auf "Family Matters" untergebracht.

"The Heart Part 6" findet wenig Zuspruch

All diese Mängel bleiben auch den Fans nicht verborgen. "The Heart Part 6" hat für Drake nicht den gewünschten Effekt. Der Track sammelt auf YouTube phasenweise mehr Dislikes als Likes. Auf Twitter/X ist man sich ebenso weitestgehend einig: Drake, das war nichts. Die Wendung "Nah Drake" trendet kurz nach der Veröffentlichung.

Doch nicht überall fällt Drake durch. Mit Dizaster findet er beispielsweise einen äußerst prominenten Fürsprecher. Der Battlerap-Titan sagt nach dem Hören von "The Heart Part 6" gegenüber Vibe: "Ja, Drake hat eindeutig gewonnen." Der Track sei zudem "eine Kugel in den Kopf".

Kendrick Lamar greift nach Chart-Krone

Der Startschuss des Battles ist schon mit einem Nummer-1-Hit gefallen. Futures, Metro Boomins und Kendrick Lamars Kollabo "Like That" steht weiterhin in den Top 10 der US-Charts. K-Dots "Euphoria" rangiert eine Woche nach Release auf der #11. Mit "Meet The Grahams" und "Not Like Us" gibt es weitere Anwärter auf Spitzenpositionen. Das könnte zur Folge haben, dass zeitnah gleich vier Drake-Disstracks in den Top 10 stehen. Wie eindrucksvoll soll ein Statement noch ausfallen? "Not Like Us" könnte es dabei sogar auf die #1 schaffen. Einen Streaming-Rekord (der bisher natürlich von Drake gehalten wurde) hat Kendrick Lamar bereits pulverisiert.

"Not Like Us" wird zum Clubbanger & läuft bei den NBA-Playoffs

Apropos "Not Like Us": Ob bei einer Poolparty mit Rick Ross oder direkt im Club: Der von Mustard produzierte Track kommt auch beim Partyvolk hervorragend an. Und das war noch nicht alles. "Not Like Us" schlägt Wellen und ist im Sportprogramm von TNT angekommen. Die Berichterstattung rund um das zweite Playoff-Spiel der Denver Nuggets gegen die Minnesota Timberwolves wird von Kendricks Diss begleitet. Im Vorfeld hatte TNT bereits "Euphoria" ins Programm eingebaut. Auch die Los Angeles Dodgers (Baseball) setzen vor ihrem Spiel auf den Drake-Diss.

Es gibt noch viele weitere Anzeichen dafür, dass Drake sich wohl ohne weitere Moves mit einer Niederlage auseinandersetzen müsste. Selbst Professoren kommen zu diesem Urteil.

Wie kann Drake noch zurückkommen?

Ein anderes Stimmungsbild könnte sich jedoch ergeben, wenn der Kanadier Belege oder Beweise für seine Erklärungen in "The Heart Part 6" vorlegt. Die bloße Behauptung, Kendrick mit einer Art Masterplan hinters Licht geführt zu haben, wird nicht reichen, damit der Wind sich dreht. Falls Drake hier wirklich meisterhaft 3D-Schach gespielt hat, sollte er seine Züge für alle nachvollziehbar offenlegen.

Insofern Drizzy in irgendeiner Form (Chats, Unterlagen, etc.) glaubhaft machen kann, dass er tatsächlich ein geborener "Master Manipulator" ist, stünde Kendrick plötzlich ziemlich entblößt da und wäre selbst in der Defensive.

Bleibt dabei noch zu hoffen, dass abseits lyrischer Punches keine andere Gewaltspirale in Gang kommt. Vor Drakes Anwesen in Toronto fielen kürzlich Schüsse.

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