Die 8 schockierendsten Rap-Mordfälle: Teil 1
Collage von Canserbero, Indian Red Boy, Pop Smoke und KTS Dre

Dass ein Rap-Artist ermordet wird, ist schon lange keine Einzelfall mehr – insbesondere in den USA. Die Studie "Music to die for: how genre affects popular musicians' life expectancy" von 2015 liefert Zahlen zu den Todesursachen von Artists unterschiedlicher Genres. Dabei stellte sich heraus, dass 51 % der verstorbenen Hiphop- und Rap-Artists ermordet wurden. 

Von tragischen Mordfällen, wie jenen von 2Pac und The Notorious B.I.G., hat nahezu jeder Hiphophead mitbekommen. Allerdings gibt es weitaus mehr Hiphop- und Rapartists, die ihr Leben verloren haben – und das, auf schockierende Art und Weise. Von einem inszenierten Suizid bis hin zur Ermordung während eines Livestreams – hier findet ihr die ersten vier der schockierendsten Rap-Mordfälle.

Ermordet während Instagram-Livestream: der Fall Indian Red Boy 

Es ist wohl einer der verstörendsten Instagram-Livestreams jemals: Noch vor laufender Kamera wird der Rapper Indian Red Boy erschossen. Der 21-Jährige wohnt in Los Angeles und befindet sich in einem Auto, als er den besagten Livestream am 8. Juli 2021 startet. Während des Streams fallen auf einmal Schüsse: Der Rapper wird mit drei Schüssen in den Kopf getroffen. Im Livestream ist zu sehen, wie Indian Red Boy nach Luft schnappt und seine letzten Worte spricht: "Hilfe holen". Daraufhin sackt er in seinem Sitz zusammen. 

Als die Polizei eintrifft, ist der Rapper bereits verstorben. Bis heute stellt sich die Frage, wer hinter der Ermordung von Indian Red Boy steckt. Trotz der Analyse des Instagram-Livestreams konnte kein Täter identifiziert werden. Noch rätselhafter wird es, wenn es um das Mordmotiv geht. Der Polizei nach sei es "aus dem Nichts" zu der Schießerei gekommen. Wie so oft in der amerikanischen Rap-Szene wird hinter der Ermordung von Indian Red Boy eine Gang-Rivalität vermutet. Genauer soll der Rapper ein Wandgemälde des verstorbenen Rappers Nipsey Hussle verunstaltet haben und infolgedessen umgebracht worden sein. Diese Mutmaßungen gelten allerdings nicht als bestätigt. Somit gilt der Fall Indian Red Boy weiterhin als ungelöst.

Inszenierter Suizid: Der Fall des venezolanischen Rappers Canserbero 

Es ist Dienstag, der 20. Januar 2015. In dieser Nacht stürzt in der venezolanischen Stadt Maracay ein 26-jähriger Mann aus dem 10. Stock eines Wohnhauses: der Rapper Canserbero. Er wird tot vor dem Wohnhaus aufgefunden – in der Wohnung wird eine weitere Leiche entdeckt: die des Musikers Carlos Molnar. 

Was in der besagten Nacht geschehen sein soll, rekonstruierten die venezolanischen Behörden zunächst folgendermaßen: Anfangs wird davon ausgegangen, dass Canserbero sich in der Wohnung des befreundeten Bassisten aufgehalten habe. Sein psychischer Zustand sei schlecht gewesen – dem Rapper werden Schizophrenie und Depressionen nachgesagt. Canserbero soll sich in einem psychotischen Zustand befunden haben, als er den befreundeten Musiker Carlos Molnar erstach und sich daraufhin aus dem zehnten Stock stürzte.

Allerdings werden im Rahmen der Untersuchung einige Ungereimtheiten entdeckt, die die Behörden immer mehr an einem vermeintlichen Suizid des Rappers zweifeln lassen. Unter anderem bestand das Fenster, aus dem sich Canserbero angeblich gestürzt haben soll, aus einzelnen Lamellen. Die einzelnen Gläser hätten dabei zuvor von dem venezolanischen Rapper entfernt worden müssen – was angesichts des psychotischen Zustands als fragwürdig eingestuft wurde. Zudem seien die Gläser später von einer Person wieder angebracht worden. Zu betonen ist auch, dass Canserberos Familie behauptet, dass der Rapper nicht psychisch krank war.

Mehrere Jahre nach den ersten Ermittlungen wurden aufgrund der vielen Ungereimtheiten neue Untersuchungen der venezolanischen Behörden angestellt.  Was zunächst als Suizid abgetan wurde, entpuppte sich als Mord. Es stellte sich heraus, dass die einzige Augenzeugin am Tatort, María Natalia Amestica, hinter dem Doppelmord steckte. Sie ist nicht nur die Managerin des Rappers gewesen, sondern auch die Lebensgefährtin des Musikers Carlos Monar. Dies gab sie im Rahmen von Polizeivernehmungen zu. Darüber hinaus war ihr Bruder, Guillermo Amestica, in den Doppelmord involviert. Als Mordmotiv entpuppte sich – wie leider so oft – der Streit um Geld. Insbesondere sei es um die Organisationskosten einer Tour des Rappers gegangen. 

Statt wie ursprünglich angenommen, lief die Tatnacht am 20. Januar 2015 folgendermaßen ab: Canserbero hat Carlos Molnar und seine Managerin besucht – dort verabreichte María Natalia Amestica dem Rapper und ihrem Lebensgefährten einen Tee mit Anxiolytikum, ein angstlösendes Medikament. Beide Männer wurden daraufhin schläfrig. In diesem Moment erstach María Natalia Amestica ihren Lebensgefährten Carlos Molnar. Der Rapper Canserbero habe ihrer Aussage nach noch wahrnehmen können, wie Carlos Molnar ermordet wurde. Als er ebenfalls bewusstlos war, stach die Managerin auch auf ihn ein. Daraufhin rief María Natalia Amestica ihren Bruder und Komplizen an, um den Doppelmord zu vertuschen und den Selbstmord von Canserbero zu inszenieren. Aber nicht nur die Geschwister vertuschten die Morde – auch die Behörden haben dabei geholfen.

So sei der Kriminalpolizei angeblich 10.000 Dollar gezahlt worden, um die anfängliche Mord-Selbstmord-Hypothese zu untermauern. Ebenfalls soll der damals zuständige Pathologe zu der Vertuschung der Morde beigetragen haben. Knapp acht Jahre nach dem Mord wurden die Täter verhaftet: Die Geschwister müssen eine 25-jährige Gefängnisstrafe verbüßen. Der venezolanische Rapper Canserbero wurde vom Rolling Stone Magazine mit dem ersten Platz der 50 größten spanischsprachigen Rapper geehrt. 

64 Schüsse: der Fall KTS Dre

Der Drill-Rapper KTS Dre kommt aus Chicago, KTS steht dabei für die Worte "kill to survive", die auch auf seinem Hals tätowiert sind. Der Rapper wurde nur 31 Jahre alt. Wie er ums Leben kam, ist nicht nur außerordentlich brutal, sondern wirft durchaus einige Fragen auf. 

Wir befinden uns im Jahr 2021: Der Drill-Rapper war aufgrund von Waffenbesitz und des Widerstands gegen die Polizei im Gefängnis. Am Samstag, dem 10. Juli, kam KTS Dre auf Kaution frei. Allerdings wurde die Kaution bereits am Vortag von seiner Verlobten hinterlegt – warum seine Haftentlassung verzögert wurde, ist unklar. Berichten zufolge befand sich KTS Dre vor dem Gefängnis, als sich ein Auto mit zwei bewaffneten Männern näherte. Gegen 20:50 Uhr feuerten diese etliche Schüsse ab: Insgesamt durchlöcherten 64 Kugeln den Körper von KTS Dre. Wenig später erklärte man den Rapper im Krankenhaus für tot.

Das Rätselhafte an seiner Ermordung: Warum wurde der Rapper verspätet entlassen und woher wussten die Schützen vom exakten Zeitpunkt seiner Haftentlassung? Ebenfalls fragwürdig ist die Aussage der polizeilichen Behörden, dass es abgelehnt werde, weitere Details zum Vorfall zu veröffentlichen. Im Netz wird den Behörden unterstellt, in die Ermordung von KTS Dre involviert zu sein. 

Diese Vermutungen stützen sich darauf, dass bis heute keine Verhaftungen im Fall stattgefunden haben – und das, obwohl die Ermordung des Rappers direkt vor den Augen der Polizei geschah. Die zuständigen Behörden vermuten eine mögliche Gang-Rivalität als Tatmotiv. KTS Dre soll der Gang "Gangster Disciples" angehört haben.

Überfallen & ermordet: der Fall Pop Smoke

Es ist ein Rap-Mordfall, der die Medien im Februar 2020 beherrscht: die Ermordung von Pop Smoke. Der aufstrebende Drill-Arist befand sich an der Spitze seiner Karriere, als sein Leben auf tragische Weise endete.

Am 19. Februar hielt sich Pop Smoke mit weiteren Personen in einem Haus in den Hollywood Hills auf. Wie unter anderem die New York Times berichtete, sind gegen 4:30 Uhr morgens vier Verdächtige in Pop Smokes Unterkunft eingedrungen. Die Personen waren maskiert und bewaffnet. Im Schlafzimmer ist es dann zur Tötung des 20-Jährigen gekommen: Pop Smoke befand sich in der Dusche, als der bewaffnete Eindringling sein Schlafzimmer betrat und ihm dreimal in den Rücken schoss. Die weiteren Personen, welche sich zu diesem Zeitpunkt ebenfalls im Haus aufhielten, verständigten schließlich die Polizei. Daraufhin wurde Pop Smoke ins Krankenhaus eingeliefert, in welchem er wenige Stunden später verstarb. Das Merkwürdige an der Tat: Ausschließlich Pop Smoke wurde ermordet. 

Zu Beginn der Ermittlungen gab die Polizei nur wenige Details über den Vorfall bekannt. Ein Motiv, geschweige denn Verdächtige zu verhaften, gestaltete sich über die ersten Monate der Untersuchungen schwierig. Schon zu Beginn wurde davon ausgegangen, dass es sich bei dem Vorfall um einen aus dem Ruder gelaufenen Raub handele. Diese Vermutungen stützten sich darauf, dass sowohl Pop Smoke, als auch sein im Haus anwesender Freund Mike Dee einige Bilder in den sozialen Medien posteten, auf welchen jede Menge Geld sowie Luxuswaren zu sehen waren. Zudem war die Adresse des Hauses teilweise auf einem der Postings von Mike Dee zu sehen. Außerdem teilte Pop Smoke Aufnahmen einer Designertasche, auf deren Verpackung die vollständige Adresse der Unterkunft zu sehen war. Wie die Polizei feststellen konnte, waren tatsächlich einige Gegenstände in dem Haus abhandengekommen – ob es sich bei der Ermordung von Pop Smoke allerdings um einen geplanten Raub oder einen gezielten Mord handele, wurde zu diesem Zeitpunkt noch nicht veröffentlicht.

Knapp vier Monate später gelang den Behörden allerdings der erste Durchbruch: Fünf Verdächtige wurden im Zusammenhang mit der Ermordung von Pop Smoke festgenommen. Vier der mutmaßlichen Täter wurden dabei für die Ermordung von Pop Smoke angeklagt. Dabei war besonders erschreckend, dass alle der Angeklagten unter 20 Jahren alt waren. Im Laufe des Prozesses stellte sich heraus, dass der mutmaßliche Mörder des Drill-Rappers zum Tatzeitpunkt gerade mal 15 Jahre alt war. 

Die Aussagen der Angeklagten verrieten neue Details: Tatsächlich handelte es sich um einen aus dem Ruder gelaufenen Überfall. Die Jugendlichen erfuhren über die bereits erwähnten Instagram-Postings von Pop Smoke, wo er sich aufhielt. Dabei sei insbesondere der Schmuck – eine diamantenbesetzte Rolex und eine Kette – des Rappers von großem Interesse gewesen. Der mutmaßliche Schütze sagte aus, dass er in eine Auseinandersetzung mit Pop Smoke geriet, als er im Badezimmer nach seiner Uhr verlangte. Allerdings habe sich der Rapper gewehrt – infolgedessen feuerte der damals 15-Jährige die Schüsse ab. Berichten zufolge verkauften die Täter Pop Smokes Uhr für knapp 2.000 US-Dollar.

Aber wie wurden die Täter letzten Endes überführt? Ein Detective des LAPD gab an, dass ein Überwachungsvideo am Tatort die Täter in Verbindung mit dem Mord brachte. Auf diesem sei ein Auto zu sehen gewesen, dessen Kennzeichen zu einem der Täter führte. Da der Mörder von Pop Smoke zum Tatzeitpunkt noch jugendlich war, wurde er zu einer Haftstrafe von gerade einmal vier Jahren verurteilt. Diese verbüßt er in einem Jugendgefängnis.

Zuletzt wollte sich 50 Cent rätselhaften Rap-Mordfällen annehmen – und diese sogar aufklären:

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